help-bayreuth-city.de Offene Plattform für volle Hilfe

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Linus (links) und Colin Banse (rechts) starten eine Hilfsaktion mit dem Titel help-bayreuth-city.de, um den Geschäften und der Gastronomie in der Innenstadt durch die Krise zu helfen. Foto: Ralf Münch Foto: red

BAYREUTH. Spontane Idee, schnell umgesetzt: Colin (23) und Linus (21) Banse, zwei Brüder, die seit Jahresbeginn in der Innenstadt die kleine Agentur Jung und Banse betreiben, wollen denen helfen, die von der Corona-Krise derzeit am stärksten betroffen sind - den Einzelhandel, die Gastronomie, die Dienstleister, die mit sofortiger Wirkung dicht machen mussten. Dicht machen, um die Verbreitung des Corona-Virus zu stoppen oder einzudämmen.

 
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"Wir haben unsere Agentur in der Von-Römer-Straße und natürlich Kontakt mit unseren Nachbarn gehabt, die uns erzählt haben, dass die Situation für sich mindestens ein Stück weit existenzbedrohend ist", sagt Colin Banse im Gespräch mit dem Kurier. "Manche Läden sind bereits seit einer Woche zu." Wenn das sich über mehrere Wochen hin ziehe, werde es ein großes Problem für die Geschäftsleute. Deshalb haben sich die Banse-Brüder hingesetzt und mehr oder weniger über Nacht eine offene Plattform im Internet geschaffen: www.help-bayreuth-city.de

Jeder kann sich melden

"Die Plattform ist offen für alle, wir haben erst heute wieder vier neue Läden angelegt", sagt Banse. Die Idee: Die Bayreuther können sich bei den Läden, die auf der Plattform schon gelistet sind oder noch gelistet werden in den nächsten Tagen, Gutscheine kaufen, können aber auch Spenden bereitstellen, um den betroffenen Betrieben zu helfen. "Wer einen Gutschein über 100 Euro kauft, der tut das gleiche nicht bei Amazon", ist Banse überzeugt. Und: Der faktische Kauf wird eben auf die Zeit nach der Krise verlagert, bringt dann auch wieder entsprechend Frequenz in die Läden.

Von Krise bislang nicht betroffen

Colin und Linus Banse machen die Aktion in beide Richtungen unentgeltlich, "weil uns die Krise bislang noch nicht betrifft und weil es uns genauso hätte erwischen können", wie Colin Banse sagt. Und: "Das Geld geht eins zu eins an den jeweiligen Laden. Wir verdienen keinen Cent dabei." Dabei stecke einiges an Arbeit drin, denn: Nicht nur die Geschäfte, die sich bei den beiden melden, müssen eingepflegt werden, auch der Kontakt zwischen Gutschein-Käufern oder Spendern und den jeweiligen Gewerbetreibenden werde händisch hergestellt: "Ich kontaktiere die Geschäftsleute per Whatsapp", sagt Banse, der Händler, Gastronom oder Dienstleister stelle dann den Gutschein aus und versende ihn an den Kunden, weil "die Gutschein-Abwicklung schon wegen des Finanzamts über das jeweils eigene System mit fortlaufender Nummer gehen muss", wie Banse erklärt. "An sich läuft das aber so wie in einem Online-Shop: Bezahlt wird über sicheren Wege, das Geld geht per Paypal oder Kreditkarte bei uns ein, wir leiten es weiter."

Viele haben kein finanzielles Polster

Katharina Hahne ist eine von den Nachbarinnen von Colin und Linus Banse und betreibt mit Nadina Gack Beauty and the Bar, ein Kosmetik-Konzept, "das wir im vergangenen Jahr ganz neu nach Bayreuth gebracht haben, um ein bisschen Großstadt rein zu holen. Das rennt, wir sind ausgebaucht bis September", sagt Katharina Hahne. Aber: "Da wir bei unseren Klientinnen natürlich keinen Mindestabstand halten können, nah an Mund und Augen sind, haben wir uns schon vergangene Woche entschlossen, zu schließen". Am Dienstag habe sie "nur geheult. Im Auto, im Laden, beim Schlüssel umdrehen", sagt Katharina Hahne. Die Chance, ein finanzielles Polster aufzubauen innerhalb eines Jahres? "Wir haben keinerlei Puffer." Schon beim Zusperren habe sie daran gedacht, dass eine Gutschein-Aktion eine gute Idee wäre, "dann kamen die beiden Jungs, haben das vorgeschlagen und innerhalb eines Tages umgesetzt".

Die Angst, dass es die Innenstadt nach der Krise nicht mehr so wie vor der Krise gibt

Wenn die Kunden das Angebot nutzten, gebe es die Chance für die Geschäfte, "nach der Krise wieder aufzusperren", weil es ja tatsächlich gerade alle betreffe. Verpuffe ein solches Engagement, dürften die Geschäfts zwar vielleicht in vier Wochen wieder öffnen, "aber dann gibt es keine Innenstadt mehr", wie man sie vor Corona gekannt hat. Weil die Geschäfte pleite sind.

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