Der Physiotherapeut weist darauf hin, dass die Smartphone-Nutzung nicht nur schädlich für die Halswirbelsäule sein kann, sondern auch für die Lendenwirbelsäule. Insbesondere dann, wenn man das Mobilgerät viel im Sitzen nutzt. „Mit der Zeit ermüdet die Rückenmuskulatur, sodass man irgendwann in eine Position übergeht, in der der Rücken nicht mehr gerade ist“, so Hecker. In dieser werden Rückenstrukturen aufgedehnt und dauerhaftem Stress ausgesetzt, der sich in Rückenschmerzen äußert.
Blaues Licht nicht Hauptursache für Schlafstörungen
Die Nutzung des Smartphones kann sich jedoch auch bei richtiger Körperhaltung als gesundheitsschädlich erweisen. Beispielsweise beim Einschlafen. Denn genau das verhindert die aktive Nutzung des Mobilgeräts. Die Folge können Schlafstörungen sein, wenngleich diese meist mehrere Ursachen haben. „Zwischen sechs und zehn Prozent der Bevölkerung haben behandlungsbedürftige Ein- und Durchschlafstörungen“, so der Psychotherapeut Hans-Günter Weeß von der Akademie für Schlafmedizin in Landau.
Dass die Nutzung des Smartphones das Einschlafen erschwert, hat Weeß zufolge vor allem zwei Gründe: Ein Grund ist, dass das Handy blaues Licht ausstrahlt. Dieses signalisiert dem Körper, dass noch Tag ist, und verhindert so, dass die Zirbeldrüse des Gehirns ausreichend Melatonin produziert – einen Botenstoff, den der Mensch braucht, um müde zu werden. Der zweite und bedeutsamere Grund ist, dass die aktive Nutzung des Mobilgeräts die Ausschüttung von Wachbotenstoffen wie Dopamin zur Folge hat.
Musik kann beim Einschlafen helfen
Um schnell einschlafen zu können, empfiehlt Weeß zum einen, den Blaufilter des Smartphones zu aktivieren und zum anderen, alle elektrischen Geräte eine Stunde vor dem Schlafen gehen auszuschalten. Es sei denn, man nutze das Handy, um Musik, Hörbücher oder Fantasiereisen zu hören. Dies könne eine einschlaffördernde Wirkung haben. „Wichtig ist, dass der Bildschirm aus ist“, sagt der Psychotherapeut.
In manchen Situationen kann aber selbst ein ausgeschaltes Smartphone der Gesundheit schaden. Das fand der amerikanische Professor Adrian Ward heraus. Bei einem Experiment mit Schülern stellte er fest, dass bereits die bloße Präsenz des Mobilgeräts ausreicht, um die kognitive Leistungsfähigkeit zu beeinträchtigen.
Im Schnitt 20 Stunden pro Woche im Internet unterwegs
Nutzung
88,8 Prozent der Deutschen haben nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft Verbrauchs- und Medienanalyse im Jahr 2021 ein Smartphone besessen. Mit diesem sind sie gemäß einer Studie der Postbank durchschnittlich 20 Stunden pro Woche im Internet unterwegs. Die sozialen Netzwerke Instagram, YouTube und Facebook werden jeweils von mehr als der Hälfte der Smartphone-Besitzer häufig genutzt. Das ist das Ergebnis der Mobile 360° Studie des Unternehmens Ad Alliance.
Gaming
In der Corona-Pandemie hat sich das Daddeln mit Handy, Spielekonsole oder Computer einer Umfrage zufolge spürbar verstärkt – um dann nur leicht abzuflauen. Jeder achte Mann zockt häufiger als vor der Pandemie – in der Lockdown-Zeit 2020 war es sogar jede fünfte, wie eine Forsa-Umfrage im Auftrag der Kaufmännischen Krankenkasse KKH ergab. Frauen scheinen weniger anfällig zu sein: Gemäß der Umfrage zockt jede 13. Frau mehr als zuvor, während dies 2020 noch jede achte Befragte sagte. Insgesamt 61 Prozent der Männer und 44 Prozent der Frauen spielen Computerspiele.