Halbfertige Skischanze: Ende offen

Von Andreas Gewinner und Harald Judas
Seit dreieinhalb Jahren steht die 45-Meter-Skisprungschanze in Warmensteinach im Rohbau da. Zwischen dem Zweckverband und der Baufirma gibt es Streit. Ende: offen. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Eine schnelle Lösung im Rechtsstreit um die halbfertige Skisprungschanze in Warmensteinach ist nicht in Sicht. Der Bau steht bereits seit dreieinhalb Jahren still. Nun ist erst mal ein weiteres Gutachten nötig.

 
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Auf Nachfrage äußerte sich der Warmensteinacher Bürgermeister Axel Herrmann nach Rücksprache mit dem Rechtsanwalt des "Zweckverbands zur Förderung des Wintersportleistungszentrums Nordischer Disziplinen im Fichtelgebirge". Denn es ist der Zweckverband - Vorsitzender kraft Bürgermeisteramt: Axel Herrmann - der den Rechtsstreit gegen die Baufirma Dietz führt. Bei dem Rechtsstreit geht es um angebliche Mängel an der Arbeit der Firma Dietz.

Seit Anfang Februar liegt ein vom Gericht bestelles Sachverständigengutachten vor. "Auf Grund der technischen Komplexität der Angelegenheit wurden vom Gericht vier Sachverständige beauftragt", heißt es in der von Herrmann und dem Rechtsanwalt abgestimmten schriftlichen Erklärung. Im Gutachten seien Mängel an der Werkleistung der Firma Dietz festgestellt worden, Details werden nicht genannt.

Gericht will Ergänzungsgutachten

Beide Parteien hatten Gelegenheit, sich zu den Aussagen des Gutachtens zu äußern und ergänzende Fragen zu stellen. Deswegen hat das Gericht die Gutachter zurück an den Schreibtisch geschickt. Und  Anfang Mai ein Ergänzungsgutachten angeordnet.

Wann wieder weitergebaut werden kann, könne man zu diesem Zeitpunkt nicht sagen, "dieses Jahr auf jeden Fall nicht", heißt es in der Erklärung. Da es sich um ein laufendes Verfahren handle, "können Detailinformationen sowie eine rechtliche Bewertung leider nicht bekannt gegeben werden".

Bauunternehmer redet

Etwas auskunftsfreudiger ist das Bauunternehmen. Hauptgrund für die Verzögerungen in den Augen von Christian Dietz, Junior-Chef bei der Beklagten Dietz-Bau: „Es wird rausgezögert durch Gutachten.“ Eine Tendenz, wann es weiter gehe, lasse sich so nicht ausmachen. Dabei sei inzwischen eines klar: „Es ist unstrittig, dass uns was zusteht“, so Dietz. Derzeit werde halt nur versucht, nun alles Mögliche gegenzurechnen. Man spiele mit dem einstigen Auftragnehmer. „Wir haben Vorschläge unterbreitet“, sieht er die Schuld für den Stillstand somit eindeutig nicht auf Seite seiner Firma. „Wenn man eine Lösung gesucht hätte, hätte sich die auch finden lassen“, ist Dietz überzeugt. So spiele mit immer neuen fadenscheinigen Begründungen die Gegenseite schlicht auf Zeit. „Eine Lösung ist gar nicht gewollt“, so sein Verdacht.

Worum geht es im Detail bei dem Streit? Anders als in Bischofsgrün, wo die große Schanze im Wesentlichen aus Holz ist, wurde in Warmensteinach eine Betonkonstruktion gebaut. Der Rohbau der Firma Dietz wurde nicht abgenommen, weil er aus Sicht des Zweckverbandes nicht 100-prozentig den Plänen entspricht beziehungsweise Mängel hat. Deswegen wurde auch ein Teil der vereinbarten Summe einbehalten.

Nicht wie geplant gebaut

Konkret geht es um den Anlauf, der Wellen haben soll bis zu einer Differenz von 15 Zentimetern, so dass keine Anlaufspur aufzubringen wäre. Und der Schanzentisch soll neun Zentimeter zu tief sein. Komplizierter wird der Streit dadurch, dass die Firma den Bau gekündigt hat, weil er mehr als drei Monate unterbrochen wurde. Prinzipiell kann sie das nach der "Verdingsordnung Bau" (VOB) tun. Andererseits hatte die Baununterbrechung triftige Gründe, nämlich einen frühen Wintereinbruch. Auch diese Frage muss juristisch geklärt werden. Schließlich und endlich muss von einem Statiker geklärt werden, ob die erwähnten Mängel mit einfachen Mittel - teilweises Aufbetonieren, teilweises Abschleifen - behoben werden können.

Die Verzögerung mit derzeit offenem Ende hat auch gravierende Folgen für den Skispringernachwuchs  am Ochsenkopf. Die 45-Meter-Schanze von Warmensteinach hat ihren festen Platz im Trainingssystem der "ansteigenden Schanzenlängen". Die jungen Springer müssen nun teils weite Fahrten zum Training an anderen Schanzenstandorten auf sich nehmen.

Die Geschichte wiederholt sich

Schließlich und endlich wiederholt sich am Ochsenkopf die Geschichte: Auch der Neubau der großen Schanze vor mehr als zehn Jahren in Bischofsgrün war von Pech, Pannen und einem Gerichtsverfahren begleitet. Die Verzögerung hier: fünf Jahre.

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