Gericht stoppt Zeugenvernehmungen – Richter Eckstein erwartet keine „Erhellung“ des Tatgeschehens Fall Peggy: Ulvis Freispruch deutet sich an

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Der Prozess gegen Ulvi Kulac steht kurz vor der Entscheidung. Das Gericht will keine weiteren Zeugen mehr hören. Entscheidend war die Aussage des Gutachters am Dienstag. Er schloss nicht aus, dass das Geständnis von Ulvi Kulac (36), das ihm 2004 lebenslänglich einbrachte, falsch sein könnte.

 
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Eine der Säulen für das Urteil des Landgerichts Hof aus dem Jahr 2004 war das Geständnis des minderbegabten Ulvi. Er hatte gestanden, die damals neunjährige Peggy umgebracht zu haben. Er hat es später widerrufen. Der Sachverständige, der Gerichtspsychiater Hans-Ludwig Kröber (61), hatte ausgeführt, es sei nicht mehr ausschließbar, dass der Angeklagte ein „aussagepsychologisch falsches“ Geständnis abgelegt habe. „Dieses Geständnis wird durch keinen einzigen Sachbeweis belegt“, betont der Vorsitzende Richter Michael Eckstein (60).

Ein Ermittler der Sonderkommission Peggy aus dem Jahr 2002 hatte gesagt, dass die Polizei damals davon ausging, dass sich bald Sachbeweise finden werden. „Bis zum heutigen Tag ist kein einziger Sachbeweis gefunden worden“, so Eckstein. Auch aus neuen DNA-Spuren, die aus dem Auto von Ulvis Vater stammen und erst jüngst untersucht wurden, ergeben sich keine Hinweise auf Peggy.

Das Gericht müsse  die Überzeugung gewinnen, dass ein Angeklagter zweifelsfrei die Tat begangen hat. Aber zumindest ein Zeuge, der Peggy noch gesehen haben will, nachdem sie dem Urteil zufolge schon hätte tot sein müssen, bleibt bis heute bei seiner Aussage. Desweiteren wurde Peggy zum letzten Mal an einer Stelle in Lichtenberg lebend gesehen, wo sie längst an der Bank vorbei war, an der sie ihrem angeblichen Mörder Ulvi hätte begegnen müssen.

Mit seiner Erklärung deutet sich ein Freispruch aus Mangel an Beweisen für Ulvi an. Eckstein hält die Aussage Ulvis und den Tatablauf, wie er ihn schildert, für „seltsam“. Etwa wenn das neunjährige Mädchen aus Angst vor Ulvi eine lange Wegstrecke vor ihm herrennt, und dabei seinen Schulranzen in der Hand behält.

Außerdem gibt es – neben Ulvi – noch drei weitere Verdächtige im Fall Peggy, gegen die aktuell ermittelt wird: einen ehemaligen Nachbarn des Mädchens, dessen wegen Kindesmissbrauchs verurteilten Adoptiv-Bruder und einen weiteren Mann aus der Nachbarschaft, der wegen Kindesmissbrauchs verurteilt worden war.


Ulvi Kulacs Verteidiger Michael Euler, Thomas Goger, Pressesprecher des Gerichts, Kurier-Chefreporter Otto Lapp - wie diese drei den sechsten Prozesstag einschätzen, hören und sehen Sie in unserem Video.

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