Thema Wagner-Interview: Voll daneben

Joachim Braun

Geht’s noch, Frau Wagner? Mit 34 Jahren sollte auch die Urenkelin eines Genies in der Lage sein, ihre Worte zu wägen und so klug sein, nicht die Hände zu schlagen, die sie tragen. Zwar ist Katharina Wagner so etwas wie der einzige Superstar von Bayreuth. Umso schlimmer ist, dass sie in dem Drei-Seiten-Gespräch nicht ein einziges gutes Wort für ihre Geburtsstadt findet – im Gegenteil!

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Der ererbte Ruhm scheint der jungen Frau zu Kopf gestiegen: Offenbar geschmeichelt von der Interview-Anfrage des „Spiegel“, ist sie dem Hamburger Kollegen voll in die Falle getappt und hat all die Vorurteile, für die das Magazin steht, nur allzu bereitwillig bestätigt.

Von Professionalität und Medienkompetenz zeugt das nicht. Erst gibt’s Ohrfeigen für die „verfluchten“ Bayreuther, dann ein paar Tritte gegen andere Zweige der Familie, weil sie ihr, Katharina Wagner, „regelmäßig die Qualifikation“ als Festspielleiterin aberkennen, und zum Schluss erhebt sie sich auch noch über die Wagnerianer, die ihr „merkwürdig“ vorkommen, die es aber mit ihrem (millionenschweren) Engagement möglich gemacht haben, dass es die Bayreuther Festspiele noch immer gibt.

Werbung für „ihre“ Festspiele ist all das nicht, und jeder Personalberater würde Katharina Wagner empfehlen, sich für eine Verlängerung 2015 erst gar nicht zu bewerben. Da hilft die gestrige Kehrtwende gar nichts. Dass sie sich mit dem Fluch auf Bayreuth auf die schlechte Verkehrsanbindung bezogen haben will, ist absurd. Davon steht in dem Interview kein Wort.