GDL-Streik von 21 bis 6 Uhr - Agilis nicht betroffen Streiknacht bei der Bahn: Was Reisende jetzt wissen müssen

Die Streiks der Lokführer sollen die Bahn bundesweit lahmlegen: Von Dienstagabend, 21 Uhr, bis Mittwochmorgen, 6 Uhr, soll der Schienenverkehr komplett ruhen. Die Bahn rechnet mit größeren Beeinträchtigungen - auch nach Streikende. Wir klären die wichtigsten Fragen.

 
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In der Region um Bayreuth hat die Bahn seit Dienstagvormittag eine regelrechte Pechsträhne: Erst kippt ein Mais-Anhänger auf den Gleisen bei Wolfsbach um und legt damit den Bahnverkehr zwischen Bayreuth und Nürnberg für mehrere Stunden lahm, jetzt streikt die GDL. Der nächtliche Streik werde sich auch auf den Regionalverkehr Bayern und den Nürnberger S-Bahn-Verkehr auswirken, sagt die Bahn und empfiehlt Reisenden, Züge zu nutzen, die vor 21 Uhr im Zielbahnhof eintreffen. Wichtige Ausnahme für Pendler: Die Strecken des Regionalbahnunternehmens Agilis werden nicht bestreikt.

Was Sie über den GDL-Streik wissen müssen

Welche Züge sind vom Streik betroffen?
Die GDL ruft alle Lokführer der Deutschen Bahn bundesweit zu Streiks auf. Sowohl ICE- und IC-Züge als auch S- oder Regionalbahnen können betroffen sein. Welche Züge konkret ausfallen oder sich verspäten, hängt davon ab, wie viele Lokführer sich an den Streiks beteiligen.

Welchen Sinn hat eigentlich ein Streik in der Nacht?
Die GDL sagt, sie wolle mit ihren Streiks zwar die Bahn treffen, aber die Unannehmlichkeiten für die Fahrgäste so gering wie möglich halten. Außerdem wolle man das Ausmaß der Streiks langsam steigern, um die Bahn zum Einlenken zu zwingen.

Wie lange drohen Verspätungen nach Streikende?
Die Bahn rechnet damit, dass die Folgen der Arbeitsniederlegungen auch am Mittwoch nach 6 Uhr früh zu spüren sein werden. "Es ist mit erheblichen Beeinträchtigungen im morgendlichen Berufsverkehr zu rechnen", teilte die Bahn mit. Voraussichtlich werde es Auswirkungen bis in die Mittagsstunden geben.

Was passiert mit Fahrgästen, die zum Streikbeginn noch im Zug sitzen?
Vor allem Bahnreisende auf längeren Strecken sollten ihre Route vorher genau checken und Ausweichmöglichkeiten prüfen. Die GDL will die Züge zwar nicht mitten auf der Strecke stoppen, ab 21 Uhr könnten Bahnreisende aber dennoch unterwegs stranden: "Wir steuern dann den nächstgelegenen Bahnhof an", sagt GDL-Sprecher Stefan Musiol. ICE-Züge sollen im nächsten ICE-Bahnhof zum Stehen kommen. Für Reisende ist dann dort unter Umständen Endstation. Zwar bemühe sich die Bahn, Reisende von dort an ihr Ziel zu bringen. "Wir befürchten allerdings, dass dies nicht in jedem Einzelfall möglich ist", sagte ein Bahnsprecher. "Wir empfehlen dringend, auf Züge auszuweichen, die um 21 Uhr am Ziel sind."

Wo gibt es Auskünfte?
Ab 18 Uhr ist eine kostenlose Servicenummer unter 0800 0 99 66 33 geschaltet. Während des Streiks sollen Bahnmitarbeiter aus der Verwaltung - auch Führungskräfte - das Personal an den Bahnhöfen unterstützen, wie ein Sprecher sagte. Zum Beispiel als Info-Kräfte. Weitere Infos gibt es unter www.bahn.de/aktuell.

Was tut die Bahn noch, um die Auswirkungen des Streiks zu mildern?
Am Wochenende hatte die Bahn in der "Bild am Sonntag" für den Streikfall Notfahrpläne angekündigt, auch Busersatzverkehr sollte eingesetzt werden, wenn dies möglich sei. Nun sagte der Bahnsprecher allerdings: "Einen Notfahrplan kann ich nicht bestätigen. Wir wissen überhaupt noch nicht, wo genau gestreikt wird. Das gleiche gilt deshalb für den Ersatzverkehr."

Was wollen die Lokführer?
Wie immer geht es zwischen Arbeitgeber und den Gewerkschaften um Geld, Arbeitszeit und Arbeitsbedingungen. Die GDL fordert fünf Prozent mehr Lohn, allerdings nicht nur für die Lokführer, sondern für das gesamte Zugpersonal. Und das ist der Knackpunkt in diesem Tarifkonflikt: Die GDL (34.000 Mitglieder) streitet mit der viel größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG (210.000 Mitglieder) darum, wer das Zugpersonal vertritt - also zum Beispiel auch Zugbegleiter und Mitarbeiter im Speisewagen. Die Deutsche Bahn wiederum will eine Konkurrenz zwischen verschiedenen Gewerkschaften um die Tarife vermeiden. Für eine Berufsgruppe soll ihrer Meinung nach nur ein Tarifvertrag gelten.

Haben die Fahrgäste Verständnis für die Streiks?
Der Fahrgastverband Pro Bahn teilte mit, der Konflikt sei aus Sicht der Bahnreisenden "nicht mehr nachvollziehbar". Die Lokführer sollten "sich nicht in den Führerstand zurückziehen, sondern den Fahrgästen auf den Bahnhöfen Rede und Antwort stehen". Eine Umfrage der ARD in der vergangenen Woche ergab dagegen, dass die Lokführer zumindest in der Gesamtbevölkerung überwiegend mit Zustimmung rechnen können. 54 Prozent der Befragten hatten Verständnis dafür, dass die Lokführer mit Streiks ihre Gehaltsforderungen durchsetzen wollen. 41 Prozent hatten kein Verständnis.

red/dpa

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