Für Skilift wird ein Betreuer gesucht

Von Luisa Degenhardt
Renate Ruder und Dieter Langfritz kümmern sich um den Skilift bei Spies. Foto: Luisa Degenhardt Foto: red

Seit zehn Jahren kümmert sich Dieter Langfritz darum, dass der Spieser Skilift im Winter laufen kann. Langfritz hat sich nie darum gerissen, dieses Ehrenamt zu übernehmen und würde es eigentlich gerne abgeben. Nur findet sich niemand

 
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Eigentlich ist Dieter Langfritz der Chef des Skilifts, doch er bezeichnet sich selbst als den „Knecht“ des Lifts. Als er das sagt, lacht er. Überhaupt lacht er viel, er ist ein Mensch, der viele Späße macht.

Er macht kein großes Aufhebens darum, dass die Stadt Betzenstein, die den Lift betreibt, auf Langfritz setzt. „Das macht man halt ganz einfach“, meint er. Vor zehn Jahren hat ihn ein Stadtrat gefragt, ob er sich um den Skilift kümmern würde. Langfritz dachte sich, „der spinnt“. Aber seine Frau hat ihm geraten, das Ehrenamt zu übernehmen. Denn wenn er es nicht mache, dann mache es ja keiner.

Es ist täglich immer irgendwas

Seitdem ist er für alles rund um den Skilift zuständig. Wenn ein Bügel verloren geht, bringt er einen neuen. Wenn die Gehänge aufeinander auflaufen, hilft ihm der Bauhof, das wieder in Ordnung zu bringen. Wenn es genug Schnee gibt, spurt er für Ski-Skater. Wenn Flächen vereist sind, schaufelt er Schnee darauf, damit keiner hinfällt. „Es ist täglich immer irgendwas“, sagt Langfritz. Mit rot-weißen Absperrbändern ist die Piste abgesteckt. Ein Skifahrer versucht gerade, das Band, das der Wind davon gerissen hat, wieder zu befestigen. „Das hat wenig Wert, da muss ich selber dann raufgehen“, meint Langfritz.

Skistöcke sind nicht wieder aufgetaucht

Das Telefon klingelt. Renate Ruder, die mit ihm im Büro sitzt, hebt ab. Langfritz übernimmt. Nein, die Skistöcke seien nicht wieder aufgetaucht. Er habe alles abgesucht, es tue ihm furchtbar leid. „Sie dürfen aber trotzdem wiederkommen“, sagt er und legt auf.

Der Riegelsteiner findet, dass er sich lang genug um den Lift gekümmert hat. Es möchte deshalb, dass ihn jemand ablöst. „Es ist Zeit, irgendwann das Handtuch zu schmeißen, aber nicht im bösen Sinn.“ Immerhin ist er ja schon fast 75 und würde lieber andere Dinge tun. Zum Beispiel sich um seine Zebrafinken und Kanarienvögel kümmern. Es findet sich bloß keiner, der so viel Zeit in den Skilift investieren möchte. Sechs Tage die Woche hat er geöffnet, Langfritz ist an jedem Tag da. Er glaubt, dass die Leute zu faul sind, das Ehrenamt für das es einen kleinen Obolus gibt, zu übernehmen. Renate Ruder macht an diesem Tag die Kasse. Sie ist noch länger als Dieter Langfritz dabei, seit 15 Jahren. Die beiden verstehen sich gut. „Wenn Herr Langfritz aufhört, höre ich auch auf“, sagt sie. Die 67-Jährige haut immer wieder auf den roten Knopf, der den Lift zum Anhalten bringt, wenn ein Wintersportler in der Liftspur hingefallen ist. Das passiert oft, es sind heute viele Anfänger da. Langfritz selbst ist nie auf dem Spieser Hang gefahren. Seit 1968 ist der Lift in Betrieb, im selben Jahr hat er das Skifahren aufgegeben, weil er zur Bundeswehr musste. Doch er weiß ziemlich genau über die Piste Bescheid. Wenn er mal etwas nicht weiß, schaut er in einen Ordner. „Wissen ist Macht“, sagt er, als er den Ordner in Händen halt, und lacht.

Er legt gerne Listen an, ist ein organisierter Mensch. Über alles führt er seit zehn Jahren Buch. Auf seinem PC finden sich Ordner mit Tageseinnahmen, eine Aufstellung wie lange in welchem Winter geöffnet war und Personallisten. Es sei ein großes Problem, geeignete Leute zu finden.

Den Winter bezeichnet er als mittelmäßig. In einem guten Winter gebe es 30, 40 Zentimeter Schnee. „Es dürfte schon mal wieder schneien“, sagt Langfritz. Er findet, dass es entweder ein gescheiter Winter mit viel Schnee sein sollte oder gar keiner. Seine liebste Jahreszeit ist aber der Sommer. Dann kann er auch besser Gärtnern, noch eines seiner Hobbys.

Im vergangenem Winter war der Lift nur acht Tage geöffnet, in diesem schon seit 5. Januar durchgehend. Zuletzt war der Lift im Winter 2011/2012 so lange in Betrieb. Langfritz bemerkt schon, dass die Winter immer kürzer werden.

Während seiner Arbeit hat er viel Kontakt mit den Besuchern. Die meisten davon sind freundlich. Doch manche schimpften über alles. Er reagiert dann ganz ruhig, lässt die Leute ausreden und sagt ihnen dann seine Meinung. Das Zuhören hat er von seinem Großvater gelernt. Aus der Ruhe bringt ihn nichts.

Auch nicht die beiden kleinen Snowboarder, die immer wieder über die Bahn des Lifts fahren. Das ist verboten. Langfritz verlässt sein warmes Häuschen, zeigt den beiden die Regeln, sagt : „Lest das mal, dann wisst ihr, was los ist.“