Für Fahrt zur Baustelle Bauarbeiter bekommen mehr Geld

red
Für die Fahrten zur Baustelle gibt es für Bauarbeiter ab jetzt Kilometergeld. Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Rund 11,6 Millionen Kilometer legen die Bauarbeiter im Landkreis pro Jahr zurück, um zur Baustelle zu gelangen. Dafür gibt es ab jetzt Kilometergeld.

 
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Der Lohnzettel für Bauarbeiter im Kreis Wunsiedel sieht im Februar in einem entscheidenden Punkt anders aus: Zum ersten Mal bekommen Bauarbeiter eine Lohnabrechnung, auf der die Kilometer eine Rolle spielen, die sie im Januar auf ihrem Weg zu den Baustellen zurückgelegt haben. „Das ist eine Premiere für den Bau: Endlich gibt es eine Entschädigung für die Fahrstrecken und damit vor allem für die vielen Stunden, die Maurer, Betonbauer, Kranführer und Co. Monat für Monat auf der Straße unterwegs sind. Denn bislang hat ein Großteil der Bauarbeiter Zeit und Nerven investiert, um zu den Baustellen zu kommen. Und das alles zum Null-Tarif“, sagt Uwe Behrendt, Bezirksvorsitzender der IG Bau Oberfranken. Für Behrendt ist die Entschädigung der Wegezeit ein wichtiger Schritt nach vorn, um die Arbeit auf dem Bau vom Lohn her attraktiver und gerechter zu machen.

Untersuchung von Pestel-Institut

Die Bau-Gewerkschaft hat die Fahrstrecken beim Pestel-Institut in Hannover untersuchen lassen. Demnach sind rund 550 Bauarbeiter – neun von zehn Beschäftigte der Baubranche – im Landkreis Wunsiedel an 200 Arbeitstagen unterwegs, um zu den Gebäuden, Straßen und Brücken zu kommen, die sie bauen und sanieren sollen. Für die einfache Fahrt legen sie dabei im Schnitt 53 Kilometer zurück. Das Institut kommt auf rund 11,6 Millionen „Baustellen-Kilometer“ im Jahr. „Rein rechnerisch fahren die Bauarbeiter aus dem Landkreis Wunsiedel damit rund 290 Mal um die Erde. Klar, mal liegt die Baustelle um die Ecke, oft ist sie aber auch weit entfernt“, erklärt Uwe Behrendt. Bei der Untersuchung sind laut dem Pestel-Institut für die Mobilität von Baubeschäftigten relevante Faktoren wie die Siedlungsdichte berücksichtigt.

„Das Ergebnis macht deutlich, dass die, die auf dem Bau arbeiten, viel Extra-Zeit am Steuer vom Auto oder im Baubulli verlieren. Dabei ist die Wegezeit nichts anderes als für den Bau-Job investierte Lebenszeit“, sagt Carsten Burckhardt. Er ist im IG Bau-Bundesvorstand für die Bauwirtschaft zuständig und spricht von „enorm Kilometer-aktiven Bau-Jobs“. Die Fahrten zu den Baustellen seien echte Zeitfresser. Trotzdem sei es ein hartes Stück Arbeit gewesen, die Entschädigung der Wegezeit am Tariftisch durchzusetzen. „Die Arbeitgeber haben sich jahrelang dagegen gesträubt“, stellt Burckhardt fest.

Nun gibt es Geld für die Fahrten

Die Zeiten, in denen Fahrstrecken von Bauarbeitern einfach unter den Teppich gekehrt wurden, seien jetzt allerdings endgültig vorbei: Für die Strecken zwischen dem Betrieb und der Baustelle bekommen Bauarbeiter, die Tag für Tag von zu Hause aus anfahren, jetzt – je nach Kilometern – zwischen sechs und acht Euro pro Tag. Wer nicht mit dem Baubulli fährt, sondern das eigene Auto nimmt, bekommt zusätzlich Kilometergeld. „Auch für Fahrten mit Bussen und Bahnen gibt es eine Erstattung“, erläutert Burckhardt. Wer auf Montage sei und nicht jeden Tag nach Hause fahren könne, bekomme – abhängig von der Strecke – zwischen 18 und 78 Euro pro Woche. Mehr Infos gibt es bei der IG Bau Oberfranken unter der Nummer 0921/78778812, per E-Mail an bayreuth@igbau.de oder im Internet unter der Adresse igbau.de/Infos-zur-Wegezeitentschaedigung-ab-1.-januar.

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