Für ein Laienensemble nahezu perfekt: Jahreskonzert der Jugendbergmannskapelle Musikalischer Appell für die Freiheit

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Die Jugendbergmannskapelle begeisterte bei ihrem Jahreskonzert das Publikum. Foto: Stefan Brand Foto: red

Alle Jahre noch ein wenig differenzierter im Klang, ein Hauch mehr Professionalität, ein Stückchen näher an der Perfektion. Zumindest für ein Laienensemble. Wird das nicht ein wenig langweilig? Nun, ein paar Sätze sollte man schon verlieren über das Jahreskonzert der Jugendbergmannskapelle (JBK). Denn da ist so manches, was alles andere als selbstverständlich ist.

 
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Wie zum Beispiel die Besetzung in dieser Breite, in dieser Registervielfalt. Nachwuchssorgen sind Vergangenheit, das Vororchester boomt. Und diese Breite mit rund 50 Instrumentalisten ermöglicht ein breit gefächertes, anspruchsvolles Repertoire. Klar, all das nützt nichts, wenn es an der Qualität hapert. Die hat mit der Ausbildung zu tun.

Dirigent fordert und verlangt

Und das hat mit dem Dirigenten zu tun. Was Jürgen Kratochvill in mehr als zehn Jahren aus dieser Truppe gemacht hat, ist schon erstaunlich. Einer Truppe, mit der ihn nicht selten eine solide Hassliebe verband. Weil er fordert und viel verlangt. Auch schon mal den Verzicht auf Freizeit, auf Privates. Doch längst dominiert die Liebe, längst ziehen seine Musiker mit ihm an einem Strang.

Und das war denn auch hörbar an diesem Samstagabend in der Christian-Sammet-Halle. „Die Gedanken sind frei“ lautete das Motto. Die durfte der Besucher schweifen lassen, ohne gequält im 30-Sekunden-Takt auf den nächsten Lapsus warten zu müssen. Es gab nämlich so gut wie keinen zu notieren.

Keine fröhliche Blasmusik

Es war auch thematisch schwere Kost, die da zum Teil zu vernehmen war. Da ging es um den Holocaust mit der Filmmusik zu „Schindlers Liste“, um Unterdrückung bei „Finlandia“, einer Tondichtung, die Jean Sibelius in Zeiten russischer Herrschaft in seinem Land komponiert hat. Keine fröhliche Blasmusik also, sondern konzertante mit Tiefsinn. Wichtig sei dies in Zeiten weltweit eskalierender Konflikte, sagte Moderator Daniel Nowak, der als „Gärtner Gerd“ das Schwermütige geschickt konterkarierte, ohne ihm dabei die Wertigkeit zu nehmen. Das Bewusstsein, welche Bedeutung der Begriff Freiheit hat, solle durch dieses Programm transportiert werden, so Nowak. Wichtig sei dies in einer Phase, in der sich braunes Unkraut breit mache und in Übersee eine Vogelscheuche das Sagen habe.

Kraftvolle Marschklänge

In der Pause, nachdem seine JBK noch einen Bogen von meisterlichen Musicaltönen aus „Les Miserablés“ bis zu kraftvollen amerikanischen Marschklängen mit „The Liberty Bell“ gespannt hatte, machte Jürgen Kratochvill etwas, was er als jemand, der nicht so leicht zufrieden zu stellen ist, selten tut: Er lobte seine Mannschaft über den grünen Klee: „Ich glaube, so etwas hat Pegnitz auf diesem Niveau noch nicht gehört, ich hoffe, wir halten das durch.“ Seine Hoffnung trog ihn nicht. Beim zweigeteilten, opulenten und angesichts ständiger Rhythmuswechsel querbeet durch die Register höchste Konzentration fordernden „Star Wars-Epic“-Spektakel legten die Musiker noch einmal richtig nach, um dann beim „Song of Freedom“, der auf Beethovens legendären Motiv aus seiner 9. Sinfonie basiert, endgültig die Gedanken frei werden zu lassen. Das Publikum kriegte sich vor lauter Begeisterung gar nicht mehr ein – schade nur, dass die Resonanz diesmal geringer ausfiel als in den Vorjahren.

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