Früherer Tierpfleger enttäuscht über Umgang der Gemeinde mit den Tieren Wirsberg: Ziegen aus dem Kleintiergehege geschlachtet

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Früher lebten im Wirsberger Kleintiergehege schon mal 14 Tiere. Heute sind es nur noch drei. Das wundert nicht nur die Kinder auf dem angrenzenden Spielplatz. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Ein Tierpfleger aus Wirsberg ist verärgert: Im Kleintiergehege der Marktgemeinde leben fast keine Ziegen mehr. Ein Großteil der Ziegen kam zum Schlachter. Für ihn ohne ersichtlichen Grund. 17 Jahre lang kümmerte sich Gerd Hoffmann ehrenamtlich um die Tiere. Doch aus Krankheitsgründen musste er die Tätigkeit aufgeben.

 
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Hoffmann wurde bei seiner Rückkehr aus dem Krankenhaus überrascht: Sechs der Ziegen waren nicht mehr da. Sie wurden geschlachtet, völlig unnötig, wie er meint. Wie die Gemeinde mit den Tieren umgeht, findet er unmöglich, will sich aber auf Kurier-Nachfrage nicht öffentlich mit dem Bürgermeister anlegen. Der zuständige Tierarzt aus Himmelkron beruft sich auf seine Schweigepflicht.

Kinder mochten die Ziegen

Das Kleintiergehege in der Nähe des Waldschwimmbads liegt direkt hinter dem Spielplatz. Auch die Kinder scheinen die Tiere zu vermissen. An einem Häuschen steht: „Das Füttern der Tiere ist verboten.“ Erst nach einigen Lockrufen lassen sich die Ziegen tatsächlich blicken: Eine nach der anderen kommt heraus und blickt neugierig durch den Zaun. Äußerlich sehen alle drei Ziegen gesund aus. Das Gehege ist sauber, nur die Tür ist nicht abgeschlossen.

„Uns ist nichts Negatives aufgefallen“, sagt der Kulmbacher Veterinäramtsleiter Dr. Andreas Koller, der die Ziegen zuletzt vor zirka vier Wochen untersucht hat. Die Gemeinde habe die Zahl der Tiere reduziert. Aber das sei nichts Ungewöhnliches. „Ziegen gelten als landwirtschaftliche Nutztiere. Wie Schafe können sie der Schlachtung zugeführt werden.“ Eine Ziege habe zwei bis drei Kitze pro Jahr. Da sei es üblich, ab und zu den Bestand zu regulieren und kranke Tiere auszusortieren, so Koller. Von der tierärztlichen Seite sei daran nichts zu beanstanden.

Viel Tiere, viel Arbeit

Allerdings gilt: „Viele Tiere, viel Arbeit, wenig Tiere, wenig Arbeit“, wie Koller hinzufügt. Wie viele Ziegen auf was für einer Fläche gehalten werden dürfen, darüber gebe es keine Vorgaben. Das Lautgeben sei übrigens kein Schreien, sondern ein erlerntes Verhalten: Die Ziegen nehmen an, dass sie dann gefüttert werden.

Artgerechte Haltung oder nicht?

Bürgermeister Hermann Anselstetter kann die Aufregung jedenfalls nicht nachvollziehen. Auch Gerd Hoffmann habe Ziegen und Zicklein zur Schlachtung abgegeben, verkauft oder verschenkt, weil er zeitweise über 14 Tiere im Gehege hatte. Nach dem Neubau des Kleintiergeheges wegen der hohen Ziegenzahlen seien mehrmals die Vorwürfe „Tierquälerei“ und „nicht artgerechter Tierhaltung“ an ihn herangetragen worden. Das zuständige Landschaftsplanungsbüro habe 1996 mitgeteilt, die Fläche sei aus tierpflegerischer Sicht nur für die Haltung von zwei bis drei Ziegen und Kleintieren geeignet.Für sieben bis neun Ziegen plus Hühner, Tauben und Hasen sei sie nicht ausgelegt.

Der Bauhof habe Hoffmann „über Gebühr“ mit Trockenfutter versorgt. Das reichliche Futterreservoir habe zu einer Rattenplage geführt. Die von Hoffmann praktizierte Tierliebe habe häufig zu einem „weit überhöhten Tierbesatz“ geführt. Der Bitte, daran etwas zu ändern, sei er nicht nachgekommen.

Bürger seien informiert

„Die Öffentlichkeit wurde in der Bürgerversammlung am 23. April über die Reduzierung der Ziegenzahl aufgeklärt“, teil Anselstetter mit. Die Verwaltung habe sich bei mehreren Ziegenzüchtern der Region um die Aufnahme von Tieren bemüht. Aus Furcht vor Krankheiten habe sich jedoch keiner finden lassen.

Unter den Schlachttieren seien Tiere mit Lähmungen, Abszessen, Flascheneutern, Inzuchtschäden, Missbildungen und Verkrüppelungen gewesen. Auch bei der jüngsten Schlachtung habe es sich nicht um gesunde Tiere gehandelt. Weil Hoffmann lange Jahre ein zuverlässiger Mitarbeiter der Gemeinde gewesen sei, werde er nicht im Detail auf die Vorwürfe eingehen, so Anselstetter. Inzwischen sorgt ein Bauhofmitarbeiter unter der Woche für die Ziegen. Die Gemeindeverwaltung schaffte eine neue Wassertränke und einen Futterautomaten an. An den Wochenenden würden Ehrenamtliche aushelfen.

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