Früher als geplant: Therme und Hotel in Weißenstadt sollen bereits September nächsten Jahres öffnen Große Fortschritte beim Kurzentrum

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Es ist riesig, es ist teuer und es ist schnell. Das neue Kurzentrum von Weißenstadt, eine mehr als 60 Millionen Euro schwere Investition, ist fast fertig - im Rohbau. Wenn es so weitergeht, soll die Eröffnung sogar einen Monat früher als geplant sein: im September nächsten Jahres.

 
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04.09.2015, Weißenstadt, Therme, Neubau, Siebenquell, Gesundheitresort, Foto: Andreas Harbach Foto: red

In einem der Schwimmbecken sind sogar schon die Massageliegen montiert. Überall lugen die Düsen aus den Beckenwänden. „Nur noch Fliesen und Wasser einlassen, dann kann es losgehen“, sagt Stephan Gesell, Geschäftsführer der Gesell GbmH, jener Firma, die hinter der Investition nahe des Weißenstadter Sees steht. Ganz so weit ist es allerdings noch nicht, es fehlen mehr als die Fliesen.

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Aber so viel auch nicht. Das zweistöckige Hotel hat bereits die „Endhöhe“, sogar ein Dach ist schon drauf. Und im ersten Stock, wo die meisten der 125 Zimmer untergebracht sind, hängt sogar schon ein Fenster, die restlichen Fenster werden schon gefertigt. Bis Dezember soll die Hotelanlage soweit fertig sein, dass es an den Innenausbau geht. „Wir sind wahnsinnig früh“, sagt Gesell. In ziemlich genau einem Jahr will er das Kurzentrum mit Hotel, Tagungsräumen, Wellnessbereich und Therme aufmachen, einen Monat früher als geplant.

Von den 60,2 Millionen Euro sollten, so war der Plan, 14,5 Millionen durch private Investoren kommen. Großinvestoren unerwünscht. „Die 14,5 Millionen haben wir“, sagt Gesell. Allerdings hat einer der „potenten Gesellschafter“ Anteile zwischengezeichnet – also eine gewisse Summe vorgestreckt. Diese Anteile warten darauf, dass sie Privatleute noch zeichnen.

Ein Gang durch den Rohbau zeigt die Dimensionen des Projektes. 90 000 Quadratmeter groß ist das Gelände, ein kleines Dorf. Allein die Thermenlandschaft umfasst knapp 72 000 Quadratmeter. Mit 1500 Quadratmeter hält Weißenstadt eine der größten Wasserflächen der Region vor. „Eine neue Dimension für den Tourismus im Fichtelgebirge“, schwärmt Martin Schöffel, CSU-Landtagsabgeordneter.

Mit wenig Gästen kalkuliert

Dabei kalkulieren die Planer mit vergleichsweise geringen Besucherzahlen. Bei den 225 Betten, so die Prognose, rechnen sie mit einer „hohen Auslastung über das ganze Jahr“. Ein Blick ins benachbarte, alte Kurzentrum mit etwa 200 Betten zeigt: In diesem Jahr stieg die Auslastung um 3,8 Prozent – im Gegensatz zum Kreis Wunsiedel, wo die Übernachtungszahlen um 3,1 Prozent sank. Im Thermenbereich rechnen die Planer mit 400 bis 500 Gästen am Tag. „Vergleichsweise wenig“, gibt Gesell zu. Vor allem bei der Größe der Anlage. Selbst im viel kleineren Fichtelberger Bad waren es teilweise bis zu 600 Gäste am Tag. Allerdings will Gesell keiner der großen Bäder Konkurrenz machen, was die Besucherzahlen angeht. „Das ist nicht unser Ziel.“ Die Gäste sollen gelockt werden mit dem „vielfältigen Angebot“, einem Mix aus Urlaub, Wellness, Gesundheit,k Erholung und Sport. Aber nicht mit schierer Größe.

Obwohl auch beim „vielfältigen Angebot“ geklotzt wird, was die Größe angeht: Hotel: 50 000 Quadratmeter, Therapiebereich 1500, Kosmetikbereich 900, Saunadorf 5000, der themenortientiert Bäderbereich „Zeitreise“ 1000 Quadratmeter. Dazu kommen Fitness-Studio, drei Bistros, Restaurants, Cafe, Seminarräume, eine Schulküche für die Ernährungsberatung, eine Hauskapelle und eine Tiefgarage. 600 Spinde für die Gäste stehen bereit. Zum Vergleich: In einer der größten Therme Europas, in Erding, sind es 6000. Gesell bleibt bodenständig: „Wir wollen ein Leuchtturm in Nordbayern werden.“ Und er schaut sich um im Fichtelgebirge. Denn er weiß, dass er auch „von dem lebt, was außenrum passiert“. Ein Bad allein in der Landschaft hat es eben auch schwer.

In Fichtelberg stagniert es

Die Investoren haben auch immer nach Fichtelberg geschaut, wo nach dem Brand seit mehr als drei Jahren wieder eine neue Therme entstehen soll. Allerdings scheint Weißenstadt uneinholbar. Badbetreiber Heinz Steinhart hat in dieser Woche einen erneuten Bauantrag gestellt, weil er die bestehenden Gebäude mit einbeziehen musste. Diesen aber hat er bereits wieder zurückgezogen. Außerdem warf er im dem Regionalsender TV Oberfranken der Gothaer Versicherung vor, den Wiederaufbau zu verzögern.

„Wir stellen fest, dass Herr Steinhart auf mehreren Wegen die Öffentlichkeit sucht und der Gothaer eine Verzögerungstaktik vorwirft“, sagt eine Sprecherin der Versicherung. Dies sei nicht der Fall und „wir distanzieren uns von den Äußerungen“ Steinharts. Man arbeite an der Klärung des Schadens und warte noch auf Stellungnahmen der Sachverständigen. Die Sprecherin betonte erneut, dass „derzeit für die von Steinhart geltend gemachten Ansprüche die Voraussetzungen“ fehlten. Ihr Fazit: „Eine Verzögerung der Schadenabwicklung durch die Gothaer können wir in keiner Weise erkennen.“ Steinhart will noch vor Weihnachten den Saunabereich in Fichtelberg aufmachen.

Bis Weihnachten soll in Weißenstadt auch der Thermenbereich geschlossen und überdacht sein. Die geschwungenen Becken – 1000 Quadratmeter hängen zusammen – sind alle fertig. Nur noch das Saunadorf muss aufgebaut werden.

Wer steckt dahinter?

Das neue Kurzentrum heißt seit der Grundsteinlegung „Siebenquell Gesundzeit-Ressort". Dahinter steckt die Kurzentrum Siebenstern GmbH & Co. KG. Unter diesem Dach sind die Gesell GmbH, bei der Stephan Gesell (43) Geschäftsführer ist. Zu den Gesellschaftern dieser GmbH gehört auch der CSU-Landtagsabgeordnete Martin Schöffel (38). Weiter zum Kurzentrum gehört unter anderem die Kurentwicklung Weißenstadt, ein kommunales Unternehmen der Gemeinde, vergleichbar mit einem „Tochter-Unternehmen“ der Gemeinde.

Dahinter steht die Kurzentrum Siebenstern Management GmbH, in der Gesell ebenfalls Geschäftsführer ist. In diesem Unternehmen sind auch Unternehmer der Region beteiligt. Weiter gehören zu diesem Firmenkonglomerat unter anderem das alte Kurzentrum mit Hotel und das Kurzentrum Warn (Müritz).

Auch mit an Bord ist mit Engelbert Künig (51) die Künig GmbH aus Österreich, die neun Kurzentren in Österreich und Deutschland gebaut hat und betreibt, darunter auch das bisherige (alte) Kurzentrum in Weißenstadt und das in Waren (Müritz).