Freude auf das Bürgerzentrum

Von Udo Fürst
Bürgermeister Thomas Kreil, Josef Meisel von der Dachdeckerfirma und Dirk Bunn (von links) vom Bauamt beim Fachsimpeln vor dem Schloss. Foto: Udo Fürst Foto: red

In wenigen Monaten hat Emtmannsberg einen neuen Mittelpunkt: Im Frühjahr 2018 soll das Schloss im Herzen der Ortschaft fertig renoviert sein. Dann werden knapp vier Millionen Euro verbaut sein, um das bis vor Kurzem halb verfallene Gebäude des Ortes auf Vordermann zu bringen.  Auf dieses Schmuckstück freuen sich die meisten der rund tausend Einwohner der Gemeinde.

 
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Bekommen sie doch ein Bürgerzentrum mit Gaststätte und Biergarten, einen Dorfladen, Räume für die Volkshochschule und die Gemeindeverwaltung sowie einen großen Veranstaltungsraum. Dinge, die es in Emtmannsberg schon lange nicht mehr oder überhaupt noch nicht gab.

Vor der Baustelle fachsimpeln Thomas Kreil und Dirk Brunn mit Josef Meisel, dem Chef der gleichnamigen Dachdeckerfirma, die das frühere Herrschaftshaus mit leuchtend roten Ziegeln gedeckt hat. Oben auf dem Dach verleihen die Zimmerer auch dem runderneuerten Dachreiter über dem Torbogen den letzten Schliff. Es ist das gefühlt fünfhundertste Mal, dass sich der Bürgermeister und der Mann vom Bauamt der Verwaltungsgemeinschaft Weidenberg im Schloss treffen. Hier begutachten sie den Baufortschritt, klären Details oder hören sich die Sorgen und Nöte der Handwerker an. „Letzteres war aber gottlob nicht so oft der Fall“, erklärt Kreil und lobt die hier Beschäftigten und ihre Firmen.

50 Jahre Leerstand

50 Jahre stand das von 1686 bis 1689 erbaute Schloss leer, ehe es die Gemeinde 2013 kaufte. Nach dem einstimmigen Gemeinderatsbeschluss für die Sanierung begannen im vergangenen Jahr die Bauarbeiten. „Allein hätten wir das nicht stemmen können“, erzählt der Bürgermeister und verweist auf die knapp 90-prozentige Förderung durch diverse staatliche Programme und Denkmalschutz. Er rechne fest damit, dass man den vorgegebenen Kostenrahmen von 3,9 Millionen Euro bestenfalls geringfügig überschreite. Im Gemeinderat wurde eigens für das Projekt ein vierköpfiger Arbeitskreis geschaffen, der sich jeden Montag um 8.30 Uhr im Schloss zum Jour Fixe trifft. Zusammen mit Architekten, Ingenieuren und Fachleuten der beteiligten Firmen besprechen Thomas Kreil und die Gemeinderäte Karin Benker, Markus Gräbner, Gerhard Herrmannsdörfer und Norbert Jäger die Renovierung betreffende Themen.

Über die derzeit noch recht abenteuerlich zu besteigende Steintreppe gelangt man ins Obergeschoss. Dort sind die mit Fachwerk-Sichtwänden und Decken nach historischem Vorbild ausgestatteten Funktionsräume untergebracht.

Aufwendige Fenster-Sanierung

Eine Fachfirma hat die Originalfenster aus dem 17. Jahrhundert fachmännisch restauriert und größtenteils wieder eingebaut. Lediglich die Innenfenster sind neu, ihr Aussehen wurde aber den restaurierten Fenstern angepasst. „Das Neue soll zurücktreten hinter dem Historischen“, begründet Projektleiter Herbert Springer dieses aufwendige Vorgehen. Die Sanierung der Fenster ist einer der teuersten Faktoren bei der gesamten Sanierung des Schlosses. Rund 1,1 Million Euro bezahlt dafür der Denkmalschutz der Gemeinde.

Trockengelegt

Gelöst wurde inzwischen auch das Problem mit der Feuchtigkeit im Gebäude. Das vom Hang herablaufende Wasser sammelte sich im Gewölbekeller und rund um das Gebäude. Im Keller stand das Wasser zum Teil 30 Zentimeter tief auf dem Lehmboden. Deshalb wurde der außen liegende Gewölbekeller überdacht. Darunter entstand in einem „Raum im Raum“ ein Kühl- und Trockenraum. Rund um das Schloss schützt eine Drainage das Fundament künftig vor Nässe. So weit wie möglich widerverwendet wurden die alten Steinböden, Dielen und Balken aus dem Schloss. Die Sandsteinplatten können im Biergarten eine neue Verwendung finden, die alten Dielenbretter dienen auch künftig als Fußboden.

Dorfladen mit regionalen Waren

Dem Wunsch der meisten Emtmannsberger entsprechend – wie eine Umfrage ergab – wird der künftige Dorfladen zum größten Teil regionale Produkte vorhalten. Backwaren, Eier, Wurst, Käse, Gemüse und Obst von Betrieben aus dem Umland werden zu bekommen sein in dem kleinen Raum rechts neben dem Haupteingang. „Das war der Wunsch der meisten Bürger und ich finde das gut so. Mit einem Discounter können und wollen wir nicht mithalten“, sagt Thomas Kreil. Betrieben werden soll der Laden teilweise ehrenamtlich und von Teilzeitkräften. So etwas allein von Ehrenamtlichen erledigen zu lassen, sei nicht optimal. Auch in Sachen Gaststättenbetreiber hat der Bürgermeister gute Nachrichten. Die Gespräche mit einem potenziellen Pächter seien weit fortgeschritten.

Über den Winter werden die Arbeiter der am Bau beteiligten Firmen noch viel zu tun haben. Läuft alles nach Plan, können die Emtmannsberger dann schon im kommenden Frühjahr/Sommer ihre ersten „Labla“ im Dorfladen kaufen, einen Kaffee oder ein Bierchen in der Gaststätte genießen oder sich in ihrem neuen Ortszentrum einfach zu einem Plausch treffen.

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