Lob und Tadel blendet Verstappen aus, auch in seiner neunten Saison in der Königsklasse bleibt er ein gelernter Tunnelblicker. Seine Auftritte in der Netflix-Erfolgsserie „Drive to survive“ blieben daher eher nichtssagend, und seinen Persönlichkeitswandel weiß er geschickt zu verstecken. Tatsächlich ist nach seinem ersten Titel 2021 seine Grundeinstellung eine andere geworden. Aller Druck auf ihn ist weg, er projiziert ihn umso mehr auf die anderen. Alles, was nach dem ersten Titel für ihn noch kommen sollte, sei doch nur ein Bonus. Aber da ist er ganz CEO seines eigenen Imperiums: Es geht doch immer weiter um Wachstum und damit um Wertsteigerung. 454 WM-Punkte zuletzt, auch das ein Rekord. „Manchmal ist es einfach schön, ein dominantes Auto zu haben“, bemerkt er mit einem Lächeln, „die Emotionen beim zweiten Titel waren andere.“ Gefolgt von einer Drohung: „Wir haben Fortschritte in allen Bereichen gemacht.“
Auf der Jagd nach dem Titelhattrick will der Gejagte den Seelenfrieden (nicht die Kilos!) aus der Winterpause mitnehmen: „Ich bleibe dabei, dass wir uns lieber auf uns selbst konzentrieren, als links und rechts zu schauen, was die Gegner machen. Das hat sich für mich bewährt.“ Und noch eins: „Es ist wichtig, entspannt zu bleiben und nicht so viel an den Motorsport zu denken.“ Mit einer Eins auf dem Auto ist das natürlich am einfachsten.