Flashmob im Rotmaincenter lehrt Wiederbelebung für Jedermann Sanitäter: Richtig reanimieren lernen

Von Philip Ziegler
Bei einem Flashmob des Roten Kreuzes im Rotmaincenter mussten die Passanten ran. "Jeder sollte in der Lage sein, im Notfall zu reanimieren", sagt Sanitäter-Ausbilder Alexander Köll. Er beantwortet drei Fragen zum Thema Wiederbelebung. Foto: Harbach Foto: red

Ein Piepen schallt durch das Rotmaincenter. Langsam, laut, ein EKG, das den Herzschlag misst. Dann dröhnt es ohne Unterbrechung. Herzstillstand. Sanitäter stürmen aus einem Zelt, sofort beginnen sie mit der Wiederbelebung. Die Passanten blicken verwirrt drein - aus den Boxen tönt das Lied „Staying Alive“. Schon fordern die Sanitäter die Schaulustigen auf: selbst reanimeren und Leben retten.

 
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Zum Glück mussten die Passanten ihre Wiederbelebungskünste am Donnerstag nur an Puppen testen. Mit der Aktion „Ein Leben retten. 100 Pro Reanimation“ will die Berufsfachschule für Notfallsanitäter Bayreuth zeigen, dass jeder wiederbeleben kann. Den Flashmob veranstaltete die Schule, die zum BRK gehört, anlässlich der Woche der Wiederbelebung. „Die Leute haben gut mitgemacht, noch besser als erwartet“, sagt Max Wunderlich, Rettungssanitäter in Ausbildung, nach Ende der Veranstaltung.

„Ein Herzstillstand kann jeden treffen. Jeder sollte in der Lage sein, im Notfall einfache, lebensrettende Sofortmaßnahmen zu ergreifen“, sagt Alexander Köll, der an der Sanitäterschule ausbildet. Er beantwortet drei Frage rund um das Thema Wiederbelebung:

Wie reanimiere ich richtig?

Ganz wichtig: Zuerst immer den Notarzt über die 112 rufen. Erst telefonieren, dann wiederbeleben. Die Ärzte empfehlen, 30 Mal kräftig auf die Brust zu drücken und zwei Mal zu beatmen. Idealerweise, indem man in die Nase pustet, ansonsten Mund zu Mund. Wenn man sich davor ekelt (oder wenn man Laie ist), ist es besser, nur zu drücken, als auf den Rettungsdienst zu warten. Es klingt wie ein Scherz, aber ich empfehle, zum Rhythmus von „Staying Alive“ von den Bee Gees zu drücken. So findet man den richtigen Takt.

Was kann ich bei einer Wiederbelebung falsch machen?

Im Grunde nur eines: Nicht damit anfangen. Nichts tun ist immer falsch. Für Menschen, deren Erste-Hilfe-Kurs lange her ist, gibt es in Bayern das Programm Telefonreanimation. Das bedeutet nicht, dass man dem Patienten den Hörer auf die Brust legt, sondern dass die Rettungsleitstelle über das Telefon vorgibt, wie man reanimiert. Selbst wer nie einen Erste-Hilfe-Kurs gemacht hat, kann so Leben retten.

Ich fühle mich überfordert, muss ich reanimieren?

Auf jeden Fall ist es strafbar, wenn Sie keinen Notruf absetzen. Überwinden Sie sich, Drücken ist besser als nichts zu tun. Bis der Notarzt da ist, dauert es im Schnitt acht bis 15 Minuten. Nach drei bis fünf Minuten ohne Herzschlag trägt der Bewusstlose bereits bleibende Schäden davon. Stellen Sie sich vor, sie lägen dort am Boden. Was würden Sie wollen?

Berichtigung:

Dieser Artikel wurde am 29. September 2015 berichtigt. Wir hatten ursprünglich geschrieben, das Gehirn trage nach etwa acht Minuten ohne Sauerstoff bleibende Schäden davon. Es sollte nicht der Eindruck entstehen, dass bei einer Reanimation viel Zeit ist.

 

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