Festakt: Delegation aus Thüringen zu Besuch Creußen und Greußen: 25 Jahre Partner

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Es war wie ein großes Familientreffen. Manche kamen zum ersten Mal, einige waren schon öfter da. Die Sonne schien, Bier und Bratwürste schmeckten. Creußen und das thüringische Greußen feierten ihre 25-jährige Städtepartnerschaft.

 
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Eine Delegation aus den neuen Bundesländern war dazu am Samstag in die Stadt am Roten Main gekommen. Initiator und Motor der Partnerschaft war der damalige Creußener Bürgermeister Klaus Gendrisch. Im Bierkurier der Aktienbrauerei war 1985 eine Ansichtskarte abgedruckt, die angeblich Creußener Bilder zeigen sollte. Doch Gendrisch fand heraus, dass es sich um die fast namensgleiche Stadt Greußen in der Nähe von Eisenach handelte. Mit viel Engagement und Hartnäckigkeit schaffte er es, dass schließlich im April 1991 in Creußen die Partnerschaftsurkunde von ihm und dem Amtskollegen Wolfgang Lißner unterschrieben werden konnte. Im September 1992 war in Greußen die Gegenunterzeichnung mit Bürgermeister Hans-Jürgen Achtert.

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Schöne Erinnerungen

Erwartungen I: Klaus Kunze (80) war schon vor der offiziellen Partnerschaft dabei, als ein Bus mit Greußenern zum ersten Mal nach Creußen zu Besuch war. „Wir sind mit diffizilen Erwartungen gekommen“, erinnert sich der Optiker, der bei den Oberfranken für Erstaunen sorgte, dass er in einer Planwirtschaft selbstständig war. „Wir hatten unsere Vorstellungen, wie es im Westen war, nur aus den Medien“, sagt Kraus. Etwas Besonderes war es, als ein Creußener dann mit ihm zur Nordsee in Bayreuth ging und er Lachs probierte. „Wir haben zwar gelebt, sind in Urlaub gefahren – in Ostblockländer – , hatten Geld, aber konnten nichts mit anfangen“, so Kraus. Aber auch im Westen sei nicht alles Gold gewesen, was glänzt. Mittlerweile könne man kaum noch einen Unterschied zwischen den beiden Städten feststellen, die Anpassung sei relativ schnell gegangen.

Parallelen zwischen Creußen und Greußen

Parallelen: Von Größe und Charakter – eine Mittelalterstadt – seien sich beide Städte sehr ähnlich, hat Sylvia Heiter, Sekretärin im Greußener Bürgermeisteramt bereits seit 1992, festgestellt. „Wir haben beide viele alte Häuser“, sagt sie. Nur sind in Greußen immer noch oft die Eigentumsverhältnisse nicht geklärt und die jüngere Generation zieht meist weg, nur wenige kehren zurück. Es gibt rund 160 Kindergartenplätze, eine Grund- und Mittelschule sowie ein Gymnasium in Greußen. Heuer wird mit dem Bau einer Gesamtschule begonnen, die 2018 fertig sein soll. Hauptarbeitgeber ist eine Hoch- und Tiefbaufirma, außerdem gibt es eine Salami- und Schinkenfabrik und einen Betrieb für Schaltgerätebau.

Schlafsack: Als Politbüromitglied Günther Schabowski am 9. November 1989 seinen berühmten Versprecher hatte, der zum Mauerfall führte, packte Heino Schmidt am nächsten Tag seinen Schlafsack und Brotzeit ein und fuhr mit seinem Wartburg nach Creußen zu Klaus Gendrisch. „Abends ist er dann mit mir nach Bindlach zum Fasching gegangen“, sagt Schmidt. Am Grenzübergang Eisfeld habe großer Andrang geherrscht, alle wollten die Reisefreiheit testen. Und Schmidt kann sich noch gut daran erinnern, als bekanntwurde, dass Greußens Bürgermeister Wolfgang Lißner, der die Partnerschaftsurkunde mit unterschrieben hatte, Stasiinformant war. „Auf dem Karlsplatz bei uns war eine Demo mit einer wütenden Masse“, erinnert er sich. Gendrisch sei gekommen und habe versucht, die Leute zu beruhigen.

Veranstaltungen bis 2017

Wiederbeleben: Eine Städtepartnerschaft hat den Sinn, sich kulturell und wirtschaftlich auszutauschen, bringt es Creußens Bürgermeister Martin Dannhäußer beim Festakt in der Mehrzweckhalle auf den Punkt. In einem Rückblick skizziert er den Weg zur Urkundenunterzeichnung und betont die Bestrebungen, die Partnerschaft wieder zu aktivieren, nachdem sie eine Zeit lang aus dem Fokus geraten war. Man wolle dabei auf beiden Seiten die Bürger, Vereine, Verbände und Kirchen mitnehmen. „Es hat eineinhalb Jahre gedauert, bis die Städtepartnerschaft damals endgültig besiegelt war, deshalb wollen wir jetzt auch nicht an einem Tag feiern und dann wieder vergessen“, so Dannhäußer. Und so soll es bis September 2017 verschiedene Veranstaltungen zum Jubiläum geben.

Erwartungen II: Die Erwartungen auf Ostseite seien nach der Wiedervereinigung sehr hoch gewesen, sagt auch Greußens Bürgermeister René Hartnauer, seit vier Jahren mittlerweile im Amt in seinem Grußwort. Viele wollten Neugier und Wissensdurst über den eisernen Zaun hinweg stillen. Hartnauer blickte zurück auf die veränderten Denkweisen und Emotionen Ende der 80er Jahre, erinnerte an den flächendeckenden Widerstand in der DDR. Anerkennend hebt er das Verständnis der Creußener beim infrastrukturellen Aufbau seiner Stadt hervor. „Creußen konnte die Situation vor Ort eher verstehen“, sagt er. Und gemeinsam habe man sich nun die Fortsetzung des Vermächtnisses der Partnerschaft auf die Fahnen geschrieben. „Wir dürfen nicht nur drüber reden“, betont er. Man müsse auch Begegnungsmöglichkeiten schaffen.

Info: Die Greußener besuchten auch das Krügemuseum, in dem die Sonderausstellung „Creußener Steinzeug als Spiegel der höfischen Gesellschaft im 17. Jahrhundert“ eröffnet wurde.

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