Hufe sind nie gleich
Der 25-Jährige aus der Gemeinde Neudrossenfeld ist nicht nur Sohn eines Hufschmiedes, sondern auch der einer Pferdewirtin. Der große, blonde, kräftige junge Mann ist mit Pferden aufgewachsen und verfügte bereits vor der beruflichen Weiterbildung über ein großes Fachwissen. An seiner Tätigkeit fasziniert ihn, dass jeder Auftrag ein wenig anders ist. „Man findet einfach keine zwei gleichen Hufe auf der Welt“, sagt Max Popp und man spürt, wie ihn seine Aufgabe begeistert. Mit Schwung, Ehrgeiz und Ausdauer geht er die Dinge an. Dabei nimmt er sich Zeit für jedes Pferd, das er behandelt. Ist es ein Springpferd? Wird es als Dressurpferd geritten? Zieht es eine Kutsche? Ist es schreckhaft und scheu, schlau und ausgeglichen? „Einfach nur ein Eisen drunter nageln, reicht nicht. Oder es geht einfach nicht lange gut.“
Schneeeinlagen für den Winter
Als vor der Stalltür eine Gruppe von Stuten Richtung Weide trabt, wird Herbert unruhig. Er wirft den Kopf hin und her und fängt an zu scharen. „Hörst du auf!“, ermahnt ihn Theresa Ulig und zieht kurz am Halfter. Denn ihr Pferd ist noch nicht ganz fertig. Herbert soll noch Schneeeinlagen aus Plastik bekommen. Pinkfarbene hat sie für ihn ausgesucht. Im Winter verhindern diese, dass sich Schnee in den Hufen verfängt und das Pferd ausrutscht. Max sagt aber nicht „Pferd“, sondern „Gaul“. Das klingt ein wenig grob, drückt aber auch den Respekt vor den Tieren aus. Obwohl er reiten kann und ein Pferd erbte, überlässt er das lieber seiner Freundin.
Wie lange hält man durch?
Hufschmied ist ein körperlich anstrengender Beruf. „Eine Knochenmühle“, nennt ihn Max Popp. Doch er wüsste nicht, was er sonst oder gar lieber machen wollte. Seinen Berufseinstieg hatte er im Alter von 20 Jahren. 15 bis 20 Jahre könne einer im Schnitt gut in dem Traditionshandwerk aushalten. „Aber dann kommen die ersten körperlichen Beschwerden“, sagt Max Popp nachdenklich. „Mir graut es davor, wenn ich das mal nicht mehr machen kann.“
Nur wenige Kollegen in Oberfranken
Eine Alternative wäre die Rückkehr in den Metallbau. In seiner neu gebauten Werkstatt in Waldau fertigt der Nachwuchsschmied in seiner Freizeit Gitter und metallisches Kunsthandwerk. „Das brauche ich für mein Seelenheil.“ Alte Gitter an historischen Garten- und Schlossanlagen zu restaurieren, würde ihn als neue Herausforderung durchaus reizen. Aber noch ist es nicht so weit. Max‘ Auftragsbuch ist voll, schließlich übt er einen sehr alten, aber immer seltener werden Beruf aus. „Ich habe in ganz Oberfranken vielleicht zirka 20 Kollegen“, schätzt er. Vier sind im Landkreis Bayreuth tätig, zwei im Landkreis Kulmbach, zwei im Landkreis Lichtenfels und vier im Landkreis Bamberg.
Eisen kommen heute aus der Fabrik
Die erste Werkstatt seiner Vorfahren stand in der Rhön. „Auf dem Dachboden habe ich noch ein Lehrbuch aus dem Jahr 1846.“ Alte Hufeisen hängen an den Wänden, vor der alten Esse stehen Ambosse. Zwischen allen möglichen Werkzeugen zur Metallbearbeitung kann er hier auswählen. In vielen, kleinen Kartons lagern die verschiedenen Hufeisen. „Heute sind das Fabrikeisen“, sagt Max Popp. „Ein Hufeisen passgenau aufrichten, das kann zum Glück noch keine Maschine, das wird’s so schnell nicht geben.“
Hintergrund: Der Hufschmied
Nach Angaben der Handwerkskammer für Oberfranken gehört der Beruf des Hufbeschlagschmiedes nicht zu den bei ihr gemeldeten Berufen. Metallbauer hingegen schon, doch der Hufschmied gehört zu den Gesundheitsberufen.
Für die Ausbildung ist eine berufliche Vorbildung als Metallbauer nötig. Dann begleitet ein angehender Hufschmied zwei Jahre lang einen Praktiker und besucht vier Monate lang eine Fachschule. Danach kann er sich selbstständig machen oder als Angestellter für eine Tierklinik oder ein Gestüt arbeiten.
Einige seltene Berufe sind jedoch bei der HWK für Bayreuth aufgelistet, zum Beispiel ein Buchbinder (16 in Oberfranken), ein Metallblasinstrumentenmacher (2 insgesamt), ein Schneidwerkzeugmechaniker (11), ein Glasveredler (9), ein Orgelbauer (4) sowie zwei Glas- und Porzellanmaler (12).