Feiern mit Zeitzeugen Zehn Jahre Weltkulturerbe Opernhaus

Alexander Wiesneth auf der Bühne des Opernhauses: er hat maßgeblich den Antrag formuliert, der Ende Juni 2012 dazu geführt hat, dass das Markgräfliche Opernhaus in St. Petersburg als Weltkulturerbe angenommen wurde. Foto: Eric Waha/Eric Waha

Alexander Wiesneth hat maßgeblich dazu beigetragen, dass das Bayreuther Markgräfliche Opernhaus Weltkulturerbe geworden ist. Er hat für die Bayerische Schlösserverwaltung den Antrag geschrieben. Am Mittwoch ist er bei den vielen Führungen einer von denen, die dem Opernhaus aufs Dach steigen dürfen.

 
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Es waren aufreibende Stunden damals in St. Petersburg. Warten, warten, warten auf die Verkündung. Stundenlange Diskussionen, weil es um die Aufnahme von Palästina ging. Die Bayreuther Delegation mit der damaligen Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe (BG) an der Spitze, zu der auch hochrangige Vertreter der Bayerischen Schlösserverwaltung gehörten, mussten gefühlte Ewigkeiten darauf warten, dass nach acht Jahren Vorbereitungszeit der Hammer fiel – und das Markgräfliche Opernhaus zu Bayreuth als Weltkulturerbe anerkannt wurde an jenem 29. Juni um 15.07 Uhr.

Auf der Vorschlagsliste seit 1999

Er hat kräftig mitgeholfen, dass das Markgräfliche Opernhaus bei der Unesco-Versammlung in St. Petersburg als Weltkulturerbe „adopted“ wurde – angenommen: Alexander Wiesneth aus der Bauverwaltung der Bayerischen Schlösserverwaltung und Experte für komplizierte Sanierungen wie das extrem komplexe Dach des Welterbes in Bayreuth, hat den Antrag für die Ernennung maßgeblich formuliert. „Auf der Vorschlagsliste der Unesco stand das Opernhaus seit 1999“, sagt Wiesneth am Mittwoch, dem Tag, an dem das Zehnjährige mit vielen Sonderführungen, freiem Eintritt und richtig vielen Besuchern gefeiert wurde, auf der Bühne im Kurier-Gespräch.

Für einen Tag gebaut

Trotz der Einzigartigkeit dieses barocken Kleinods, das einzig für die Hochzeit von Markgräfin Wilhelmines Tochter Elisabeth Friederike Sophie gebaut worden war, sei die Ernennung kein Spaziergang gewesen. Denn „kurz zuvor hatte es ein Umdenken der Unesco gegeben“, erinnert sich Wiesneth, der in St. Petersburg Teil der Delegation war. Barocke Gebäude und Schlösser waren „nicht mehr en vogue“.

Umso überzeugender, stichhaltiger und prägnanter musste der Antrag sein, um die Jury zu überzeugen. Nach achte Jahren Vorbereitung und sieben Tagen Warten auf die Entscheidung fiel an jenem Samstag um 15.07 Uhr der Hammer der Vorsitzenden des Welterbe-Komitees, Eleonora Mitrofanova: „Adopted.“ Seit 2018 lockt das Opernhaus jährlich Tausende nach Bayreuth – mit seiner weltweiten Einzigartigkeit.

Viel los – noch mehr als sonst

Am Mittwoch ist viel los, noch ein bisschen mehr als an anderen Tagen, vor dem Weltkulturerbe. Die Nachfrage sei riesig nach den Sonderführungen, die den ganzen Tag über Einblicke an Orte geben, die man normalerweise nicht betreten kann im Opernhaus. Wiesneth beispielsweise führt Gruppen unters Dach, das allein schon Welterbestatus verdient gehabt hätte mit seinen riesigen Spannweiten – und den ebenso riesigen Problemen, die während der sechsjährigen Sanierungsphase aufgetaucht waren.

Schlange stehen für einzigartige Einblicke

Vor dem Opernhaus dreht der Bayerische Rundfunk Szenen mit Volker Heißmann und Martin Rassau, drinnen stehen die Besucher Schlange, die ins Opernhaus wollen, die bei den Führungen dabeisein wollen – die dann andächtig im Innenraum stehen und die Gunst der paar Minuten nutzen, mit dem Handy ein paar private Bilder zu schießen von einem barocken Prachtstück, das es in der Art und in dem Erhaltungszustand weltweit nicht mehr gibt.

Unterm Strich ist eingetreten, was Merk-Erbe damals im Gespräch mit dem Kurier gesagt hatte: Der Welterbe-Titel sei „Verpflichtung für die Stadt, das Opernhaus und das Ensemble zu hüten. Die Entscheidung für den Titel kann natürlich auch den Tourismus beflügeln – was wichtig ist, um die Schönheit des Hauses in alle Welt tragen zu können“.

Das passiert seit der Eröffnung im Jahr 2018. Auf behutsame Weise.

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