Fast genau zur Halbzeit kommt der 500.000. Besucher - Starker touristischer Zuwachs in der Stadt Landesgartenschau: Voll im Plan

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Sie wollten einfach einen Bayreuth-Besuch bei ihrer Tochter nutzen, um über die Gartenschau zu schlendern. Empfangen wurde sie mit Blumen und Geschenken: Elfreide und Günther Storz (beide 60/Mitte) aus Ulm. Am Donnerstagnachmittag wurden sie gegen 15.30 Uhr als 500.000. Besucher empfangen. Landesgartenschau-Geschäftsführer Ulrich Meyer zu Helligen, Landrat Hermann Hübner, Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe und der Präsident des Bayerischen Gärtnerei-Verbands, Roland Albert (von links), gratulierten. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Die halbe Million ist geschafft. Nach drei Monaten Landesgartenschau in Bayreuth. Eine Zahl, die deutlich über den Erwartungen liegt. Zumindest, wenn man auf die Hochrechnung schaut, die die Landesgartenschau-GmbH am Tag der Eröffnung, am 22. April, kommuniziert hat: Von 750.000 Besuchern bis zum 9. Oktober war da die Rede. Nach oben will Landesgartenschau-Geschäftsführerin Dagmar Voß die Zahl aber nicht korrigieren. Noch nicht.

 
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Ziel ist sicher zu schaffen: Elfriede und Günther Storz (beide 60) aus Ulm sind Besucher Nummer 500.000. Sie sind am Donnerstag zu Besuch bei ihrer Tochter, die in Bayreuth lebt, und an dem Tag Geburtstag hat. Um 15.30 Uhr wollen sie eine Runde auf der Landesgartenschau drehen. Eine Runde mit einer Überraschung zum Start - mit Blumen, Geschenkgutschein, Pralinen, einer Gartenschau-tasse und dem Maskottchen Glotzaugengerch. 500.000 Besucher in drei Monaten: Dagmar Voß sagt, sie habe "gehofft dass es so laufen wird". Am Donnerstag sagt sie im Gespräch mit unserer Zeitung: "Es sieht alles sehr positiv aus. Die 750.000 Besucher werden wir sicher erreichen." Jeder Besucher mehr hilft, das kalkulierte Defizit von 1,2 Millionen Euro zu reduzieren. Die Gartenschau kostet in der Durchführung nach den Angaben von Voß 9,25 Millionen Euro. Aus den Eintrittseinnahmen, Sponsorengeldern, Förderung, Vermietung und Verpachtung der Gastronomie und Parkgebühren sollen rund acht Millionen bis zum 9. Oktober hereinkommen. Voß ist vorsichtig: "Wir sind sehr wetterabhängig." Deshalb halte sie sich mit der Euphorie zurück.

Öhringen liegt bei Besuchern leicht vorne: Anders als der Bürgermeister von Öhringen, Thilo Michels, der bei der Halbzeitbilanz der baden-württembergischen Landesgartenschau nach einem Bericht der "Heilbronner Stimme" einen Vergleich zum Fußball gezogen und gesagt hat: "Da fallen in der zweiten Halbzeit auch die meisten Tore." In Öhringen seien bis zur Halbzeit "alle Erwartungen übertroffen" worden. 560.372 Besucher meldet diese Gartenschau, die schon beim Verkauf der Dauerkarten gegenüber Bayreuth ein deutliches Plus hatte: 36.300 zu 20.249 Dauerkarten. 500.000 Besucher bedeutet: Im Schnitt ein Besuch eines Dauerkartenbesitzers pro Woche, als rund 20.250 mal 13. Und etwa 240.000 verkaufte Tageskarten. "Wobei wir noch rund 100.000 Karten in Kommission im Umlauf haben."

Die meisten Bus-Besucher aller Gartenschauen: Allerdings hat Bayreuth gegenüber Öhringen bei den Bustouristen die Nase vorn. Und zwar deutlich. Öhringen meldet zur Halbzeit 1280 Busse, "wir hatten bis zum 17. Juli, der Hälfte der 171 Tage, 1596 Busse. Davon kamen allein 584 zwischen dem 1. und dem 17. Juli", sagt Voß. Die dritte Landesgartenschau, die derzeit parallel in Deutschland stattfindet, die in Eutin in Schleswig-Holstein, hinkt einem Bericht des "Ostholsteiner Anzeigers" zufolge deutlich hinterher: 220.000 Besucher - 27 Prozent weniger als erwartet - in den ersten zwölf Wochen, 11.300 verkaufte Dauerkarten und rund 700 Busgruppen.   

Fünf Tonnen Bratwürste und viel Bier: Dagmar Voß hat Zahlen gesammelt für den Kassensturz nach etwas mehr als 85 Tagen, denn die offizielle Halbzeitbilanz wird es erst am 1. August geben: "Fünf Tonnen Bratwürste wurden bislang gegessen, 112.000 gezapfte Biere getrunken. 10.000 Stück Kuchen und 500 Torten sind verspeist worden. Auch der Eisverkauf läuft gut, trotz des anfänglich kühlen Wetters: Rund 100.000 Steckerl-Eis sind geschleckt worden." Schlechter als berechnet läuft das Geschäft mit den Parkplätzen: Bis zum 17. Juli zählte die Landesgartenschau-GmbH 47.060 geparkte Autos. "Da hinken wir den Erwartungen etwas hinterher. Was aber im Umkehrschluss bedeutet, dass die Leute mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Rad kommen. Was ja auch nicht schlecht ist." Etwas mehr als die Hälfte der Veranstaltungen, die geplant waren, sind absolviert: "Wir hatten bislang rund 2200 allgemeine Kulturveranstaltungen und 456 Veranstaltungen im Kinder- und Jugendprogramm. 1596 Veranstaltungen liegen bis zum 9. Oktober noch vor uns", sagt Voß.

Das spiegeln die Besucher zurück: Bayreuth ist anders als andere Gartenschauen. Eine Landesgartenschau dieser Größe hat es noch nicht gegeben. "Einen Landschaftspark in der Art bestenfalls 1996 in Amberg", sagt Voß. "Es gibt schon Besucher, die eine klassische Gartenschau kennen und sagen, es gebe ihnen zu wenige Blumen. Dabei haben wir die gleichen Flächen wie auf anderen Schauen auch. Aber die sind eben etwas anders verteilt. Am Haupteingang und entlang der Wege." Dieses Konzept komme bei der Mehrheit der Besucher gut an, sagt Voß. "Wer sich Zeit nimmt und alles anschaut, der hat hier eine enorme Vielfalt."

Bayreuth profitiert touristisch: Nach der ersten Halbzeit der Gartenschau zieht Manuel Becher, der Geschäftsführer der Bayreuth Marketing und Tourismus GmbH (BMTG) ein erstes, positives Fazit. "Die Hotels sind voll. Auch die Business-Hotels. Alle Hoteliers sagen, sie erleben gerade eine positive Überraschung." Selbst an den Wochenenden sei es schwer, ein freies Zimmer in Bayreuth zu bekommen, "obwohl da die Geschäftsreisenden nicht unterwegs sind". Dass der Zuwachs unmittelbar mit der Landesgartenschau zusammenhängt, lässt sich aus den Zahlen ableiten: "Wir hatten im April in den Hotels ein Plus von 30 Prozent bei den Übernachtungen. Im Mai waren es 18 Prozent mehr. Der Direktor eines sehr großen Tagungshotels hat schon signalisiert: auf die Juni-Zahlen könnten wir uns freuen", sagt Becher. "Touristisch kann man sagen: es läuft bombastisch, da sind wir fast an der Kapazitätsgrenze." An der Tourist-Info habe man drei zusätzliche Leute einstellen müssen, "um alle Anfragen bearbeiten zu können", sagt Becher.  

Seit Anfang Juni habe es keine weitere Frequenz-Umfrage bei den Bayreuther Einzelhändlern und Gastronomen gegeben. Jedoch: Es seien "wesentlich mehr Leute als noch vor sechs, acht Wochen unterwegs". Gastronomen haben Becher in Gesprächen gesagt, dass der Zuwachs deutlich spürbar sei.

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