Fairer Handel: Kreis will Vorreiter sein

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Ein Aussteller auf einer Messe für fairen Handel zeigt, wie Rohkaffee aussieht. Auch der Landkreis Kulmbach will künftig fair gehandelte Produkte stärker unterstützen und bemüht sich um das Zertifikat "Transfair-Kreis". Archivfoto: Wolfram Kastl/dpa Foto: red

Der Landkreis Kulmbach will ein "Transfair-Kreis" werden. Auf Antrag der Grünen-Kreistagsfraktion soll der faire Handel auf lokaler Ebene künftig stärker gefördert werden. Nur Sebastian Baumgärtner (Freie Wähler) stimmte als einziger am Donnerstag im Kreisumweltausschuss dagegen.

 
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Im Prinzip ist das Thema fairer Handel für einen Teil der Kreisräte nichts Neues gewesen. Denn bereits am 7. November 2011 hatte sich der Kreisausschuss des Landkreises Kulmbach damit befasst. Dem damaligen Antrag der GOL stimmte der Kreisausschuss zu, Näheres sollte der Umwelt- und Wirtschaftsausschuss ausarbeiten. Geschehen ist jedoch seit dieser Zeit - nichts.

Klimaschutz hatte Vorrang

Weil der Klimaschutz vorrangig behandelt worden sei, habe der Prozess für den Erhalt eines Fairtrade-Siegels nicht weiter verfolgt werden können, erläuterte Landrat Klaus Peter Söllner (Freie Wähler) den Mitgliedern des Umweltausschusses. Aber die Grünen unternahmen im vergangenen Jahr erneut eine Vorstoß: Der Landkreis solle sich der internationalen Kampagne "Fair-trade-towns" von Trans Fair anschließen, um so den fairen Handel auf lokaler Ebene zu unterstützen.

Der Verein Trans Fair hat seit 1992 sich zum Ziel gesetzt, Produzentenfamilien in Afrika, Asien und Lateinamerika zu fördern, um ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen zu verbessern. Insbesondere Kleinbauern in Entwicklungsländern soll damit eine menschenwürdige Existenz aus eigener Kraft ermöglichen. Dabei werden zum Beispiel Mindestpreise festgesetzt, die den Bauern das Überleben sichern. Die so erzeugten und verkauften Produkte erhalten ein entsprechendes Siegel.

456 deutsche Kommunen machen mit

Weltweit gibt es inzwischen über 600 Städte, die sich dem fairen Handel verpflichtet haben. Städte, Kreise, Dörfer und Regionen können sich auf diese Weise für gerechte Handelsbeziehungen einsetzen. Bundesweit bezeichnen sich mittlerweile 456 Kommunen als "Fair-trade-town". Darunter befinden sich 17 Landkreise. In Bayern sind das die Kreise Fürth, Main-Spessart, Miltenberg und Würzburg. Der Landkreis Schweinfurt prüft ebenfalls einen Beitritt.

Vier bayerische Landkreis beteiligen sich bereits

Und nun will sich auch der Landkreis Kulmbach einbringen. Landrat Söllner bewertete das Anliegen als positiv und sagte, dass sicherlich genügend teilnehmende Händler und Gastronomen gefunden werden könnten. Denn  zu den fünf Kriterien für das Label zählt, 15 Einzelhändler und acht Cafés und Restaurants zu finden, die mindestens zwei Produkte aus fairem Handel anbieten. Die Waren, wie zum Beispiel Kaffee und Tee, sollen in Schulen, Vereinen und Kirchengemeinden verwendet werden. Zwei faire Produkte soll die Kommune in Zukunft zudem in ihren öffentlichen Sitzungen anbieten.

Weg begann vor fünf Jahren

Der Weg zu einem fairen Landkreis sei schon vor fünf Jahren beschritten worden und sollte nun zu Ende gegangen werden, begründete Dr. Claus Gumprecht den erneuten Antrag der Grünen-Kreistagsfraktion. Das Zertifikat wäre ein wichtiges Signal nach außen zur Umkehr zu einer anderen Wirtschaftspolitik. Auch CSU und SPD schlossen sich der Initiative an, wenngleich die CSU-Vertreter unterstrichen, dass den Bürgern nichts aufgezwungen werde, sondern das Mitmachen freiwillig sei. Gegen den Grundsatz "Hauptsache billig" sprach sich Simon Moritz (SPD) aus. Es gebe viele Menschen, die bereit seien, etwas mehr Geld beim Einkauf auszugeben. Die teilnehmenden Unternehmen würden sich außerdem vor anderen hervorheben.

Heimischer Landwirtschaft den Vorzug geben

Lediglich Sebastian Baumgärtner (Freie Wähler) meldete Bedenken an und hinterfragte die entstehenden Kosten. Besser wäre es, sich für regionale Lebensmittel einzusetzen, sagte Baumgärtner. "Wir sollte lieber die heimischen landwirtschaftlichen Produkte stärken, die auch effizient und nachhaltig sind." Dass das eine das andere nicht ausschließe, fand dagegen Fraktionskollegin Anita Sack. Unterstützt wurde sie von Klaus Förster (Freie Wähler), der sagte, die Menschen in Entwicklungsländern sollten von ihren Erlösen leben können. "Wir müssen ihre Arbeit ordentlich bezahlen, zu einem ordentlichen und fairen Preis." Das sei besser als eine Entwicklungshilfe nach dem Gießkannenprinzip. Gumprech ergänzte, dass es "nicht nur um Kaffee und Bananen" gehe. Es würde auch Billigkleidung aus der "Dritten Welt" verkauft, für die Menschen in Fabriken ihr Leben ließen. Mit regionalen Produkten ebenfalls fair umzugehen, dagegen habe er nichts. "Auch Milch, Wein oder Käse müssen nicht verramscht werden."

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