Fachkräftemangel bremst die Wirtschaft

Von und Holger Mehlig
Symbolfoto: Stephanie Pilick/dpa Foto: red

Viele Unternehmen entwickeln sich nicht so stark wie sie könnten, weil sie keine oder nicht genügend qualifizierte Mitarbeiter finden. Fast ein Prozent Wachstum kostet das Deutschland jährlich, wie aus einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervorgeht.

 
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Der Fachkräftemangel belastet auch die hiesige Wirtschaft erheblich, wie die oberfränkischen Wirtschaftskammern auf Nachfrage unserer Zeitung mitteilten. Im Bezirk fehlen nach Angaben der Industrie- und Handelskammer (IHK) für Oberfranken 18.000 Fachkräfte, darunter gut 1000 Akademiker und knapp 17.000 beruflich Qualifizierte. Hier wiederum seien vor allem Mitarbeiter mit technischer Ausrichtung gesucht. IHK-Präsidentin Sonja Weigand sieht diese Entwicklung immer mehr als „Wachstumsbremse“ an. „Die Gewinnung von Fachkräften ist deshalb aktuell die größte Herausforderung der oberfränkischen Wirtschaft“, betonte Weigand.

„Der Arbeitsmarkt ist aktuell leergefegt.“

Auch die IHK zu Coburg klagte, dass es in einigen Branchen immer schwieriger wird, geeigneten Nachwuchs und Fachkräfte zu rekrutieren. Gesucht würden vor allem IT-Fachleute, Verfahrensmechaniker, Polsterer, Berufskraftfahrer sowie Mitarbeiter in Gastronomie und Hotellerie. Derzeit gibt der Monitor der Kammer im Raum Coburg den Engpass an beruflich qualifizierten Fachkräften mit 3500 an. Akademiker fehlten hingegen nur 170.

Der Hauptgeschäftsführer der oberfränkischen Handwerkskammer (HWK), Thomas Koller, sagte, das Handwerk spüre den Fachkräftemangel deutlich. „Der Arbeitsmarkt ist aktuell leergefegt.“ Für Koller ist das ein Faktor, der die „dennoch sehr starke Handwerkskonjunktur ausbremst“. Die Handwerkskammer fordert eine Aufwertung der beruflichen Bildung.

Studie: 440.000 Qualifizierte fehlen bundesweit

Eines der obersten Ziele der nächsten Jahre bleibt für die Handswerkskammer denn auch, die berufliche Bildung nachhaltig zu stärken. „Der Pakt für berufliche Bildung in Bayern und seine Ausweitung auf eine Bund-Länder-Initiative war dazu ein wichtiger Schritt“, sagte Koller. Andere Punkte seien die weitere Gleichstellung des Handwerksmeisters mit dem Bachelor oder die weitere Öffnung des Arbeitsmarktes für ausbildungsinteressierte Jugendliche aus Drittstaaten. „Weiterhin bleibt die Stärkung des Images der beruflichen Bildung der Schwerpunkt unserer regionalen und bundesweiten Kampagnen. Aktuell nehmen wir auch die bundesweite Woche der beruflichen Bildung zum Anlass, auf die vielfältigen Karrierechancen im Handwerk aufmerksam zu machen“, betonte Koller.

Etwa 440.000 qualifizierte Arbeitskräfte fehlen der IW-Studie zufolge bundesweit. „Wenn deutsche Unternehmen diesen Fachkräftebedarf decken könnten, würde die Wirtschaftsleistung in Deutschland um bis zu 0,9 Prozent oder rund 30 Milliarden Euro höher ausfallen“, heißt es in der Untersuchung der Wirtschaftsforscher. Die Engpässe bei Fachkräften seien ein wichtiger Grund für niedrige Unternehmens-Investitionen und überlastete Kapazitäten, analysiert das in Köln ansässige Institut.

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