Über Abtreibung nachgedacht
Nach der ersten Tochter kam im Januar 2000 der Sohn. „Ich wollte ihn eigentlich gar nicht“, sagt Hanna, „ich habe über Abtreibung nachgedacht.“ Sie wollte endliche eine Ausbildung machen. Hanna hat mit dem Jungen inzwischen darüber gesprochen. Als die Kinder in die Schule kamen, lief alles über den Vater. Elternbriefe oder andere Informationen gingen nur an ihn, als zweite Person neben ihm, die auskunftsberechtigt ist, war die Oma eingetragen. „Ich weiß nicht, wie er das damals gemacht hat“, sagt Hanna, „ich war selber noch zu jung, habe das alles hingenommen.“ Auch den Ausbildungsvertrag der Tochter später hat nur der Vater unterschrieben.
Flucht ins Frauenhaus
Das erste Mal ist Hanna zu einer Freundin geflohen, aber als ihr Mann sie dort besuchte, ging sie wieder mit ihm mit. „Wir kriegen das wieder hin“, hat er gesagt und sie hat ihm geglaubt. Beim zweiten Mal hat Hanna die Telefonseelsorge angerufen. Dort hat man ihr geraten, sie soll mit den Kindern ins Frauenhaus gehen. Das hat sie auch gemacht. Doch plötzlich stand ihr Ex-Mann dort vor der Tür. Und wieder hat sie sich von seinen Versprechungen „lass es uns noch mal probieren, wir schaffen das“, einlullen lassen, ist zurück gegangen. Mit Freunden hat sie über ihre Situation gesprochen, viele haben ihr geraten, sich zu trennen. „Aber wirkliche Hilfe hatte ich keine“, sagt sie.
Dann kam es zum Eklat
Über ihren Ex-Mann hat Hanna dann jemand anderen kennengelernt. „Deine Ehe ist im Arsch, es wird sich nie was ändern“, hat der zu ihr gesagt und versprochen, ihr bei der Trennung zu helfen. Dann kam es zu einem Eklat. Hanna hat gesagt, dass sie sich scheiden lassen will. „Du bekommst die Kinder nie“, habe ihr Ex-Mann geschrien. Es kam zu einer Rangelei mit ihrem Schwiegervater, der im Nachbarhaus wohnte. Später diagnostiziert das Krankenhaus Abschürfungen und ein Hämatom. Hanna geht zum Anwalt, aber eine Anzeige gegen den Schwiegervater wird fallengelassen. Was sie heute noch verbittert, dass der Anwalt das einfach so hingenommen hat. Auch von anderen Anwälten und dem Jugendamt fühlt sie sich im Stich gelassen. Ein weiterer Anwalt nimmt ihre Unterlagen zwar an, meldet sich dann aber nie mehr. Von Bekannten erhält sie eindeutige Informationen, dass ihr Ex-Mann mit Drogen zu tun hat. Aber auch hier glaubt ihr keiner. Schließlich werden die beiden geschieden, die Kinder leben nach Entscheidung des Gerichts beim Vater, Hanna ist Wochenendmama.
Jüngste Tochter sitzt im Rollstuhl
Sie ist inzwischen von ihrem neuen Partner schwanger, die Tochter kommt 2004 auf die Welt, ist körperbehindert, wird immer im Rollstuhl sitzen. Hanna versorgt sie selber, hat mit 31 Jahren eine Ausbildung zur Heilerziehungspflegehelferin gemacht. Die große Tochter lebt auf dem Land, hat aber noch massiv mit dem Erlebten zu tun. Der Sohn scheint es einigermaßen gepackt zu haben, ihm geht es besser, er lebt jetzt bei der Mutter. Aber der Weg bis dahin war schwierig. Hanna hat einen neuen Partner, lebt aber nicht mit ihm zusammen. Finanziell ist es immer noch schwierig. Sie musste Privatinsolvenz anmelden, weil sie mit herangezogen wurde wegen der Schulden ihres Ex-Mannes. Sie lebt jetzt von Hartz IV, dem Pflegegeld für die Tochter und hat zwei Mini-Putz-Jobs. Rund 1000 Euro bleiben ihr im Monat zum Leben.
Zur Rechenschaft ziehen
„Ich will nie wieder von jemanden abhängig sein und hoffe, dass meine Kinder ihren Weg finden“, sagt Hanna. Für die Frau aus dem südlichen Landkreis hofft sie, dass deren Mann für seine Taten jetzt vor Gericht bestraft wird. Das wäre es auch, was sie sich für ihren Ex-Mann immer noch erhofft, dass er für das, was er getan hat, zur Rechenschaft gezogen wird. Die beiden haben keinen Kontakt mehr zueinander, die Kinder auch nicht. „Ihr seid Bastards, nicht mehr meine Kinder, seid undankbar“, hat er sie beschimpft.