Ersatzspielstätte für Stadthalle steht fest Stadtrat entscheidet für Rotmainhalle

Von Frank Schmälzle
Der Stadtrat entschied am Mittwoch für die Rotmainhalle als Ersatzspielstätte. Archivfoto: Ronald Wittek Foto: red

Die Entscheidung ist gefallen: Die Rotmainhalle soll ab September nächsten Jahres bis Ende 2019 Ersatzspielstätte für die Stadthalle sein. Das hat der Stadtrat gestern Abend gegen die drei Stimmen der Stadträte des Jungen Bayreuths entschieden. Und die sagten nach der Debatte: „Wir hätten am liebsten auch für die Rotmainhalle gestimmt.“

 
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Warum Iris Jahn, Christopher Süß und Stefan Schuh nicht zugestimmt haben, obwohl auch sie die Rotmainhalle für die beste Lösung halten? „Die Sitzungsleitung hat uns das leider unmöglich gemacht“, sagt Süß. Also Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe. Die Grünen-Fraktion hat ihre Vorstellungen in den Beschluss hineinbekommen. Das Junge Bayreuth nicht. Gleiches Recht für alle? „Gilt hier scheinbar nicht“, sagt Iris Jahn. Deshalb: keine Zustimmung.

Stefan Schlags (Die Grünen und Unabhängigen) gehört zu den vielen, die in dieser Stadtratssitzung das hohe Lied auf die Rotmainhalle als Ersatzspielstätte singen: Größe, Lage, Infrastruktur – die Rotmainhalle passt. Und der Plan sei nachhaltig, sagt Schlags. Weil die Stadt Geld in ein eigenes Gebäude investieren wird. Weil die Halle ohnehin saniert werden muss. Weil Ausstattung aus der Stadthalle in der Rotmainhalle zum Einsatz kommt. Und weil Neues, was für die Rotmainhalle angeschafft werden muss, danach auch an anderen Orten einsetzbar ist. Zum Beispiel die einfahrbare Tribüne für bis zu 600 Zuschauer.

Wie andere im Stadtrat sieht Schlags aber auch den Haken. Mehr als 6000 Bürger haben auf Listen unterschrieben, mit denen der Verein „Rettet die Rotmainhalle“ fordert: Finger weg von der Markthalle. Der Verein hat ein Bürgerbegehren angekündigt. Die Bayreuther sollen entscheiden, ob die Rotmainhalle zum Kulturort auf Zeit wird. Ein Bürgerbegehren aber würde den engen Zeitplan vollends aus den Angeln heben. Ein Vierteljahr würde es dauern, bis die Bürger entschieden hätten. Solange läge der Umbau auf Eis. Doch schon ab September 2016 braucht die Stadt eine Ausweichspielstätte.

Schlags will dagegenhalten. Wenn ein Bürgerbegehren kommt, dann soll der Stadtrat zeitgleich ein Ratsbegehren starten. Für die Rotmainhalle als Ersatzspielstätte. Damit Bürger die Chance haben, „eine positive Entscheidung für die Rotmainhalle herbeizuführen.“ Schlags Antrag nimmt die Oberbürgermeisterin in den Beschluss mit auf. Und für den stimmen fast alle Stadträte.

Nur eben nicht die des Jungen Bayreuths. Denn auch sie hätten gerne etwas geändert an dem, was der Stadtrat absegnen sollte. „Der Stadtrat beschließt, die Rotmainhalle als Ersatzspielstätte auszubauen“, so steht es in der Beschlussvorlage der Stadtratssitzung. Punktum. Nicht falsch, sagt Christopher Süß. Aber eben auch nicht ganz richtig. Er will diese Entscheidung unter einen Vorbehalt stellen. Ausbau ja, aber nur „soweit eine Ausweichstätte für den Wochenmarkt zur Verfügung steht“. Das Junge Bayreuth habe schon vor der Debatte um die Sanierung der Stadthalle darauf hingewiesen, dass es dann einen Ort für den Wochenmarkt braucht. Zumindest während der Umbauzeit. Zugehört hat aber offenbar keiner. „Man hat den zweiten Schritt vor dem ersten gemacht“, sagt Süß. Erst die Sanierung der Stadthalle beschlossen, dann die Folgen bedacht. „Bei so was bekomme ich Bauchschmerzen.“

Doch auch diesmal will niemand so recht auf das Junge Bayreuth hören. Auch nicht auf den Vorschlag der Fraktion, die Worte „wenn irgend möglich“ aus dem Beschluss zu tilgen. „Wenn irgend möglich“ solle eine gemeinsame Lösung mit den Marktkaufleuten für die Umbauzeit der Rotmainhalle gefunden werden, steht da. Süß meint: Eine gemeinsame Lösung muss sein und zwar auf jeden Fall.

Auch andere Stadträte machen sich für eine Annäherung an die Marktkaufleute stark, die in den vergangenen Wochen lautstark gegen den Umbau der Halle protestiert hatten. Stefan Specht (CSU) zum Beispiel: „Wir müssen das Vertrauen der Marktkaufleute zurückgewinnen. Denn ohne sie wird das Projekt nicht funktionieren.“ Er will nicht nur, dass die Beschicker den Umbau dulden. Er will aktive Unterstützung. Denn auch Specht weiß: Wenn die Marktkaufleute ihre Kunden mobilisieren, wackelt die Ersatzspielstätte in der Rotmainhalle.

Stephan Müller (BG) hatte die Marktkaufleute und die Fraktionsvorsitzenden an einen Tisch gebracht. Seither redet man wieder offener miteinander. Er sagt: Man kann den Umbau besser planen. Straffen. Innerhalb von acht bis zehn Wochen über die Bühne bekommen und die Halle nicht vier Monate lang komplett schließen. Das müsse das Ziel sein. Im Sinne der Marktbeschicker.

Der Stadtrat geht auf Kuschelkurs mit den Marktkaufleuten. Aber kommt das an? Einer der Marktbeschicker hat sich die Debatte angehört. Draußen vor dem Rathaus sagt er: „Die wissen nicht, wohin mit uns.“ Immer noch nicht – obwohl doch gerade der Grundsatzbeschluss für den Umbau der Rotmainhalle gefallen ist. Den Vorplatz der Stadthalle und das Foyer hat die Verwaltung ihnen angeboten. „Das ist zu weit ab vom Schuss“, sagt der Beschicker. Sie wollen lieber auf den Rathausvorplatz, ins Rathaus-Foyer und in die Ausstellungshalle. Die Ausstellungshalle steht nicht zur Verfügung, sagt Stadtbaureferent Hans-Dieter Striedl. „Aus vertraglichen Gründen.“ Ob der Vorplatz reicht und ob man die oberen Stockwerke des Rathauses vor den Marktkunden absichern kann, das werde gerade geprüft. „Kurzfristig“, sagt die Oberbürgermeisterin. Und dann gibt es da noch einen Vorschlag: Der Wochenmarkt könnte auf den Parkplatz am Sendelbach umziehen.

„Wir brauchen jetzt mal Planungssicherheit“, sagt der Marktbeschicker. Die Händler müssten wissen, wo sie nächstes Frühjahr stehen und wie viel Platz jedem einzelnen von ihnen zur Verfügung steht. „Wir müssen unseren Einkauf darauf einrichten.“ Also: Die Stadt muss sagen, was geht.

Und der Stadtrat? Der meint mehrheitlich, die Marktkaufleute sollten sich erst einmal einigen. Auf einen Ausweichort für den Wochenmarkt, der ihnen passt. Bislang aber reden viele und sie sind nicht unbedingt einer Meinung. Die Kaufleute des Wochenmarktes haben jetzt einen Verein gegründet. Deren Vorsitzende sollen jetzt mit der Stadtverwaltung verhandeln.

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