In Deutschland machten zudem Widersprüche und Klagen die Verfahren schwerer und zeitlich wie inhaltlich unkalkulierbarer. Widerspruchs- und Klagemöglichkeiten seien sehr wichtig, aber "sollten sich nach unserer Auffassung auf die wichtigen und schützenswerten Bereiche beschränken", sagte Kohn. "Wir sehen Klagen von Anwohnern, die legitime Anliegen haben, etwa was Schall und Schattenwurf einer Windanlage betrifft." Diese Bedenken würden am besten vorher im Dialog beziehungsweise im Rahmen des Genehmigungsverfahrens ausgeräumt. "Es ist aber oft so, dass häufig um der Klage willen geklagt wird, auch wenn es keine Erfolgsaussichten gibt. Eine Klage bedeutet meist eine Verzögerung von bis zu mehreren Jahren."
Nächstes großes Hemmnis sei in vielen Märkten der Netzanschluss. "Da entsteht häufig ein Flaschenhals bei der Verfügbarkeit von Netzanschlusskapazitäten. Teilweise werden Anschlusspunkte zugewiesen, die viel zu weit weg sind vom eigentlichen Projekt."
Einfachere Finanzierung
Die Finanzierung neuer Ökostromanlagen aber ist nach Kohns Worten in Deutschland in der Regel jedoch weniger aufwändig als im Ausland: "Anstelle eines umfangreichen externen Beratungsbedarfs - unter anderem rechtlich, steuerlich, technisch, versicherungsrechtlich - wie im internationalen Umfeld recht üblich, erfolgt die Projektprüfung in Deutschland in aller Regel innerhalb der Bank ohne zu Hilfenahme externer Berater", sagte der Finanzierungsfachmann. "Damit werden schon mal sehr zeitkritische und inhaltlich oft komplexe Arbeitspakete verkürzt."
Die Baywa r.e. ist aus dem Ökostromgeschäft des ursprünglich im Agrarhandel tätigen Baywa-Konzerns hervorgegangen und erwirtschaftete 2022 knapp 6,5 Milliarden Euro Umsatz. Die Zahlen für 2023 wird der Mutterkonzern Ende der Woche veröffentlichen. "Im Moment haben wir es als Branche mit durchaus angespannten Marktparametern zu tun, nach wie vor hohe Inflationsraten, hohe Zinsen, hohe Investitionskosten und die eine oder andere Unsicherheit in den Lieferketten", sagte Kohn. Banken und andere Investoren seien jedoch weiter investitionsfreudig. "Insgesamt ist die Branche in Deutschland weiter auf Wachstumskurs, und wir gehen aufgrund unserer gut gefüllten Projektpipeline sehr zuversichtlich in die Zukunft."