Eine variable Kombi: Chips und Bier

Von Kerstin Fritzsche
Bier und Käase oder Bier und Schokolade als sogenannte Food Pairings kennt man inzwischen. Aber auch verschiedene Chips bringen mit unterschiedlichen Bieren neue Geschmackserlebnisse hervor, wie Michael König ovn Maisel & Friends (Mitte) zeigte. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Bier und Chips, klar, eine Super-Kombination, dazu am besten noch Fußball in der Sportsbar oder ein unterhaltsamer Fernseh-Abend mit guten Freunden daheim. Aber diese crispe Kombination kann noch mehr. Und vor allem kann man als Konsument noch viel mehr aus ihr herausholen, wie ein Chips-Bier-Tasting im Liebesbier mit Bier-Sommelier Michael König am Wochenende zeigte.

 
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Bier und Chips gehören einfach zusammen. Denn schon vor ein paar Jahren hat die Ernährungswissenschaft festgestellt, dass Bier-Konsum dem Chips-Konsum förderlich ist. Will heißen: Wer Bier trinkt, hat meistens auch Lust auf Chips, überhaupt auf salziges, fettiges, reichhaltiges Essen. Denn Bier beziehungsweise generell Alkohol entzieht dem Körper Salze, dieser schreit nach einem Ausgleich, also nach etwas Salzigem. Unser Mechanismus ist so gepolt, dass er den Mineral-Bedarf für den Gesamthaushalt des Körpers immer gleich halten möchte.

Es gab schon mal Bier-Chips

Ein Hersteller einer bekannten Marke hat das vor zwei Jahren schon ausgenutzt und Chips mit Bier-Geschmack auf den Markt gebracht. Allerdings waren die nicht sonderlich erfolgreich, denn der Geschmack war nicht unbedingt gefällig für jedermanns Gaumen: dunkles, starkes Stout. Ein anderes Problem bei Chips ist freilich, dass das zugegebene Glutamat als Geschmacksverstärker stärker sein kann als der eigentlich beabsichtigte Geschmack. Oder man betrachtet gerade das als Herausforderung.

Idee in einem Internet-Forum gefunden

"Ich habe diese Idee, Bier und Chips beim Tasting zu kombinieren, in einem Bierforum im Internet gefunden", erklärt Michael König, Bier-Sommelier bei Maisel & Friends, der in Bayreuth regelmäßig Tastings mit Bier und Schokolade oder Käse anbietet. "Und weil die meisten Chips ja salzig sind, konnte ich mir das gar nicht vorstellen, wie das funktionieren kann. Ich war sofort interessiert, aber mir haben die vorgeschlagenen Beispiele da nicht gefallen, mit Pale Ale zum Beispiel." Also kaufte König selbst unterschiedliche Chips-Sorten, packte unterschiedliches Craftbier ein und lud einen Abend Freunde ein, um selbst die perfekten Paare herauszufinden.

Entweder "Gleich und gleich" oder gegensätzlich

Generell gilt bei diesen sogenannten Food Pairings: Entweder Gleiches mit Gleichem oder gegensätzlich kombinieren. Denn ähnliche Aromen können sich beim Kochen generell und eben auch bei Bier-Tastings unterstützen und den Geschmack verstärken. Oder aber ein beispielsweise mildes Bier löst einen besonders intensiven Geschmack noch besser heraus.

Letzteres verdeutlicht König etwa mit einer Leipziger Gose, einem relativ milden Sauerbier, das mit Salz und Koriander gebraut wird, und Chips der Geschmacksrichtung "Thai Sweet Chili". Bier und Chips miteinander im Mund, kommt die Schärfe überraschend deutlicher heraus, die Süße geht zurück und der Geschmack der Chips hält länger vor. Ebenso bei der Kombination von Berliner Weiße mit Rosmarin-Chips: Hier werden die Chips sanfter im Geschmack, das Rosmarin-Aroma wird verstärkt und entfaltet sich noch breiter im Mundraum.

Plötzlich ganz starkes Schinken-Aroma

Wer ohnehin auf Essig-Chips steht und die immer schon noch saurer haben wollte, sollte sie oder Balsamico-Chips zusammen mit Bier konsumieren, das mit Pfeffer gebraut wurde. Die Bittere des Bieres geht hier extrem zurück, der Peffer wirkt nur sehr dezent, aber dafür wird der Essig-Geschmack unterstützt und entfaltet sich noch würziger.

Die absolute Aroma-Bombe und ein Beispiel für das Pairing "Gleich mit Gleich" ist aber ein Rauchbier mit Schinken-Chips. Der Rauch verschwindet komplett, es gibt nur noch Schinken-Geschmack im Mundraum. Da bekommt der gemütliche Abend mit Bier und Chips doch eine ganz neue Note. Zu viel Wechsel bei den Bier- und Chips-Sorten ist jedoch nicht angebracht, denn, siehe oben, die Geschmacksverstärker machen irgendwann alles ein Stückweit gleichschmeckend.

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