Marc Wandt, einer der Anwälte des NKD-Managers, bestätigte dies auf Anfrage. Tatsächlich gebe es Aussagen von fünf Mithäftlingen, die zeigten: Krause sollte erpresst werden, er sei massiv unter Druck gesetzt worden. Nichts von den Vorwürfen gegen Krause stimme – weder, dass er den Richter ermorden lassen wollte, noch dass er 3,7 Millionen Euro veruntreut habe.
„Es gibt keinen, der geschädigt wurde“, sagt Rechtsanwalt Wandt. „Wem fehlen die 3,7 Millionen?“ Genau das ist die Gretchenfrage vor dem Hofer Landgericht, wo seit fast einem Jahr verhandelt wird. Krause sagt: Für die Millionen hat eine Tochterfirma von NKD geheime Informationen über den asiatischen Textilmarkt gekauft. Damit sei es NKD gelungen, 40 Millionen Dollar beim Einkauf von Waren zu sparen.
Die Ermittler sagen: Stimmt nicht. Erstens sei das kein geheimes Wissen, also habe es keine Gegenleistung für die 3,7 Millionen Euro gegeben. Das Geld fehle also der NKD. Die Krux an der Sache: Durch Zahlung der Millionen reduzierten sich Forderungen gegen die NKD in gleicher Höhe. „Ein Nullsummenspiel also“, sagt Wandt.
Ein wichtiger Zeuge, Michael J. (38), der bestätigen könnte, dass ein solcher Handel mit geheimen Informationen eingefädelt wurde, will nicht vor dem Hofer Gericht aussagen. Wo er sich aufhält, weiß niemand. Er hätte zwar ausgesagt, ließ er mitteilen, doch er forderte sicheres Geleit: Denn gegen ihn läuft ein internationaler Haftbefehl wegen Verdachts auf Geldwäsche: Es geht um 4,9 Millionen Euro.
Das Amtsgericht Hof allerdings verweigerte ihm das sichere Geleit. Es schätzte „das staatliche Verfolgungsinteresse“ höher ein „als die gebotene Sachaufklärung“ im Fall Krause. Dessen Anwalt Wandt hält das „aus rechtsstaatlicher Sicht für äußerst bedenklich“. Der Kampf Krauses vor Gericht wird also weitergehen. Im Gefängnis scheint er wieder mehr Ruhe zu haben. Für seine Verteidigung schaut er Tausende von E-Mails durch. Und einer der beiden Tschechen ist in ein anderes Gefängnis gekommen. Angeblich soll er sich vor Krause gefürchtet haben.