Fast lautlos gleitet die Maschine über die hellgrauen Fliesen. Wasser schwabbelt vor der Scheibe her. Kleine Wellen, die die rotierende Scheibe über die Fliesen schiebt. Schmutz löst sich. „Das wird noch mehr“, sagt Sebastian Lorenz. „Noch viel mehr. Abwarten.“ Lorenz zieht mit ruhiger Hand mit dem Gerät die Bahn. Von links nach rechts. An der Wand lang und wieder rüber zum Geländer. Immer brauner wird die Brühe, die die Scheibe vor sich her treibt. „Jetzt löst sich der Dreck“, sagt Lorenz. „So muss es sein.“

Mit dem Wassersauger wird die braune Brühe weggesaugt. Schön über Kreuz, damit der Sauger das Wasser aus den Fugen zieht. Doch das überschaubare Fleckchen Flur im Haus der Industrie- und Handelskammer (IHK), das jetzt hellgrauer ist als der Rest, ist nur der Anfang dessen, was Lorenz mit „so muss es sein“ meint: So sauber muss dann alles sein, was hier an Fliesen verlegt wurde, wenn der Gebäudereiniger Lorenz und sein Kollege mit dem Boden fertig sind. Das ist dann der Unterschied zwischen gereinigt und einfach nur geputzt.

Sebastian Lorenz wollte nie einen Bürojob

Die Reinigung, die Lorenz gelernt hat, erreicht eine gewisse Porentiefe. Lorenz ist 31 Jahre alt, stellvertretender Bereichsleiter beim Bayreuther Gebäudeservice Piotrowski, wo er seit 2006 arbeitet. Und er hat ab 2001 das Gebäudereinigerhandwerk gelernt – bewusst gelernt. Weil er keinen Job im Büro oder in der Werkstatt wollte. Jeden Tag der gleiche Arbeitsplatz, die gleichen Aufgaben. „Auf Dauer hätte ich mich da nicht wohlgefühlt“, sagt Lorenz. Er hat es probiert, nach der Schule Praktika gemacht, „weil ich gerne wie viele andere Kfz-Mechaniker geworden wäre. Als ich jedoch das Praktikum bei einem Gebäudereiniger in Küps gemacht habe, war mir klar: das will ich!“

Lorenz macht die dreijährige Ausbildung zum Gebäudereiniger, besucht die Berufsschule in Metzingen. Eine der wenigen Berufsschulen für die Gebäudereiniger in Deutschland. Er sagt, er sei verwundert darüber, dass nicht mehr Menschen diesen Beruf wählen. Weil er abwechslungsreich ist. Anspruchsvoll. Weil man ordentlich verdient. Und weil es ohne diesen Beruf nicht geht. „Die Verschmutzung geht ja nie aus“, sagt Lorenz. „Und ohne die Gebäudereiniger würden wir irgendwann im Schmutz versinken. Denn alles verschmutzt von allein.“ Durch Staub, durch Umwelteinflüsse. Deshalb sind er und seine Kollegen auch gut ausgelastet.

Die Gebäudereiniger unterscheiden zwischen der Unterhaltsreinigung – dem täglichen Durchgang im Büro, bei dem die Papierkörbe geleert, die Böden gesaugt und die Schreibtische abgewischt werden – der Grundreinigung und der Sonderreinigung. Für die Spezialaufgaben. Bei der Grundreinigung – „die machen wir Sonderreiniger“ – geht es ins Eingemachte: „Glasreinigung, Teppiche, PVC, Parkettböden reinigen und einpflegen.“ Oder die Reinigung von Klimaanlagen, „schließlich hat jeder Mensch das Recht, saubere, gesunde Luft zu atmen“, wie Lorenz sagt.

Glasflächen haben es in sich

Eine der anspruchsvollsten Aufgaben allerdings sei für ihn immer noch die Glasreinigung: „Speziell die großer Fassaden, die wir mit der Hebebühne befahren. Höhenangst sollte man da nicht haben“, sagt Lorenz. „Aber man sieht auch, wenn man mit einer solchen Fassade fertig ist, was man weggeschafft hat.“ Einer der großen Vorzüge des Berufs: der Vorher-Nachher-Effekt. „Ein Effekt, mit dem wir die Kunden zufriedenstellen können.“

Einer der Nachteile – wenn man den an sich heranlassen wollte: „Wir haben schon oft mit der Hochnäsigkeit der Leute zu kämpfen. Viele denken, die putzen da ein bisschen. Weil sie nichts anderes können. Dabei ist das ein anspruchsvoller Job. Man muss sich nur einmal die Reinigung einer Klimaanlage anschauen: Wenn da ein Zentimeter unangetastet bleibt, ist die Reinigung der kompletten Anlage für die Katz.“ Ordentlichkeit, Zuverlässigkeit, Vertrauenswürdigkeit – das seien die wichtigen Eigenschaften eines Gebäudereinigers. Ebenso wie das Wissen um das richtige Mittel für den richtigen Zweck. Denn: „Ohne Chemie – alkalisch, sauer und für die Desinfektion – geht nicht mehr viel. Und ohne die richtigen Maschinen auch nicht“, sagt Lorenz. Das mache den Unterschied zwischen sauber und rein. Und zwischen ein bisschen putzen und reinigen.

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