Angeschlagen auf der Mauer
Von einem Rauchverbot war in den 90ern noch lange keine Rede. Ob die Nebelmaschinen an oder aus waren, machte in der Rosenau kaum einen Unterschied. Vor die Tür ging man nicht zum Rauchen, sondern um Luft zu holen, um den Sinn oder Unsinn einer Beziehung zu diskutieren, oder um sich um die angeschlagensten Mitglieder der Gruppe zu sorgen. Um die, die man drinnen seit Stunden nichtmehr gesehen hatte, weil sie draußen auf dem Mäuerchen saßen. Die Ellbogen auf die Knie gestützt, den Kopf unkontrolliert baumelnd.
Wenn das Klo überschwappt
Es gab Abende, da standen die Feiernden auf der Tanzfläche knöcheltief im Wasser. Dann war in der Damentoilette wieder irgendwas kaputt oder verstopft. Gestört hat sich daran aber niemand. Schon gar nicht daran, dass die Spiegel in den Toiletten wegen der hohen Luftfeuchtigkeit eigentlich immer blind waren.
Mit dem Kopf durch die Wand
Wer sich so richtig wichtig vorkam, der tanzte nicht einfach auf der Tanzfläche, sondern auf einer der dunkelbraunen dreistufigen Holzbänke. Erklangen die ersten Töne eines HipHop-Klassikers „Jump around“, hatten die, die auf den unteren Stufen saßen, wegen denen, die auf den oberen tanzten, kleine weiße Klumpen im Glas. Weil regelmäßig einer, der da oben herumsprang, mit dem Kopf eine der Gipsplatten der Decke durchschlug. Die großen Bänke wurden später aussortiert und standen fortan im Kommunalen Jugendzentrum.
Bier gegen Perso
Wer den richtigen Türsteher kannte, der konnte gegen zwei, drei Bierchen aushandeln, dass er auch als Minderjähriger um Mitternacht nicht gehen musste. Ein anderer Weg um den vorher abgegebenen Ausweis zurückzubekommen: den großen Bruder vorschicken. Der bläkte dem Türsteher dann im größten Getümmel irgendetwas von „Schwester zuhause“, „gerade angerufen“, „Ausweis vergessen“ ins Ohr. Hat auch oft geklappt.
New York, New York
Am Ende einer jeden Nacht spielte Dj Hami, oder wer gerade an den Plattentellern stand, immer „New York, New York“ von Frank Sinatra. Oft bahnte sich das durch „Papa Chico“ von Tony Esposito an. Wer das noch bemerkte, den trafen die Lichtstrahlen der angehenden Lampen nicht ganz so unerwartet.
Nicht selten schwang ganz zum Schluss auch noch einer der Türsteher, tief in sich gekehrt, das Tanzbein. Die Biere, die ihm spendiert wurden, damit er die Ausweise der Minderjährigen auch nach Mitternacht noch herausrückte, waren auch an ihm nicht spurlos vorbei gegangen. Jetzt war klar: Den nächsten Musikwunsch erfüllt der Dj nicht mehr. Es war fünf Uhr und draußen wurde es hell.
Ach Rosi, du fehlst.