Ein erster Test zeigt: Es gibt „einen gewissen Vergrämungs-Effekt“ Bauernverband fände den Einsatz von Nachtzielgeräten gut

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Es wäre ein Mittel mehr gegen die Wildschwein-Plage in Franken: Nachtzielgeräte. Die bei Jägern umstrittene Entscheidung findet bei den Bauern Gefallen. Allerdings ist dem Bayerischen Bauernverbandes Bayreuth-Kronach-Kulmbach klar, dass bis zum Einsatz der Geräte noch einiges zu klären ist.

 
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Harald Köppel (38), Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbandes Bayreuth-Kronach-Kulmbach lobt die Entscheidung im Landwirtschaftsausschuss des Bayerischen Landtages von vergangener Woche. Auch Köppel war in das Projekt zum Test der Nachtzielgeräte involviert. „Es wurde von den Bauern angestoßen“, sagte er. 350.000 Euro hatte es gekostet, neue und ungewöhnliche Mittel und Wege im Kampf gegen die übermäßige Population der Wildschweine zu testen. Geld, das die Jäger bezahlten – aus der Jagdabgabe. „Aber alle sitzen im gleichen Boot“, sagt Köppel.

"Gewisser Vergrämungs-Effekt“

Auch die Jäger hätten ihren Beitrag dazu geleistet. Getestet wurden Schneisen in Maisfeldern, in denen die Wildschweine gut zu sehen waren. Effekt: Dort, wo eine Schneise in den Feldern war, habe es „einen gewissen Vergrämungs-Effekt“ gegeben, die Tiere zogen einfach ins nächste Feld, wo keine Schneise war. Anderswo wurden sogenannte Saufänge getestet. „Das Nachtzielgerät war nur ein Bestandteil“, sagt Köppel.

(Klicken Sie auf das Bild um das Wildschwein ohne und mit Nachtsichgerät zu sehen.)

Ein wenig sauer ist er, weil der Bayerische Jagdverband (BJV) anfangs den Test blockiert habe. Fast anderthalb Jahre habe man um die Genehmigung gekämpft, sagt Köppel. Er argumentiert mit den Schäden, die das Schwarzwild auf Feldern und vor allem Wiesen anrichtet. Bisher hätten die Jäger nur drei oder vier Nächte die Möglichkeit gehabt, Wildschweine zu schießen: im Mondlicht. Die Zeit sei zu knapp gewesen.

Keine Feindschaft zwischen Bauern und Jägern

Obwohl sich der BJV nach Köppels Worten zunächst gegen das Projekt ausgesprochen hatte, herrsche zwischen Jägern und Bauern keine grundsätzliche Feindschaft. Auch die Bauern hätten gelernt: Wann die beste Zeit ist auszusäen – bei Vollmond, damit der Jäger das Wild gut sieht, wenn es die leckere Maissaat fressen geht. Und dass es grundsätzlich gut ist, sich mit den Jägern abzusprechen. „Kommunikation ist das A und O.“ Wenn ein Bauer ein Rudel in seinen Feldern vermutet, ruft er die Jäger. Während der drei Jahre, in denen das Projekt „Schwarzwild“ lief, bei dem auch das Nachtzielgerät getestet wurde, habe sich „das Verhältnis von einem pragmatischen zu einem kameradschaftlichen“ geändert.

Vor Einsatz noch einiges zu klären

Köppel ist klar, dass bis zum Einsatz der Geräte noch einiges zu klären ist. Laut Waffenrecht handelt es sich um verbotene Geräte. So verboten, dass sie noch nicht mal im Laden verkauft werden dürfen. „Wenn ich so ein Trumm habe – bin ich mit einem Bein im Gefängnis“, sagt Robert Schmitt vom gleichnamigen Waffengeschäft in Bayreuth. Zwischen 5000 und 6000 Euro kostet es in der Anschaffung. Laut Schmitt eine hohe Hürde für Jäger. Er selbst ist Jäger und hält von der baldigen Genehmigung des Nachtzielgerätes gar nichts. Bisher hieß es:  Ohne Licht keine Jagd, außer im Mondlicht. Jetzt habe der Jäger keine Ausrede mehr: „Jetzt muss er jagen.“ Und das neben Beruf und Familie. Das sei sehr anstrengend – und es garantiere keinen höheren Abschussquoten. Den Beschluss des Landwirtschaftsausschusses quittiert er auf gut fränkisch. Und der ist leider nicht zitierfähig.

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