EHC: Derby vor großer Kulisse

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Fanfreundschaft: Etwa 500 Bayreuther unterstützten den EHC im September in Crimmitschau, zum Rückspiel werden die Sachsen wohl mehr als 1000 Eispiraten-Fans mitbringen. Foto: Peter Kolb Foto: red

Zum letzten Mal in dieser Saison trifft der EHC Bayreuth auf einen ihm unbekannten Gegner. Der EC Bad Nauheim ist der einzige DEL2-Verein gegen den der Aufsteiger noch nicht gespielt hat – und die Auswärtshürde am Freitag (19.30 Uhr) ist hoch. Zwei Tage später (18.30 Uhr) kommt es in Bayreuth vor großer Zuschauerkulisse zum zweiten Spiel gegen die Eispiraten Crimmitschau.

 
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Das Problem der Bayreuther an den zurückliegenden beiden Wochenenden ist offensichtlich: Sie bekommen zu viele Gegentreffer. In den vergangenen vier Spielen waren es im Schnitt fünf. „Wir müssen unser Defensivverhalten verbessern“, sagt EHC-Trainer Sergej Waßmiller. „Die Defensivarbeit fängt an, sobald wir die Scheibe verlieren. Das muss meine Mannschaft wieder mehr verinnerlichen.“ Das müsse gelingen, um etwas Zählbares von der „schweren Partie“ in Bad Nauheim mitzunehmen. Schließlich habe der EC eine sehr gute Struktur in der Mannschaft und mehrere torgefährliche Reihen.

Glücksgriff Rajala

Bad Nauheim – mit aktuell Platz fünf sind die Hessen sehr zufrieden – gelangen zuletzt zweimal fünf eigene Treffer, was zu Siegen gegen Crimmitschau (5:2) und in Weißwasser (5:4 nach Penaltyschießen) führte. Angeführt wird die Offensive von Juuso Rajala. Zwar trat der finnische Neuzugang in der Vorbereitungsphase kaum in Erscheinung, doch pünktlich zum Saisonstart nahm er Fahrt auf.

Er ist Kopf der zweiten Reihe, zeigt große Spielübersicht und sehr viel Ruhe bei eigenem Scheibenbesitz. Das Sturmtrio Rajala (7 Tore/8 Vorlagen), Radek Krestan (4/6) und Eugen Alanov (4/3) ist das punktbeste der Nauheimer.

Starke dritte Sturmreihe

Im Gegensatz zu den Vorjahren, in denen die Hessen meist von der Treffsicherheit eines Blocks profitierten, ist das Team aktuell ausgeglichener. Gerade der nominell dritte Angriff sorgt für positive Schlagzeilen. Vitalij Aab (2/6), Dominik Meisinger (4/1) und Diego Hofland (2/3) strahlen sehr viel Torgefahr aus und erzielten zusammen am vergangenen Wochenende vier Treffer.

So gleichen die Bad Nauheimer aus, dass die eigentliche Paradereihe noch nicht die erhoffte Durchschlagskraft hat. Der Amerikaner Nick Dineen (3/7) und Dusan Frosch (1/4) – beide waren mit je 19 Treffer in der Vorsaison zweitbeste Torschützen des EC – suchen noch nach ihrer Topform. Zudem ist der optimale Reihenkollege noch nicht gefunden, so dass immer wieder ein anderer Stürmer an die Seite des Duos rutscht.

Die Stützen in der EC-Abwehr sind zwei Kontingentspieler. Im Tor ist Mikko Rämö unumstrittene Nummer ein. Der Finne wurde in der Vorsaison zum Torhüter des Jahres in der DEL2 gewählt und sicherte seinem Team auch in dieser Saison schon den einen oder anderen Punkt.

Chef der Abwehr ist ein weiterer Nordeuropäer: Der Schwede Joel Johansson baut das Spiel von hinten heraus auf und trug sich bislang mit sechs Vorlagen in die Scorerliste ein. Fehlen wird am Wochenende Abwehrspezialist Daniel Ketter (Gesichtsverletzung), ansonsten schickt Nauheim sein bestes Aufgebot ins Rennen.

Bayreuth mit bestem Aufgebot

Die Bayreuther haben zwar einige angeschlagene Spieler, doch zuletzt haben alle Akteure am Training teilgenommen und sich einsatzbereit gemeldet. Zudem hofft Trainer Waßmiller am Freitag auf die Unterstützung des Nürnberger Förderlizenzspielers Jens Meilleur.

Auf viel Unterstützung von den Rängen kann sich der Bayreuther Sonntagsgegner freuen. Mehr als 1000 Zuschauer aus Crimmitschau haben sich für das zweite Derby der Saison angekündigt, um auf den Rängen ein gemeinsames Eishockeyfest zu feiern. So wie beim ersten Aufeinandertreffen: Vor einem Monat waren 500 Tigers-Fans nach Sachsen gereist und feuerten ihr Team trotz hohen Rückstands pausenlos an. Gegen Ende des Spiels vermischten sich die beiden Fangruppen, um gemeinsam zu singen und springen. Die seit den 1990er Jahren bestehende Fanfreundschaft wurde erneut mit Leben gefüllt.

Mehr als 3500 Zuschauer erwartet

Auch EHC-Trainer Sergej Waßmiller freut sich auf die große Kulisse (insgesamt wurden schon 3500 Eintrittskarten verkauft): „Es ist immer ein geiles Gefühl, vor vollem Haus zu spielen. Ein Dank an die Fans, was sie in dieser Saison veranstalten, ist richtig super.“ Wichtiger ist dem Trainer aber die Revanche für die 2:6-Niederlage im Hinspiel: „Wir wollen die drei Punkte auf jeden Fall in Bayreuth behalten.“

Die Chancen darauf stehen nicht schlecht – zumindest wenn man einen Blick auf die Statistik wirft. Crimmitschau ist in dieser Saison sehr auswärtsschwach, sammelte in sechs Partien erst einen Punkt. Weitere sollen aus Sicht der Bayreuther am Sonntag nicht hinzukommen.

Dazu müssen die Tigers vor allem die Crimmitschauer Nordamerikaner stoppen. Der Kanadier Mark Lee (6/7) und US-Stürmer Mike Hoeffel (6/5) führen die interne Scorerliste der Eispiraten an. Vor allem Lee bereitete den Bayreuthern im Hinspiel Probleme, er war an drei Treffern beteiligt. Zudem verstärkten sich die Eispiraten vor kurzem noch mit Martin Bartek. Der 36-jährige Slowake absolvierte in seiner Karriere 138 DEL-Spiele. Allerdings sprechen bislang 43 Gegentreffer auch für Probleme in der Abwehr.

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