Die Walküren sind ein Team – Mittendrin: Die Mezzosopranistin Geneviève King Acht Schwestern sollt ihr sein

Von Eva Kröner
 Foto: red

Sie stammt aus einem Dorf in der Nähe von Nizza und hat einen Tonumfang von fast vier Oktaven. Dass aus Geneviève King eine Musikerin geworden ist, ist nicht wirklich verwunderlich: Ihr amerikanischer Vater hat für Simon & Garfunkel komponiert, die französische Mutter ist Pianistin, die Schwester ebenfalls Sängerin und dann gab es da in der Verwandtschaft „noch ein paar Tenöre“. Zum Interview erscheint Geneviève King mit sehr guter Laune und einer blonden Afro-Frisur, die den Damen im Pressebüro Entzückensschreie entlockt.

 
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Frau King, für den Zuschauer wirken Brünnhildes Schwestern als eine achtköpfige Gruppe. Hat Ihre Grimgerde Eigenschaften, die sie von den anderen unterscheidet?
Geneviève King: Sie heißt Grimgerde, ohne grimmig zu sein. Jede Walküre hat ihre eigene Persönlichkeit, die die jeweilige Sängerin ihr gibt. Natürlich sind diese Schwestern ein Team. Sie wollen dem Vater gehorchen, aber sie lieben Brünnhilde und sind ihr treu. Das gefällt mir an den Frauenfiguren bei Wagner, ihre besondere Treue. Sie ist so, wie ich mir die echte Liebe vorstelle.

Wie fühlt sich der Castorf-„Ring“ aus Walküren-Sicht an?
King: Sehr gut. Unsere Szene enthält viel Bewegung, passend zum Gewittersturm in der Musik. Wir tragen darin mehrere Schichten von Kostümen übereinander und verändern so auf der Bühne unser Aussehen. Diese Kleider durchlaufen verschiedene Stilrichtungen des 20. Jahrhunderts. An ihnen kann man sehen, wie stark sich die Frauen während dieser Zeit verändert haben, kann zum Beispiel auch ihre Emanzipation daran ablesen.

Seit sieben Jahren leben Sie in Deutschland und waren schon in Leipzig, Düsseldorf und Oldenburg engagiert.
King: Ich liebe Deutschland, die deutsche Sprache und die deutschen Komponisten. Als ich etwa zehn Jahre alt war, habe ich die Musik von Mahler, Wagner und Strauss für mich entdeckt und gedacht: Ich muss diese Sprache lernen. Es war immer klar, dass ich nach dem Studium direkt nach Deutschland gehe, und so habe ich es auch gemacht.

Mahler, Wagner, Strauss: Wie kam solche Musik zu einem zehnjährigen Kind?
King: Ich habe mich eben für so etwas interessiert. Von meinen Mitschülern hat mich das sehr unterschieden. Sie sprachen oft über Fernsehsendungen und Cartoons, von denen ich noch nie gehört hatte. Dafür kannte ich dann die und die Symphonie von Gustav Mahler. Das war oft schwierig für mich. Ich war sehr anders als die anderen, schon immer in dieser Welt der Musik. Deshalb habe ich Frankreich früh verlassen und bin mit 16 Jahren zum Musikstudium nach England gegangen. Dort im Wohnheim liebten alle die Musik so wie ich. Nach der Schulzeit war das sehr befreiend.

Sie haben in London studiert und heißen mit Nachnamen King. Freuen Sie sich über die Geburt des englischen Thronfolgers?
King: Das ist mir total egal. Jeden Tag werden viele Kinder geboren, und viele nicht in schöne Verhältnisse. Mit solchen Themen befasse ich mich sehr stark und engagiere mich auch bei Amnesty International.

Inwiefern das?
King: Ich schreibe zum Beispiel Briefe an Politiker, um Gefangene vor der Todesstrafe zu bewahren, vor allem nach Amerika und in die islamischen Länder. Meistens hilft es leider nichts. Aber ein paarmal hat es geklappt, zum Beispiel letztes Jahr einmal. Wenn man Künstler ist, dann muss man auch etwas schützen. Musik ist eine Art, die Welt friedlicher zu machen. Weil sie eine Sprache ist, die jeder versteht, die uns zusammenbringt. Insofern singen wir auch, weil wir den Menschen damit helfen wollen. Und mit diesem Ziel kann man auch noch ein Stück weiter gehen.

Das Gespräch führte Eva Kröner.