Die runderneuerte Heimat

Von Norbert Heimbeck
Hollfeld von oben. Foto: Nils Katzenstein Foto: red

Heimat ist dort, wo man sich nicht vor den düsteren Fensterhöhlen leer stehender Läden und Wohnungen gruselt. Heimat ist dort, wo man einen Arbeitsplatz findet. Kurz: Heimat ist, wo man sich wohlfühlt. Die Qualität Hollfelds als Heimat steht im Fokus einer Podiumsdiskussion an diesem Freitag.

 
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Schon seit Anfang des Jahres feiern die Hollfelder ihr Stadtjubiläum: Am 26. Oktober 1017 wurde erstmals der Name Hollfeld in einer Urkunde erwähnt. Kaiser Heinrich II. bestätigt darin einen Gütertausch zwischen den Bischöfen von Würzburg und Bamberg. Einer der Höhepunkte der Tausendjahres-Feier steht diese Woche mit dem Besuch von Heimatminister Markus Söder bevor. Am selben Wochenende wird ein weiterer Hollfelder Geburtstag gefeiert, allerdings mit deutlich kleinerer Jahreszahl: „60 Jahre Kino – 35 Jahre Kintopp“.

Perspektive fehlt

Winfried Hartl, Vorsitzender der Kintopp-Freunde, hat zum Jubiläum ein cineastisches Festival organisiert, bei dem von Donnerstag bis Sonntag Filme aus und über die Region gezeigt werden. Heimat ist Hartls Thema. Deshalb lädt er auch am Freitag zu einer Podiumsdiskussion ein, Titel „Wie kann sich Hollfeld als Heimat erneuern?“

Warum ihm gerade diese Frage am Herzen liegt? „Wir führen darüber schon eine jahrelange Diskussion in der Stadt. Um 1500 herum gab es eine Landkarte, auf der Hollfeld so groß wie Kulmbach eingezeichnet ist, Bayreuth war damals noch unbekannt. Danach ging es aber bergab mit Hollfeld. Ursache waren die vielen Kriege, auch Napoleon ist mit seinem Heer hier durchmarschiert. Seit etwa 1900 versucht die Stadt sich wieder hochzurappeln“, sagt Hartl. Es sei zwar „ein großes Glück“, dass wir die Gesamtschule hier haben, aber trotzdem fehle den jungen Leuten eine Perspektive: „Nach dem Abitur wandern viele ab und kehren nicht mehr zurück.“

Podiumsdiskussion am Freitag

Zum Heimatbegriff gehört für Winfried Hartl, der seit sieben Jahren in Hollfeld lebt, auch, dass sich die Menschen in ihrer Stadt wohlfühlen: „Die Langgasse ist der hässlichste Teil Hollfelds. Wer hier durchfährt, will so schnell wie möglich wieder weg. Erst oben am Marienplatz begreift man, wie schön Hollfeld eigentlich ist.“ Hartl ist Physiker, hat in Stuttgart studiert, in Bayreuth promoviert und in Erlangen gearbeitet. Nach Hollfeld zog er der Familie wegen und wurde gleich Mitglied in der Schützengesellschaft: „Da ist man mitten drin in Hollfelds Bürgerschaft.“ Zum Schützenverein kam schnell die Arbeit für den Erhalt des Kintopps: „Der Kino-Verein ist neben dem Kultursommer eine der Säulen, Kultur in der Stadt in Gang zu halten.“

Zur Podiumsdiskussion am Freitag hat er Landtagsvizepräsident Peter Meyer, ILE-Manager Sascha Köpf, Bürgermeisterin Karin Barwisch, Bundestagsabgeordnete Silke Launert, Alexandra Dauer vom Seniorenzentrum Martin Luther, Gesamtschulleiterin Christiana Scharfenberg, Architekt Stephan Schwarzmann und Thomas Appel von der Initiative „Lebendiges Hollfeld“ eingeladen.

Was Heimat für Barwisch ist

Was verbindet Bürgermeisterin Barwisch mit dem Begriff „Heimat“? „Heimat ist für mich dort, wo ich mich daheim fühle, wo ich nicht isoliert bin und wo ich mich einbringe in die Gesellschaft“, sagt sie. Wer sich im Verein engagiere, fühle sich daheim: „Ist es nicht deprimierend, wenn Vereine mit 500 Mitgliedern aufgelöst werden, weil sich kein Vorstand findet?“ spielt sie auf die Krise des FSV Schnabelwaid an. Die Bürgermeisterin sieht ihre Stadt auf einem guten Weg: „Die junge Generation tickt zwar ein bisschen anders als wir, aber es gibt viele junge Leute hier, die sich einbringen.“ Für die Stadtverwaltung habe sie stets die Bürgerbeteiligung gesucht. Auch zum bevorstehenden Umbau des Spitalgebäudes seien die Bürger gefragt. „Beim Integrierten Stadtentwicklungskonzept (Isek) haben wir Workshops in der Gesamtschule gehalten, bei denen viele Bürger mitgemacht haben. Es ist wichtig, die Menschen mitzunehmen.“ Dass die Bürger bereit seien, sich einzubringen, zeigte das Theaterspektakel zum Stadtjubiläum: Gut 300 Menschen aus Hollfeld und den Ortsteilen haben hier mitgemacht.

Info: Die Podiumsdiskussion „Wie kann sich Hollfeld als Heimat erneuern?“ beginnt am Freitag, 27. Oktober, um 20 Uhr im Kintopp. Der Festakt zum Stadtjubiläum beginnt am Sonntag um 16 Uhr in der Gesamtschule.

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