Die Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste bieten das Projekt im Vorfeld der Landesgartenschau Jugendliche aus der ganzen Welt bauen an der Jungen Landesgartenschau

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Die Welt der Wilhelmine bekommt ein modernes Abbild auf der Landesgartenschau 2016. Nicht nur modern, sondern auch jung. Gebaut von jungen Menschen, die aus der ganzen Welt kommen. Sie bauen seit Montagvormittag an einem Petit Chateau, einem Schlösschen mit Spielstationen. Aus 7000 Weiden-Stecklingen.

 
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Der Frühlingssturm pfeift über das Landesgartenschau-Gelände. Treibt Graupelschauer vor sich her. Mit vor Kälte roten Nasen und verstrubbelten Haaren stehen elf Jugendliche in der Nähe des künftigen Gartenschau-Eingangs an der Eremitagestraße vor Bergen von Weiden-Stecklingen. Sie kommen aus Marokko, Frankreich, Russland, Südkorea, Griechenland, den USA und aus Deutschland und haben sich freiwillig gemeldet, in einem zweiwöchigen Work-Camp mitzuhelfen, den Grundstein für die Junge Landesgartenschau zu legen. Gegen Unterbringung, Essen und ein kleines Taschengeld. Kennengelernt hat sich die bunt zusammengewürfelte Truppe, die im Internat der Handwerkskammer wohnt, am Wochenende.

„Nach einer Stunde haben wir Handschuhe bekommen. Dass es so kalt wird, damit hat keiner gerechnet“, sagt Leander Quittkat (19). Er kommt aus Dänemark, ist als letzter der insgesamt 13 Work-Camper angekommen. „Mein Flieger hatte Verspätung.“ Leander Quittkat hat sein Abitur gemacht und macht gerade „ein Sabbatjahr. Und da ich mich mit gemeinnütziger Arbeit einbringen möchte, bin ich über Freunde auf die Organisation gestoßen, die dieses Projekt anbietet“, sagt er.

Die Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste (IJGD) haben das Projekt angeboten. Thomas Kappauf, Umwelt-Bildner, leitet das Projekt. Auch er hat sich zwei Wochen von seinem Job beim Landesbund für Vogelschutz freigenommen, um etwas zu machen, was er in der Größe vorher noch nie gemacht hat, wie er sagt. „Seit 20 Jahren mache ich Weiden-Bau. Mit Kindergärten und Schulen. Aber das – das ist schon eine Herausforderung. Zeitlich und von der Dimension.“ Und mit jungen Kräften zwischen 18 und 25, die vorher nicht unbedingt professionelle Weiden-Schlösschen-Bauer waren.

Was Kappauf mit den Jugendlichen baut, stammt nicht von einem Architekten. Es ist, sagt Gartenschau-Geschäftsführer Ulrich Meyer zu Helligen am Montagnachmittag im eisig pfeifenden Wind, die Idee von Ronny Schuster, dem Leiter der Jungen Gartenschau, und seiner Kollegin Claudia Lenz. Gartenschauen werden jünger, müssen jünger werden, um nicht nur ein Publikum im Alter von „50 oder 60 plus anzuziehen. So wie hier war es vermutlich aber noch auf keiner Gartenschau“, sagt Meyer zu Helligen. Aus den 7000 Weiden-Stecklingen und mit 1000 bemalten Euro-Paletten wird ein Schlösschen gebaut – mit Labyrinth, mehreren Spiel- und Gartenzimmern für Kinder und Jugendliche. Mit drei großen Boden-Trampolinen, einem Bälle-Bad. Und mit einer Küche im Freien, „in der man prima das Thema der Essbaren Stadt darstellen kann“, wie Ronny Schuster sagt. Den Reiz, das Petit Chateau eifrig zu nutzen, wie der Bereich in Anlehnung an Markgräfin Wilhelmines Liebe zur französischen Sprache heißen wird, erhöhe die Tatsache, „dass dieser Bereich auch wirklich nur während der sechs Moante der Landesgartenschau existieren wird“, wie Meyer zu Helligen sagt.

Zwei Wochen haben die Jugendlichen Zeit, um weitgehend mit der Hand und ohne Maschinen gut 400 Meter Weidenlabyrinth zu bauen, eine Jurte aus Weiden mit einem Durchmesser von sieben Metern, „die bespannt wird mit Sonnensegeln, damit das Klassenzimmer im Grünen gut geschützt ist“, wie Thomas Kappauf sagt. „Eine Herausforderung. Bei dem Wetter. Und natürlich körperlich. Denn mit Maschinen können wir nicht mehr rein, weil hier überall schon Gräben gezogen worden sind.“ Die ersten Weiden sind gesteckt, der erste Weidenzaun ist gebunden entlang der Eremitagestraße. Und die ersten tieferen Löchern mussten schon mit Hand gegraben werden, wie Leander Quittkat sagt. Anstrengend. Aber schön. „Ich werde auf jeden Fall wiederkommen“, sagt der Däne. „Wenn die Gartenschau fertig ist. Das schau ich mir dann schon an.“

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