Vier Jahre lang hat Kirchenpfleger und Gemeinderat Hans Bauer Anträge geschrieben, geredet und erklärt. „Weil so viele Stellen daran beteiligt sind“, sagt Bauer. Und alle müssen sich abstimmen, nicht nur wenn es ums Geld geht. Von der Diözese Regensburg, der Denkmalpflege bis zum Naturschutz. „Wir haben sogar die Turmfalken im Blick.“ Und die 550.000 Euro für die Renovierung des Fichtelberger Kirchturms sind nur ein Bruchteil von 24 Millionen Euro, die die Diözese für Baumaßnahmen heuer ausgibt.

Eine enorme Maschinerie

Wenn die Kirche baut, setzt sich eine enorme Verwaltungs- und Prüfungsmaschine in Gang. Weshalb sich die Verantwortlichen in Oberfranken wundern, dass das Limburger Finanzdesaster überhaupt hat passieren können. Nämlich „dass die Entscheidungen an den Gremien vorbei getroffen wurden“, sagt Günter Heß, der Stellvertretende Diözesanratsvorsitzende im Erzbistum Bamberg. „Alles, was eine Kontrollfunktion hatte, wurde ausgebremst“, sagt er. Das sei höchst „bedenklich“.

Jedes Bauvorhaben geht auf dem Bamberger Domberg durch mehrere Instanzen. Behandelt wird es zunächst im Bauausschuss. Danach geht es in den Diözesan-Steuerausschuss. Der besteht aus zwölf gewählten und zwei berufenen Mitgliedern sowie einem Delegierten des Diözesanrats. Vorsitzender des Ausschusses ist Erzbischof Ludwig Schick. Diesem Gremium liegt jedes Jahr der Haushalt des Erzbistums vor, der heuer 148 Millionen Euro schwer ist. Alle großen Ausgaben müssen durch diesen Ausschuss laufen. Der Bischof könnte größere Ausgaben nicht alleine genehmigen oder gar tätigen, sagt ein Sprecher des Erzbistums. Er habe diese Vollmachten gar nicht. Aber er hat ein Mitspracherecht, eine Art Richtlinienkompetenz.

Eine andere Instanz, die immer zwischengeschaltet ist, ist die Ordinariats-Konferenz, das oberste Steuerungsgremium im Erzbistum, im Fachjargon „OK“ genannt. In ihm sind Geistliche und Laien, und wie in jedem Gremium, der Bischof. Es geht um Personal-Entscheidungen, auch der Haushalt wird in der OK besprochen. Vergleichbar ist er mit einer Kabinettssitzung mit den verschiedenen Hauptabteilungsleitern und Domkapitularen. Die OK hält den Kontakt mit den Personen und Gremien in der Kirchengemeinde, in der gerade gebaut wird.

Stets Instanzen vorgeschaltet

Auch auf den unteren Ebenen der Kirche sind bei Bauvorhaben Instanzen vorgeschaltet, allen voran die Kirchenverwaltung, ein Gremium, das sich auch um bauliche Sachen kümmert. Auch beteiligt ist oft der Dekanatsrat, in dem Vertreter von Pfarreien und Verbänden sitzen.

Bei größeren Ausgaben, die sich auf die Diözese auswirken, tritt der Diözesanrat zusammen, ein Laiengremium. „Die Verantwortlichkeit ist auf viele Schultern verteilt“, sagt Heß. Und Geld gebe es überhaupt erst, wenn die Kirchenstiftung zustimme. Dieses „sehr gewichtige Gremium“ habe immer das Haushalts-Bewilligungsrecht, zu Deutsch: Die Kirchenstiftung gibt das Geld und hat das letzte Wort.

Das Problem in Limburg seien nicht nur die hohen Neubaukosten, sondern dass über Jahre kein Haushalt vorgelegt worden sei. Das verwundert auch den Vorsitzenden des Diözesankomitees in Regensburg, den CSU-Bundestagsabgeordneten Philipp Graf Lerchenfeld. Ein solcher Fall sei in Bayern noch nicht vorgekommen. Es sei allerdings auch richtig, dass „einige Kirchen dringend Mittel zur Renovierung bräuchten“. Dies werde zwar großzügig unterstützt, „wir könnten aber mehr gebrauchen“.

Vor einem hämischen Blick nach Limburg aber warnen sowohl Heß als auch Lerchenfeld. Hier vermuten beide auch viel Politik im Spiel, denn der „Dampftopf unter Druck“ sei zum richtigen Zeitpunkt geöffnet worden. Lerchenfeld: „Gerade als Katholik sollte man sich überlegen, ob man auf so jemanden einschlägt.“

Ein Projekt im Jahr

Derweil gehen in Fichtelberg die Arbeiten im Kirchturm weiter. Nächstes Jahr will Kirchenpfleger Bauer ein neues Projekt angehen, das schon lang ansteht: die marode Kirche im Ortsteil Neubau. Denn die Diözese genehmigt nur ein einziges Projekt im Jahr. Wegen der Übersichtlichkeit.