Die Eigentümer setzen auf Neubelebung durchs Rathaus II - Fachhochschule Coburg sammelt Ideen für Kino-Nutzung Eysserhaus-Passage: Die letzte Chance

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Die Eysserhaus-Passage soll durch den Einzug des Rathauses II in die ehemalige Schlossgalerie wieder einen neuen Impuls bekommen, hoffen die Eigentümer. Aktuell laufen viele Leute vor allem daran vorbei. Foto: Eric Waha Foto: red

Die Eysserhaus-Passage hat ihre besten Zeiten hinter sich. In denen der Einzelhandel blühte. Die 22 Geschäfte voll waren. Doch jetzt herrscht Hoffnung, dass die Jahre des mehrheitlichen Leerstands und des schnellen Wechsels in den kleinen Läden vorbei sind. Durch den Einzug des Rathauses II in die Schlossgalerie. Und durch eine Idee, die zusätzliche Frequenz bringen könnte.

 
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Sie haben alles versucht: "Wir haben die Beleuchtung von der Kanalstraße hoch zur Passage neu gemacht. Haben an der Maxstraße die Stelen geändert, die Beleuchtung im Durchgang ist neu. Eine neue Homepage ist entstanden für die Eysserhaus-Passage", sagt Paola Zieher, die Geschäftsführerin von Artus-Immobilien. Das Unternehmen ist zuständig für die Vermietung der Passage. "Der Erfolg", sagt Paola Zieher, "war gleich Null. Aktuell haben wir rund 40 Prozent Leerstand".

Schleichender Niedergang

Der Niedergang sei schleichend gewesen. Aus der einst beliebten Einkaufspassage "mit wirklich richtig attraktiven, kleinen Geschäften", wie Zieher sagt, wurde eine Passage mit wechselnden Geschäften, die nur kurz blieben. Was dazu betrug, dass sich das Image der Passage verschlechterte. "Obwohl jeder, mit dem man spricht, sagt: die Passage ist eigentlich schön." Das Hauptproblem ist die fehlende Frequenz. Vor allem der Umzug der Bushaltestelle vom Markt an den neuen Standort am Hohenzollernring habe dazu beigetragen, dass viele Geschäftsinhaber aufgeben mussten. Weil die Kunden ausblieben. Obwohl es durchaus einige gibt, die dem ganzen Umbruch getrotzt haben.

Unbekannte Dynamik

Die Nachricht, dass die Stadt die Schlossgalerie gekauft hat  und den Durchgang zur Passage öffnen wird, habe plötzlich eine unbekannte Dynamik gebracht, sagt Zieher: "Sofort, als das publik wurde, haben die Interessenten bei uns angerufen." Ein Unternehmen, das Kfz-Schilder herstellt, habe eine Fläche gemietet, "wir stehen in Verhandlungen mit einem Trachten-Geschäft. Auch für die Gastronomie-Flächen gibt es erste Interessenten". Zieher sagt, dass sie und die Eigentümer der Passage darauf setzen, "dass wir die Flächen jetzt mit attraktiven Läden voll bekommen. Und dass wir dabei einen schönen Mix an Geschäften und Dienstleistern bekommen. Nicht das, was es in jeder Stadt gibt".

Aufstockung wäre möglich

Doch nicht nur die Tatsache, dass die Stadt mit einem Rathaus II Frequenz in die Passage bringt, gibt Anlass zu Hoffnung. Es ist eine weitere Idee, an dessen Umsetzbarkeit die angehenden Architekten von der Fachhochschule Coburg seit diesem Freitag ein Semester lang arbeiten: Die Frage, ob der Verein Kino ist Programm in den größten Laden am Ende der Passage Richtung Kanalstraße einziehen könnte. "Es wäre sogar eine Aufstockung dieses Gebäudes möglich", sagt Zieher. Ebenso wie es Ideen gibt, die nicht überdachte Fläche nach dem Durchgang vom Markt zu schließen. Oder Schiebetüren an beiden Enden einzubauen, damit es nicht mehr zieht. "Das müssen die Eigentümer von der Eysserhaus-Gesellschaft entscheiden", sagt Zieher.

Doch unabhängig davon, wie sich die Pläne von Kino ist Programm entwickeln. Das Rathaus II wird  Menschen von beiden Seiten in die Passage bringen. "Das ist die Chance für die Passage", sagt Paola Zieher.    

Das Projekt der Hochschule Coburg

Kino ist Kultur. Kultur, die mitten in die Stadt gehört. Vor allem, wenn es ein Kino ist, das anspruchsvolle Filme zeigt. Programm-Kino. Arthouse-Kino. Das in Bayreuth zu etablieren, hat sich der Verein Kino ist Programm vorgenommen. Der Verein mit Isabel Strehle, die selbst Architektin ist, an der Spitze ist Triebfeder des Projekts, das die 27 Architektur- und Innenarchitektur-Studenten der Hochschule Coburg an diesem Freitag gestartet haben: "Die Frage ist, inwieweit in der Bayreuther Innenstadt eine Kino-Nutzung im Sinne eines Programm-Kinos architektonisch umgesetzt werden kann", sagt Mario Tvrtkovic. Tvrtkovic ist Architkekt, Städtebauer und Professor an der Hochschule. Drei Standorte untersuchen die Studenten: Das ehemalige Krügel-Haus, das Hinterhaus der Gaststätte Vogel in der Friedrichstraße. Und den Kopfbau zur Kanalstraße in der Eysserhaus-Passage.

"Wir stehen in Kontakt mit der Stadt und den Eigentümern", sagt Tvrtkovic am Freitag im Gespräch mit unserer Zeitung. "Analyse, Recherche, Austausch mit nden Betroffenen. Das machen wir jetzt drei Tage vor Ort. Daraus entsteht dann ein halbes Jahr lang eine Ideensammlung. Keine architektonische Planung." Jeder Standort werden auf sein Potenzial abgeklopft, "dann geht es in den Diskurs mit den Eigentümern. Ergebnisoffen", sagt Tvrtkovic. Was die Eysserhaus-Passage insgesamt betrifft, sagt der Architekt, sehe er "durch die Entwicklungen, die aktuell stattfinden, dass sich große Möglichkeiten ergeben".

Kino ist Programm startet gut durch

Isabel Strehle sagt, sie sei überrascht gewesen, als sie vor wenigen Jahren nach Bayreuth gekommen ist, dass "eine so große Stadt kein Programm-Kino hat". Die Initiative Kino ist Programm, die seit Juli 2014 ein Verein ist, sei "gut durchgestartet", sagt Strehle. So gut, dass klar sei: "Wir brauchen einen Raum." Einen Saal mit 100 bis 120 Plätzen, einen mit 50, einen mit 30. "Als Kulturstandort in der Innenstadt, damit wir Austausch mit dem öffentlichen Leben haben." Seit November vergangenen Jahres hat Kino ist Programm Unterschlupf im Iwalewa-Haus, einmal im Monat - wie am heutigen Samstag - ist Programmkino-Tag.

Alle drei Standorte, für die die Studenten "einen Ideenpool entwickeln", wie Strehle es formuliert, hätten eines gemeinsam: "Es sind Liegenschaften, die gewisse Probleme haben: Beispielsweise, dass die Flächengrößen oder die Erschließung nicht mehr passt. Jeder Standort hat andere Herausforderungen. Es geht ums Querdenken." Und im Ergebnis um "eine Win-win-win-Situation". Eine Situation, von der alle etwas haben: Die Programmkino-Freunde, die Eigentümer der Gebäude, die Stadt und die Kultur in der Stadt.

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