Der neue GMD der Komischen Oper am Pult
Ainars Rubikis zum Beispiel. Der war mal Generalmusikdirektor der Oper von Nowosibirsk und brach die Zelte in Russland ab, nachdem die Politik die Absetzung des Nowosibirsker „Tannhäuser“ erzwungen hatte. Die orthodoxe Kirche hatte scharfe Kritik an der „blasphemischen“ Inszenierung geübt. Rubikis dirigierte nach seinem Rückzug aus Russland schon beim „Nabucco“ in Oberammergau und fand so viel Spaß daran, dass er sich auch für den „Holländer“ gewinnen ließ. Ein echter Star: Wie vor wenigen Wochen bekannt wurde, wird Rubikis der neue GMD von Barrie Koskys Komischer Oper in Berlin. Beim „Holländer“ im Passionsspielhaus dirigierte er die Neue Philharmonie München mit so viel jugendlichem Schwung, dass man hören konnte, für wen Wagner das Stück ganz ursprünglich mal gedacht hatte: das verwöhnte, frivole Publikum von Paris. So frisch vernimmt man Wagner auch nicht immer.
Starker Holländer
Man hört des weiteren: einen spielfreudigen, guten Chor (Leitung: Markus Zwink), der nur ab und zu in Wagners Textgewittern - Jollohohe! Hussassahe! – ziemlich hinterherrappeln muss. Und man hört und sieht: überwiegend solide Solisten. Mit drei Ausnahmen: Gabor Bretz als Holländer überzeugt voll und ganz, mit fahlem Spiel und fast schon zu schöner Stimme, Iris van Wijnen ist eine ganz hervorragende, mal neckische, mal mütterlich strenge Mary.
Liene Kinca als Senta lässt uns bei allem dramatischen Potenzial spüren, wie brutal Wagner sein kann. Zu seinen Frauenfiguren ohnehin, aber auch in seinen Anforderungen an die Stimme. Die Sängerin, ganz offenbar erkältet, quälte sich in die Höhenlagen ihrer Partie, man bangte. Und hatte Respekt vor ihrer Tapferkeit.
Der Glaube an die Bilder
Viel Beifall, minutenlanger Jubel. Keine wirklich neue Deutung, kein Interesse für die Frage, welch abstruses Frauenbild Wagner doch in dieser Gruseldichtung ausbreitet, aber viel Effekt: In seiner Bildergläubigkeit ist der Theatermacher Stückl ganz katholisch, bei den Passionsspielen wie beim Protestanten Wagner. Aber, wie gesagt, das hat was, genug, um den weiten Weg durch Oberbayerns Felsenriffe zu wagen.
Termine: 14., 16., 21. Juli, jeweils 20 Uhr.