Der ganze "Ring" bei Sky

Von Michael Weiser

Im Kino war der "Parsifal" zu erleben, nun kommt der "Ring" ins Fernsehen: Ab Dienstag überträgt der Münchner Bezahlsender Sky den Vierteiler. Wie nun, die machen doch Fußball und Filme!? Von Programmchefin Elke Walthelm hört man dann aber etwas anderes. Sky und "Ring" - es steckt ein Plan dahinter.  

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Wenn man an Sky denkt, denkt man an Bundesliga und Champions League. Ab nächster Woche kommen die Bayreuther Festspiele dazu. Was erwarten Sie davon, für den Sender und die Zuschauer?

Elke Walthelm: Es wird unmöglich sein, das Erlebnis des Bayreuther Festspielhauses eins zu eins in die Wohnzimmer zu transportieren. Genauso wie man das Live-Erlebnis im Fußballstadion auch nur so eben dort bekommt. Und das ist auch gut so. Wie wir bereits im Sportbereich unter Beweis gestellt haben, gelingt es jedoch durch eine hochqualitative Übertragung auch im Wohnzimmer den Zuschauern ein unvergessliches Erlebnis zu bieten, begleitet durch ein Rahmenprogramm mit interessanten Talkgästen und Hintergründen. Das werden wir genauso auch in Bayreuth umsetzen. Sky steht seit längerem nicht mehr nur für Live-Sport, wir bieten exklusive Filme, Serien, Kinderprogramme, klassische Musik und Dokus. Wir bedienen die ganze Familie. Durch den neuen Sender Sky Arts mit der Live-Übertragung des „Ring des Nibelungen“ aus Bayreuth stellen wir dies unter Beweis.

Wie kam es zu dieser Kooperation?

Walthelm: Über einen Kollegen ist der Kontakt zu Katharina Wagner entstanden. In den folgenden Gesprächen sind wir schnell zur Einigung gekommen, dass eine Übertragung des Ring des Nibelungen auf Sky für alle Parteien Sinn macht. Geholfen hat hierbei auch, dass es Sky nicht nur in Deutschland und Österreich gibt, sondern auch in Großbritannien, Irland und Italien. In diesem Verbund können wir ein so einzigartiges Projekt optimal umsetzen.

Mit wie vielen Mitarbeitern sind Sie in Bayreuth?  

Walthelm: Das Gesamtteam besteht aus über 100 Personen, die dafür sorgen, dass wir unseren Zuschauern die bestmögliche Übertragung präsentieren. Es wird jeweils einen Moderator geben, der live berichtet und Interviews führt. Axel Brüggemann macht das für Deutschland und Österreich, Stephen Fry für Sky in Großbritannien.

Es mag Fernsehzuschauer geben, die Wagner für schwere Kost halten. Es kann also auch schiefgehen. Wie lange lässt man dem Experiment Zeit?

Walthelm: Das Schöne an Sky Arts ist, dass wir es langfristig planen. Wir wollen beweisen, dass Sky auch einen Bereich abdeckt, der von den frei empfangbaren Sendern immer weniger beachtet wird. Es ist ein Beitrag, Kunst und Kultur auch an jüngere Zielgruppen zu bringen und hinter die Kulissen sowie die Entstehung von Kunstwerken zu blicken. Wir berichten über die Themen Architektur, Design, Musik, bildende Künste, Tanz und Fotografie ebenso wie über Street Art. Und da passt Wagner sehr gut dazu.

Faszination Bayreuth

Obwohl Wagners Dramen quasi der Gral der Hochkultur ist?

Walthelm: Hier möchte ich Axel Brüggemann zitieren: Wagner ist nicht nur klassisch und traditionell wahrzunehmen, sondern war jemand, der Kunst fürs Volk machte. Er wollte sein Werk nicht nur für eine elitäre Oberschicht konzipieren. Das passt gut zu unserem Ziel, nämlich möglichst vielen Menschen die Faszination Bayreuth näher zu bringen. Zudem gilt:  Einschaltquoten spielen bei Sky eine kleinere Rolle als im Free TV. Für uns ist die Zufriedenheit unserer Kunden wichtig, und die lässt nicht nur kurzfristig bewerten.

Diesmal also das Riesending mit dem "Ring". Was gibt's dann nächstes Jahr?

Walthelm: Das ist noch nicht entschieden. Wir setzen dieses wunderbare Projekt dieses Jahr bestmöglich um. Danach werden wir Bilanz ziehen und überlegen, wie wir nächstes Jahr weitermachen.

Nochmals: Ein hipper Sender wie Sky und so etwas Konservatives wie die Festspiele mit ihrem überwiegend älteren Publikum - wie geht das zusammen?

Walthelm: Dass wir als jünger und dynamischer gelten, heißt nicht, dass wir ein Programm ausschließlich für Sport- und Kinofans machen. Wir wollen erstens Kultur- und Kunstkennern etwas bieten. Zweitens möchten wir auch ein breiteres Publikum bedienen, ohne dass sich der Experte abgestoßen fühlt. Wir werden die Aufführung „Des Ring des Nibelungen“ würdig und angemessen präsentieren, das Rahmenprogramm wird aber auch für eine kritische Diskussion offen sein.

Die Bayreuther Festspiele neigen bisweilen zum Chaos. Könnte das die Zusammenarbeit bedrohen?

Walthelm: Bislang haben wir damit noch keine Erfahrungen gemacht. Wir sind voller Vertrauen, dass Katharina Wagner das so managen wird, dass es auch dieses Jahr ein einmaliges Erlebnis wird. Wir werden durch die Übertragung unseren Teil dazu beitragen. Kritische Themen im Umfeld der Festspiele werden gegebenenfalls von Axel Brüggemann mit seinen Gästen diskutiert.

Was meinen Sie, was erwarten sich die Festspiele von Sky?

Walthelm: Ich habe Katharina Wagner so wahrgenommen, dass sie offen ist und großes Interesse daran hat, die Festspiele einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Das freut uns sehr. Ich kann mir auch vorstellen, dass wir uns durch die Berichterstattung vor Ort ein bisschen unterscheiden von einem öffentlich-rechtlichen Sender und dass es uns gelingt, neue Facetten aufzuzeigen.

Ist das ein Schritt in Richtung Eventisierung der Festspiele? 

Walthelm: Auf jeden Fall. Die Festspiele sind dann als Event zu bezeichnen, wenn Event heißt, dass viel Prominenz da ist, dass man viel darüber liest, dass sie mit ihren herausragenden Künstlern und dem Publikum wirken wie ein Who's Who. Und wir sind sehr stolz darauf, dass wir ein solches Event live übertragen können. Wir verstehen den Begriff Event im Sinne eines unvergesslichen Ereignisses in seiner besten Form und nicht im Sinne von schneller und leicht zu konsumierender Unterhaltung.

Bilder