Alles im Rucksack dabei
Am Horstbaum des Pegnitzer Forstbetriebs angekommen, zauberte er eine Waage, zwei Standardringe der Vogelwarte Radolfzell des Max-Planck-Instituts für Ornithologie und zwei Kennringe mit dicken Nummern für die Erkennung lebender Vögel per Teleobjektiv aus 200 bis 300 Meter Entfernung aus seinem Rucksack, so Pirnjer. Und ergänzt: „Aber zunächst müssen die Jungvögel aus dem Nest und auf den Boden gebracht werden.“ Das war ein Job für Forstwirt Ralf Häfner. Er ist ausgebildeter Baumkletterer – und, ganz klar, schwindelfrei – und ließ sich von der fast 30 Meter hohen Kiefer, auf die er klettern musste, nicht beeindrucken.
In Zeltbahn 30 Meter nach unten
Oben angekommen steckte er die Jungvögel in einen Sack aus Zeltbahnstoff und ließ sie an einem langen Seil langsam nach unten. Unten wartete Schmidt-Rothmund, untersuchte, wog, vermaß und beringte die vier bis fünf Wochen alten Vögel – ein Männchen und ein Weibchen.
Junge stellen sich tot
Pirner: „Das geht recht einfach. Die Jungvögel bewegen sich kaum und stellen sich in der unbekannten Situation tot. Nur wer hinter den Vögeln sitzt, muss aufpassen. Wenn sie Kot absetzen, geht das blitzschnell. Wer nicht aufpasst, bekommt Bekanntschaft mit einer langen Spritzspur weißlicher Substanz.“ Danach wurden die Jungvögel wieder in ihr Nest gebracht. Während der Aktion waren immer wieder die Rufe der Altvögel zu hören, „die sich sicherlich Sorgen um ihren Nachwuchs gemacht haben“.
Nur zwei von drei Eiern ausgebrütet
Die Fachleute hoffen nun, dass der Adler-Nachwuchs wieder in Gestalt von Brutvögeln in die Region zurückkommt und die Population des Fischadlers stärkt. Wobei die Vögel wohl auch eine Art Selbstregulierungsmechanismus in sich tragen. Denn nur zwei von drei Eiern im Nest wurden ausgebrütet. Das kommt so selten nicht vor. Die Vögel scheinen also zu wissen, wie viele ihrer Art in einem bestimmten Gebiet überleben können.
Viele natürliche Feinde
Unabhängig davon, dass da auch natürliche Feinde sind. Denn Seeadler, Habichte, Bussarde und auch der Uhu rauben schon mal gerne ein Junges aus dem Horst. Um so wichtiger sei es, die Tiere zu schützen, sagt Pirner. Und verweist darauf, dass der Forstbetrieb auch an den Kammerweihern im Veldensteiner Forst einen künstlichen Horst errichtet habe – „aber der wurde bisher nicht angenommen“.
Jetzt denkt man über einen neuen Standort nach. Der muss passen: Hoch muss ein Baum sein, und vor allem eine gewisse Alleinstellung haben – „die Bäume in der Nachbarschaft müssen deutlich niedriger sein, da muss man oft auch auslichten“. Ob der Plan funktioniert, werde man sehen. Ziel ist es jedenfalls, noch mehr selten gewordene Vogelarten in heimischen Gefilden anzusiedeln.