Demo gegen Lidl-Lager Stadtratssitzung fiel aus, dennoch Kundgebung

Völlig unterschiedlich sind die Aussagen von Veranstaltern und Beobachtern zur Resonanz der Anti-Lidl-Demo: Sie schwanken zwischen 80 und 300 Teilnehmern. Foto: red

Das war anders geplant – und aus Sicht der Anti-Lidl-Kühlgutlager-Fraktion aus Hollfeld und Umgebung dennoch ein Erfolg: eine Kundgebung am Montagabend, 6. Februar, am Marienplatz.

 
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Und damit vor dem Rathaus, in dem an diesem Abend der Stadtrat hätte tagen sollen. Nichtöffentlich wohlgemerkt. Was die Demonstranten wussten: Es hätte um Grundstücksfragen gehen sollen, um die Lidl-Ansiedlung überhaupt zu ermöglichen. Denn trotz der der bereits beschlossenen Erweiterung des Gewerbegebiets Nord fehlt da noch eine nicht unwichtige Parzelle im Konzept. Der Stadtrat hat diese Ausdehnung bereits beschlossen, sie bezieht sich auf das Areal neben der Firma Claas in Richtung Stadelhofen.

Bedenken in Sachen Rechtssicherheit

Doch im Vorfeld hatten Stadträte Bedenken angemeldet, ob das Vorgehen der Kommune auch wirklich rechtssicher und damit unanfechtbar ist. Ergebnis: Bürgermeister Hartmut Stern verschob die Sitzung, um noch weitere Informationen einzuholen.

Stichwort Stadelhofen. Dort wurde das Lidl-Vorhaben bereits gekippt. Vor allem durch das Kontra der Bürgerinitiative (BI) Juraschützer. Aus deren Reihen waren an diesem Montagabend auch zahlreiche Vertreter vor Ort. Über die genaue Anzahl der Demo-Teilnehmer gehen die Meinungen weit auseinander. „Ich kam nicht genau zum Zählen, aber nach meinen Informationen waren es wohl um die 250 bis 300 Leute“, sagt Holger Hofmann, Vorsitzender der Hollfelder Ortsgruppe im Bund Naturschutz und einer der Organisatoren. Andere Beobachter sprechen eher von 100 bis 120 Menschen angesichts der ein wenig unübersichtlichen Lage am Marienplatz. Wie dem auch sei: Es wurden keine grundsätzlich neuen Argumente vorgebracht über das hinaus, was der Kurier bereits berichtet hatte: Verkehrsbelästigung. Lärmbelästigung, Lichtverschmutzung, Verschmutzung ganz allgemein.

Völlig falsche Richtung

Und vor allem: Die Entwicklung der Stadt Hollfeld gehe mit einem solchen Projekt in eine vollkommen falsche Richtung. Neben Hofmann meldeten sich auch Hans-Peter Härtl, Stadtrat der Freien Wähler, als Hauptredner zu Wort. Seine Kritik: Das 58.000 Quadratmeter große Kühllager solle nicht auf die acht Hektar große und noch unbebaute Fläche zwischen der Firma Claas und dem Ortseingang errichtet werden, sondern auf ein zusätzliches Gebiet Richtung Freienfels. Für Härtl und andere eine Ausweitung des Gewerbegebietes durch die Hintertür, durch die „fruchtbarste Böden“ versiegelt und der „wichtige Korridor zwischen zwei Landschaftsschutzgebieten der höchsten Klasse, nämlich Kainach- und Wiesenttal, zerstört“ werden.

Ansiedlung ja, aber nicht in dieser Dimension

Klare Ansage von allen: Hollfeld braucht kein Logistikzentrum, sondern die Ansiedlung von kleineren, von mittelständischen Unternehmen. Holger Hofmann gestern im Gespräch mit dieser Zeitung: „Wir sind nicht gegen Gewerbe an sich, aber wir wollen hier das Handwerk sehen, kleinere Firmen.“ Wobei die Redner auch ganz grundsätzlich die momentane Stadtentwicklung in Hollfeld infrage stellten. Und damit die Änderung des Flächennutzungsplans, die für das Lidl-Projekt erforderlich ist. Dies wird am Freitag Thema in einer Sitzung des Bauausschusses sein. Da werde das Bündnis kontra Lidl aber nicht präsent sein, sagt Hofmann. Weitere Aktionen seien jedoch geplant.

Kindergarten nicht bei Bündnis dabei

Hofmann sprach jüngst gegenüber dem Kurier von einem Bündnis gegen das Lidl-Vorhaben, erwähnte dabei auch den Waldkindergarten in Scherleithen als „Unterstützer“. Dessen Leiterin Annalena Hofmann war darüber alles andere als glücklich: „Weder ich noch die Geschäftsführung unseres Vereins stehen dahinter, das ist auch nicht Aufgabe eines Kindergartens.“ Sollten Eltern hinter dem Protest stehen, so sei das deren Sache, „mit uns als Einrichtung hat das aber definitiv nichts zu tun“. Zurückrudern bei Holger Hofmann. Ja, der Kindergarten an sich stehe nicht hinter dem Protest, sondern „nur einzelne Familien“.

Und was sagt Bürgermeister Hartmut Stern? Dem attestierten die Organisatoren der Demo, er habe das Geschehen „abseits“ und „flankiert von zwei Polizisten“ verfolgt. Stimmt, sagt Stern im Gespräch mit dieser Zeitung. Warum? „Weil ich mich mit grundsätzlich mit großem Abstand von dem distanziere, was da gesagt wurde.“ Da würden „Zahlen hineingeschmissen“, die einfach falsch seien, nicht nur bei den benötigten Quadratmetern an Fläche.  Und da werde von Arbeitnehmern aus dem Ausland und aus Schwellenländern gesprochen. Stern: „Ich bin nicht auf AfD-Niveau unterwegs, wir wollen hier Arbeitsplätze schaffen für Hollfeld.“ Und das sei richtig und wichtig. 

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