Deckel drauf auf ein Stück Mittelalter

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Deckel drauf: Ein Stück spätmittelalterlicher Stadtmauer in der Kanalstraße ist vor dem Verfall bewahrt worden. Ein Stück der Streichwehr ist jetzt im Zuge einer Sicherungsmaßnahme, die die Stadt angeordnet hatte, saniert worden. Norbert Hübsch, Geschäftsführer des Historischen Vereins für Oberfranken, nennt das einen „weiteren wichtigen Baustein zum Erhalt der Stadtbefestigung“.

 
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Bayreuth hat noch einen großen Teil seiner Stadtmauer, auch wenn man nicht viel öffentlich sehen kann. Gerade deshalb ist Norbert Hübsch vom Historischen verein froh, dass in der Kanalstraße ein Teil der Streichwehr (im Hintergrund) vor dem Verfall gerettet werden konnte. Foto: Eric Waha Foto: red

Wenn man vom Hinterhof des Kaufhauses Karstadt von der Brücke aus in den nächsten Innenhof schaut, fällt das Mauerstück sicher nicht jedem gleich als Stadtmauer-Rest auf. Norbert Hübsch jedoch kann den Steinen Leben einhauchen: „Die Streichwehr war das Stück, das der eigentlichen Stadtmauer vorgesetzt war – an die Front der Mauer. Um dem Feind das Erstürmen der Mauer und das Anlegen der Leitern so schwer wie möglich zu machen.“ Denn: Die Mauer wurde von den Soldaten der Stadt „bestreicht, man konnte die Angreifer von dort aus beschießen“, sagt Hübsch.

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Fugen waren ausgewaschen

In den vergangenen Wochen ist das Stück Stadtmauer im Hinterhof der Kanalstraße durch den privaten Eigentümer saniert worden. Der Mauervorsprung, der der Witterung ausgesetzt war, bekam eine Verblechung, die Fugen, die Laut Hübsch massiv ausgewaschen waren, wurden neu gemacht. Deshalb habe er auch die zuständigen Denkmalschutzbehörden darauf hingewiesen, dass aus seiner Sicht das Denkmal gefährdet sei. Peter Linhardt, der Leiter des Bauordnungsamts der Stadt, sagt auf Anfrage unserer Zeitung: Die Stadt habe „auf die Instandsetzung des maroden Mauerstücks lange hingewirkt“.

Große Teile der Mauer sind erhalten in Bayreuth

Bayreuth habe noch relativ große Teile der Stadtmauer, sagt Hübsch. „In der Dammallee, auch in der Kanzleistraße und in der Kanalstraße. Leider sind die pragmatischen Teile, die Türme und Tore, fast verschwunden“. Von den barocken Geschütztürmen stehen noch zwei: Einer am Hohenzollernring und einer im Hof des Urweltmuseums. „In dem war ich selber schon drin“, sagt Hübsch. „Da hängen zwar ganze Matten an Spinnweben drin, aber er ist gut erhalten mit seinen Schießscharten und dem Gewölbe. Recht eindrucksvoll.“

Wohnhäuser kamen im 17. Jahrhundert auf die Mauer

Die Stadtmauer von Bayreuth sei „ein letztes Mal im 17. Jahrhundert von Markgraf Christian Ernst ausgebaut worden. Wegen der Türkenkriege und dem Krieg gegen Frankreich“, sagt Hübsch. Wenig später habe man begonnen, die Stadtbefestigung mit Wohnhäusern zu bebauen. Und in der heutigen Kanalstraße sei „die Schwarze Allee angelegt worden, eine beliebte Straße zum Flanieren“, wie Hübsch sagt.

Fünf Streichwehr-Türme gab es

Fünf Streichwehr-Türme muss es in der Stadtmauer gegeben haben, sagt Hübsch. „Den Rest eines weiteren Turms hat man entdeckt, als die Zentrale Omnibus-Halltestelle (ZOH) gebaut worden ist.“ Rund eineinhalb Meter hohe Turmreste hat man damals sichern können, „gebaut aus spätmittelalterlichen Buckelquadern, wie man auch hier einige verbaut hat“. Die fünf Türmchen seien Bildlich auch nur „ein Mal überliefert: In der Vogelschau“ aus den Anfängen des 16. Jahrhunderts. Dass der Turmrest jetzt gesichert wurde, sei sehr wichtig für den Erhalt der mittelalterlichen Stadtgeschichte. „Das Türmchen war ein Sorgenkind, die Reste waren schon am zusammenbrechen“, sagt Hübsch.