Gespannt bis zur Nasenspitze Bogenschießen bringt Schützen in Neudrossenfeld enormen Mitgliederzuwachs

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 Foto: red

Das Wochenende gehörte den Schützen. Überall in Stadt und Landkreis gab es den Tag der offenen Tür. Schützenvereine präsentierten die ganze Bandbreite ihres Angebots. Bei den „Alten Treuen“ in Neudrossenfeld sind es unter anderem die Bogenschützen, die für eine phänomenale Aufwärtsentwicklung bei den Mitgliederzahlen gesorgt haben, sagt Vorsitzender Rudi Bock.

 
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Ein trockenes Puck und der Pfeil fliegt davon. So schnell, dass man ihm mit den Augen kaum folgen kann. Für Christina und Katharina schon fast Routine. Schnell und zügig wird die Sehne neu gespannt. In wenigen Minuten ist der Köcher leer. Und die Scheibe gespickt mit Pfeilen in allen Farben des Regensbogens.

260 Mitglieder zählt der Verein "Die alten Treuen", davon allein 90 in der Abteilung Bogensport. „Das liegt an den sehr guten Rahmenbedingungen, die der Verein bietet,“ meint Bock. Mehrfach hat der Verein den Preis für den höchsten Zuwachs an jugendlichen Mitgliedern gewonnen.

Bogenschießanlage noch ganz frisch

Seit gut einem Jahr gibt es die Bogenschießanlage im Gewerbegebiet zwischen alter und neuer Bundesstraße 85. Das baumbestandene Dreieck ist ideal für die Schützen. Meist windstill und geschützt, so dass die geforderten Sicherheitsabstände eingehalten werden können.

Christina Albrecht, 16, und Katharina Schmidt, elf Jahre alt, sind seit Anbeginn dabei. Beide kamen durch Freunde zu ihrer neuen Sportart. Und erste Erfolge blieben nicht aus. So qualifizierten sie sich auf Anhieb für die bayerischen Meisterschaften auf der Olympia-Schießanlage in München. Der Weg dorthin war nicht einfach. Zunächst mussten sie im Verein siegen, dann im Gau und dann beim Bezirk. Selbst in München schlugen sie sich achtbar. Katharina landete auf Platz acht bei elf Teilnehmern, Christina wurde bei sieben Schützen in ihrer Altersklasse immerhin fünfte. Katharina: „Für diese Meisterschaften zu üben macht am meisten Spaß, weil ich weiß, dass ich da gewinne.“

Wer allerdings meint, die beiden seien unterwegs wie einst Robin Hood, der staunt, wenn er die Sportbogen sieht. Was die beiden aus ihren Taschen auspacken, ist ein sehr langer, eher filigraner Bogen mit Stabilisatoren, Visier und einem Gestell, denn solch teure Bogen wirft man nicht einfach ins Gras. Die Wurfarme dieser Recurve-Bogen sind nach außen geschwungen, beschreiben also eine Rückkurve, die ihnen auch den Namen gegeben hat. Beim Spannen kann dem Bogen so viel mehr Energie mitgegeben werden. Er wird schneller, die Flugbahn gestreckter.

Für Katharina und Christina kein Problem. Aufgerichtet der Körper, der Ellbogen nach hinten oben gestreckt nehmen sie ihre Position ein. Kurze Konzentration, Anpeilen des Ziels, und schon fliegt der Pfeil Richtung Scheibe mit einer dicken Packung Holzwolle als Puffer dahinter. Wenn geschossen wird, darf sich niemand auf der Wiese aufhalten. „Ein Treffer mit der Eisenspitze wäre tödlich,“ erklärt Bock. 25 Meter muss Katharina überwinden, bei Christina sind es schon 60 Meter. Später werden es dann 70 Meter sein. Die Leichtigkeit, mit der die beiden Mädchen heute agieren, ist das Ziel intensiven Trainings. Zuerst gab es tüchtig Muskelkater. „Vor allem in der Schulter. Da muss sich die Muskulatur halt erst aufbauen,“ erinnert sich Christina. Und dann dauert es auch noch ein paar Monate, bis man die Scheibe auch sicher trifft. Pfeile, die danebengehen, sind oft schwer wiederzufinden, denn sie landen meist unter der Grasnarbe.

Der eigene Bogen

Beide haben mit den Schulbogen des Vereins angefangen. Diese eher universellen Sportgeräte – „der Verein hat sie für die Anfänger in dieser Abteilung angeschafft“, sagt Bock – haben sie inzwischen hinter sich. Heute sind beide stolz auf ihre eigenen Bogen im Wert von rund 600 Euro. „Wobei nach oben natürlich keine Grenzen gesetzt sind,“ meint Christina.

Beide sind begeistert von ihrem Sport. „Das ist mal was anderes“, sagt Christina, die vorher erfolgreich Fußball spielte. „Es ist gesund für den Muskel- und Kraftaufbau. Man kommt zur Ruhe.“ Katharina bestätigt: „Man kann sich besser konzentrieren.“

Der Köcher ist leer. Die beiden Mädchen holen sich ihre Pfeile zurück. Kein einziger ist im Gras gelandet. Der innerste Kreis auf der Scheibe ist der x-er, erklären sie, er zählt zehn Ringe in der Wertung. Der äußerste nur einen. Und wenn der Pfeil im Grünen landet ist das M. Wofür steht das? M wie Mist, grinst Katharina.

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