Das Wasser muss raus, aber langsam: Anschließend aufwendige Wiederherstellung der historischen Decken Kunstmuseum: Das große Trocknen

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Lärm statt andächtiger Stille, wie es im Museum sonst üblich ist. Bohr- und Sägegeräusche durchdringen alle Stockwerke des Kunstmuseums. Am Montag haben die Spezialisten damit begonnen, dem Wasserschaden zu Leibe zu rücken, der am Sonntag vor einer Woche von oben nach unten durch weite Teile des Gebäudes gelaufen ist. Die Reparatur wird aufwendig.

 
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Was Marina von Assel sagt, klingt erst einmal paradox: "Eigentlich", sagt sie am Montag im Gespräch mit unserer Zeitung, "ist das Haus ja zu trocken". Mit mobilen Luftbefeuchtern werden die Räume auf eine für die Kunst notwendige Luftfeuchtigkeit gebracht. Diese Geräte sind momentan abgestellt. Denn die Feuchtigkeit, die der Wasserschaden hinterlassen hat, ist im ganzen Haus spürbar. Wie viel Wasser aus einem defekten Heizregister der komplexen Heizungs- und Lüftungsanlage ausgetreten ist am Sonntag vor einer Woche, vermag keiner zu sagen. Holger Leverentz vom Hochbauamt, der schon bei der Sanierung des Alten Rathauses dabei war, sagt vor Ort: "Es müssen sehr große Mengen gewesen sein." Das Wasser sei aus dem Aggregat ausgetreten, die Steuerung habe "immer wieder Wasser nachgeführt, bis die Regelung schließlich zugemacht hat", sagt Leverentz.

Wasser verteilte sich über die Decken

Das Problem: Das Wasser hat sich über die Decken, "die zum Teil mehrere Ebenen haben", wie Leverentz sagt, im ganzen Haus verteilt. Durch die Renaissance-Decke im zweiten Obergeschoss lief es, durch die prachtvolle Stuckdecke im ehemaligen Oberbürgermeister Dienstzimmer im ersten Stock. Auch in der Decke des Erdgeschosses sammelte sich das Wasser. "Im Oskar ist das Wasser an der Wand runtergelaufen." Mit Endoskopen haben sich die Mitarbeiter von Tobias Ritzer aus Schwabach, der auf Wasserschäden spezialisiert ist, am Montag einen Überblick über das Ausmaß des Schadens gemacht - und vom Dachstuhl ausgehend damit begonnen, die Feuchtigkeit aus den Zwischendecken zu ziehen.

Böden werden angebohrt, um die Decken zu trocknen

Im Dach, direkt neben der Heizungs- und Lüftungsanlage, von der der Schaden ausgegangen ist, haben die Spezialisten den Boden bereits an mehreren Stellen angebohrt und Teile der Schüttung aus Blähton, die auch zur Dämmung des Hauses dient, entfernt. Die Schüttung hatte das Wasser aus dem defekten Heizregister aufgesaugt und muss ebenso getrocknet werden wie die Hohlräume in den Decken. Um das zu schaffen, wird Luft eingeblasen und die feuchte Luft abgesaugt sowie nach außen geleitet. "Wir können alles nur von oben machen. Die Decken bleiben unangetastet", sagt Leverentz. Wichtig dabei: "Wir müssen das ganze Haus langsam trocknen lassen. Wenn der Gips des Stucks zu schnell trocknet, dann knallt er", sagt Leverentz. Wenn die Decken und Wände abgetrocknet sind, könne man an die Wiederherstellung der Farben gehen. "Eine aufwendige Wiederherstellung."

Höhe des Schadens unklar

Wie hoch der Schaden geschätzt werden muss, ist zum jetzigen Zeitpunkt ebenso ungewiss wie die Dauer der Arbeiten - und damit die Zeit, für die weite Teile des Kunstmuseums nicht zur Verfügung stehen. "Wir hatten die große Paul-Eliasberg-Ausstellung ja gerade eine Woche vor dem Wasserschaden eröffnet", sagt Marina von Assel. "Unsere große Festspiel-Ausstellung, die immer besonders aufwendig ist. Es wäre schade, wenn das Haus dann in der Festspielzeit geschlossen wäre." Derzeit ist nur ein Teil des Werks von Paul Eliasberg in der Ausstellungshalle im Neuen Rathaus zu sehen. "Wenn die Lüftungsanlage wieder in Betrieb gehen könnte - die Heizungsanlage brauchen wir derzeit ja nicht - hätten wir die Chance, drei von sieben Räumen wieder in Betrieb zu nehmen", sagt von Assel.

Dennoch Glück im Unglück

Allerdings, sagt von Assel, sei sie froh, dass nicht mehr passiert ist: "Wir können froh sein, dass es nur Wasser war und keine Chemikalien. Und dass die Kunst ebenso wenig betroffen ist wie das Depot. Immerhin lagert hier Kunst im Millionen-Wert." Zudem sei der Schaden lokal begrenzt auf den Renaissance-Teil des Hauses. Was es auch ermögliche, die Räume des Kunstvereins ebenso offen zu halten wie die Dauerausstellung und den historischen Sitzungssaal.

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