Das Graf-Münster-Gymnasium verabschiedet Kurt Leibold Bayreuth: Abschied vom Alphatier unter den Direktoren

Von
Hatte seinen Spaß bei der launigen Verabschiedung in der Aula der Schule: Kurt Leibold, hier mit seiner Lebensgefährtin Christine Reinhalter. In der zweiten Reihe sitzt sein designierter Nachfolger Rolf Müller neben Leibolds Vorvorgänger Kuno Braun. ⋌Foto: Harbach Foto: red

Es gibt Verabschiedungen und es gibt launige Abschiede: In bemerkenswerter Länge von fast drei Stunden aber ebenso bemerkenswerter Kurzweiligkeit hat die Schulfamilie des Graf-Münster-Gymnasiums (GMG) Kurt Leibold in den Ruhestand verabschiedet. Leibold war viereinhalb Jahre lang Chef des aktuell zweitgrößten Bayreuther Gymnasiums – hat in dieser Zeit aber viel bewegt. Sagt auch der Schorsch. Der von Münster.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Normalerweise erfährt der Zuhörer in solchen Veranstaltungen etwas zur Vita der zu verabschiedenden Person. Doch die Veranstaltung in der Aula des GMG zeichnete ein Bild des Menschen Kurt Leibold. Gab Einblicke, welche Skepsis die Eltern hatten, als Leibold 2010 kam. Und wie er diese Skepsis umkehrte. „Wir wollten die Reform, die Brechstange“, sagte Marco Marino, der Elternbeiratsvorsitzende. „Dann kam Leibold. Er war anders.“

Leibold führte das Prinzip des Lehrerklassenzimmers ein – nahezu jeder Lehrer bekommt einen Raum zugeordnet, die Klassen kommen in diesen Raum, nicht mehr der Lehrer zur Klasse. Leibold schaffte die ungeliebte – weil unangekündigte – Stegreifaufgabe ab und ersetzte sie durch angekündigte Kurztests. Das GMG hat Bitte-und-Danke-Zonen. Beispielsweise im Sekretariat. Ein Beitrag zu einem neuen Schulklima. Zu mehr Freundlichkeit in der Schule mit über 1000 Schülern. „Das vielfache ,Hallo, Herr Leibold’ auf den Gängen und am Hof wird mir fehlen“, sagte Leibold. Und: Leibold hat seine Schulfamilie bei den Entscheidungen mitgenommen. Und so für Konsens gesorgt.

„Freundlich. Nie nur nett“ – so beschrieb Elisabeth Götz, die Direktorin des Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasiums (MWG) den Mann, der „Teil der Schulleiter-Gang“ war. Fragen wie die nach dem Befinden seines Gesprächspartners habe Leibold „nie als Floskel gestellt, du hast es ernst gemeint“. Leibold habe sich Zeit genommen für das Gespräch, werde als einer, „der jeder Hektik den Wind aus den Segeln nimmt“ und als „Alphatier die Hand hebt“ unter den Direktoren fehlen. „Nach dem Endspurt geht Kurt furt“, dichtete Götz in Anspielung auf das, was Leibold vor kurzem auch im Gespräch mit unserer Zeitung gesagt hatte: Die Zeit am GMG sei das Sahnehäubchen auf seinen über 40 Jahren als Lehrer gewesen.

Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe attestierte Leibold, er habe mit dem GMG eine „Schule mit Charakter übernommen“ und weiterentwickelt zu einem Gymnasium, „bei dem nicht Projekte und Programme Trumpf“ seien, sondern: „Es wird das wichtige Kapital geschätzt – die Lehrer, die mit Freude und Engagement unterrichten.“

Eine besondere Aufgabe stellten Stefanie Hohenstein und Dario Stoiber ihrem scheidenden Seminarleiter: 28 Biere, allesamt Lieblingsbiere der Referendare, muss Ruheständler Leibold nach dem Motto „Gärprobe statt Lehrprobe“ probieren und beurteilen.

Der Personalratsvorsitzende Werner Schwarz deckte Leibolds Leidenschaft für Traktoren auf und verglich das GMG mit einem solchen: Schließlich, sagte Schwarz, würden die heutigen Riesentraktoren mit Fingerspitzengefühl und Joystick gelenkt. Ähnlich habe das Leibold auch mit seiner Schule getan – habe den Schub ausgenützt, ohne auf die Bremse zu treten.

Für viele Lacher sorgte Werner Küfner, der in die Rolle des Georg Graf zu Münster – „der Schorsch halt“ – schlüpfte. Leibold habe es geschafft, in seiner Zeit als Chef viele Gespräche mit den Buchstaben GMG zu führen – und bekommen, was er wollte. Schorschs GMG-Dialog: Leibold: „Gib mir Geld.“ – Kultusminister: „Geht momentan garnix.“ – „Geiz macht geil, oder was?“ – „Ganz mein Gedanke.“ – Gleich machi Grach.“ – „Geduld, Meister, Geduld.“

Autor

Bilder