Das Bürgermeister-Duo Vater Herbert Dannhäußer regiert im Ahorntal, Sohn Martin in Creußen

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Vater und Sohn gleichzeitig im Amt: Martin und Herbert Dannhäußer sind zurzeit beide Bürgermeister. Foto: red

Diese Konstellation ist in ganz Bayern einmalig. Vater und Sohn sind beide amtierende Bürgermeister - der eine im Ahorntal, der andere in Creußen. Und als Martin Dannhäußer seinem Vater von seiner Kandidatur in Creußen erzählte hatte der damals nur eine Antwort parat: "Du hast keine Chance."

 
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Ganz am Schluss kommt dann doch die väterliche Aufforderung: „Du musst mal deine Blume da gießen, die ist ja ganz trocken“, sagt Herbert Dannhäußer (67), Bürgermeister von Ahorntal zu seinem Sohn Martin (39), Bürgermeister von Creußen und deutet auf die Grünpflanze neben dem Schreibtisch im Amtszimmer im Creußener Rathaus, die traurig die Blätter hängenlässt.

„Da kommt eben doch der leidenschaftliche Gärtner zum Vorschein“, ergänzt der Senior lachend, während der Junior prüfend den Finger in die Erde steckt. Vater und Sohn zeitgleich im Amt des Bürgermeisters – in Bayern sind sie damit zurzeit einmalig. Ansonsten sprechen die Beiden miteinander über ihre Arbeit, tauschen sich aus, überdenken die Ratschläge des jeweils anderen. „Aber jede Kommune hat ihre eigenen Probleme, Entwicklungen und Tendenzen sind unterschiedlich“, sagen beide Bürgermeister.

Seit 25 Jahren ist Herbert Dannhäußer mittlerweile im Amt. „Ich bin da regelrecht reingeschliddert, habe mich nie drum gerissen“, erzählt er. 1984 wurde er erstmals für die Christliche Wählerunion (CWU) in den Gemeinderat gewählt und gleich zweiter Bürgermeister. „Ich wurde an meinem 38. Geburtstag vereidigt“, erinnert er sich. Er war also nur knapp ein Jahr jünger als Sohn Martin, der Ende Januar dieses Jahres den Chefsessel im Creußener Rathaus übernahm. Während bei Martin sowohl die Ehefrau, Kinder und Schwiegermutter bei diesem besonderen Anlass dabei waren, waren beim Vater nur die Gemeinderatskollegen dabei. „Das war im Ahorntal noch nie üblich, dass da die Familie mitgeht“, sagt Herbert Dannhäußer. Als sein Vorgänger im Amt erkrankte, übernahm er kommissarisch den Posten des ersten Bürgermeisters und wurde im September 1988 dann regulär gewählt. Im Ahorntal ist der Posten des Rathauschefs ehrenamtlich und so war Herbert Dannhäußer vormittags in seinem eigentlichen Beruf als Lehrer tätig, nachmittags dann Bürgermeister. Seit 2010 ist er hauptberuflich im Ruhestand. „Zeitlich hat sich das nun alles aufs Amt verschoben, jetzt bin ich 50 bis 60 Stunden die Woche für die Gemeinde unterwegs“, sagt er.

Wie war das in der Kindheit von Martin? Wie hat sich das Amt des Vaters auf die Familie ausgewirkt? „Das war halt einfach so“, sagt er. Er und seine drei Geschwister haben es nie anders kennengelernt. Eine bewusste Auszeit gab es nur im August, da hat der Vater fünf Wochen Urlaub von allem genommen, war nur Zeit für die Familie. Die ersten zwei Wochen ist man dann immer weggefahren, um den Abstand zu finden. „Wenn wir das nicht gemacht haben und ich war im Garten, dann war ich für die Leute auch automatisch im Dienst“, erinnert sich Herbert Dannhäußer. War die Politik ein Thema in der Erziehung? Sie gehörte halt mit dazu, so beide Dannhäußers. „Ich habe mit den Kindern über die Nachrichten und Aktuelles gesprochen, sie nach ihrer Meinung gefragt“, so der Vater. „Wir haben automatisch halt was mitbekommen zu Kanalbau und Kindergarten“, so der Sohn. Später hat Martin am Computer die Prospekte für den Vater gestaltet, war Schriftführer bei der CWU und hat 1996 auf dem letzten Listenplatz für den Gemeinderat kandidiert. 2002 ist er dann nach Seidwitz gezogen, in die ÜWG eingetreten und wurde 2008 zum Ortssprecher gewählt. Im vergangenen Jahr katapultierte er CSU-Mann Harald Mild aus dem Bürgermeisterstuhl – mit gut 40 Stimmen Vorsprung.

Was hat der Vater gesagt, als er ihm von seinem Entschluss zur Kandidatur erzählte? Martin lacht und wirft einen Blick auf seinen Vater. „Sag es ruhig“, fordert ihn dieser auf. „Du hast keine Chance. Man kann sich mit so einem Versuch auch den Namen kaputtmachen und dann sieht es beim nächsten Mal schlecht aus“, war die Reaktion. Aber das hat Martin nicht abgehalten. „Mein Vater kannte die Situation in Creußen ja nicht so genau und ich war der Meinung, dass es unbedingt einen Gegenkandidaten geben muss.“ Außerdem wollte er, nachdem er jahrelang hauptberuflich als Regionalmanager Kommunen zugearbeitet hatte, nun selber gestalten.

Warum hat er nicht an einen Erfolg seines Sohnes geglaubt? „Martin ist ein Reingeschmeckter, war nicht lange genug dabei, hat nur eingeheiratet“, so Herbert Dannhäußer. Alles, was er mehr als 30 Prozent an Stimmen bekommen würde, sei sein persönlicher Erfolg, hat er dem Sohn mitgegeben. Wie hat Martin seinen Wahlkampf gemacht? „Locker, kompetent und humorvoll, nichts in die Länge gezogen“, fasst es der Vater zusammen, der nur bei der Abschlussveranstaltung dabei war. Er wollte sich zurückhalten, sagt er, da er mit Mild als Bürgermeisterkollege immer ein gutes Verhältnis hatte.

Am Wahlabend ist Herbert Dannhäußer dann nach Creußen gefahren, wollte sich mit dem Sohn und dessen Helfern im Gasthaus treffen. Unterwegs hörte er dann im Radio, dass es ein Kopf-an-Kopf-Rennen gibt. „Ich konnte das kaum glauben“, sagt er. „Und dann kam Martin mit seiner Frau rein und sagte ’ich bin’s fei’“. Wie war das für ihn? Herbert Dannhäußer zieht spontan die Schultern hoch und sagt nur: „Gänsehaut. Und ich war stolz auf ihn. “

Ist sein Vater ein guter Bürgermeister? „Ja“, sagt Martin Dannhäußer, „wenn man sieht, wie die Gemeinde da steht.“ Und er listet Schule, Kindergärten, Kanalnetz, Feuerwehren und Radwegenetz auf. Wo besteht Handlungsbedarf? „Der Tourismus könnte noch besser vermarktet werden, zum Beispiel die Kletterfelsen. Das ist aber vom Personal her schwierig umzusetzen.“

Und umgekehrt? Macht der Sohn sein Amt gut? Herbert Dannhäußer lacht: „Ich habe noch niemand schimpfen hören.“ Ihn habe beeindruckt, wie Martin in der kurzen Zeit akute Probleme – er nennt die Abwasserentsorgung in Neuenreuth, Boden und Lankenreuth oder den Wasserstreit in Engelmannsreuth (der Kurier berichtete) – schnell und gut gelöst habe. „Martin ist gelassener als ich“, sagt Herbert Dannhäußer, das sei auf jeden Fall gesünder, ergänzt er. Welchen Rat gibt er seinem Sohn zur angespannten Finanzlage in Creußen? „Konsequent Schulden abbauen, sparsame Haushaltsführung, möglichst Sondertilgungen“, sagt er, der eine Pro-Kopf-Verschuldung von rund 400 Euro vorweisen kann, eine der geringsten im Landkreis.

Sind 25 Jahre im Amt genug, vielleicht sogar zu lang? Manche Großprojekte brauchen länger Zeit, sagt Herbert Dannhäußer, die kann man in zwei Perioden nicht erledigen. Ob er aber bei den Kommunalwahlen im nächsten Jahr noch einmal antritt, weiß er noch nicht. „Das ist eine persönlich-familiäre Entscheidung, die ich Ende September bekanntgeben werde.“ Angst vor Langeweile hätte er jedenfalls nicht. Die Briefmarkensammlung und der große Garten warten. Und von der Welt möchte er auch noch etwas sehen. „Wir haben auf viel verzichtet in den vergangenen Jahren“, sagt Herbert Dannhäußer.

Und auch Sohn Martin ist neben dem Amt momentan gut ausgelastet. Er baut zurzeit in Seidwitz ein Haus. Im Herbst will er mit Frau und Kindern einziehen.

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