Problematische Vernetzung
Die aber sieht nicht nur der CSU-Fraktionsvorsitzende Stefan Specht als problematisch an: Denn Specht sagt ebenso wie Bürgermeister Andreas Zippel (SPD) oder Christopher Süss, der JB-Fraktionsvorsitzende, dass die Stadt ja gar nicht im Besitz zweier Grundstücke sei, die nötig seien, um den geplanten Vernetzungs-Radweg zu bauen. Grundsätzlich, sagt Specht aber, dass der vom Stadtplanungsamt erarbeitete Entwurf „nach Auffassung der CSU – fast einstimmig – eine gute Grundlage zur Fortsetzung der Planung“ sei.
Die Grünen lehnen ab
Die Grünen lehnen aus mehreren Gründen – unter anderem, weil es keine sinnvolle Erschließung mit dem Bus gibt, wie die Fraktionsvorsitzende Sabine Steininger sagt – das Eichelberg-Projekt mit differenzierten Argumenten ab. Stefan Schlags sagt im Verlauf der Diskussion: das sei die Planung der 70er Jahre, keine Antwort auf die Fragen von heute.
Verfahren soll die kritischen Punkte klären
Die BG kann sich mit einem Start des Verfahrens eher anfreunden, denn es diene ja gerade dazu, die kritischen Fragen zu klären, sagt Georg Kämpf. Was auch Gert-Dieter Meier (DU) ähnlich sieht: man dürfe nicht „wie die Grünen den bedarf einfach wegdiskutieren“.
Der Bauausschuss reicht den Staffelstab mit sechs Gegenstimmen an den Stadtrat weiter.
Bürgerinitiative: Nur ein Etappenziel
Die Empfehlung ist da: Nach rund sechs Jahren soll es jetzt weitergehen mit dem Baugebiet am Eichelberg. Der Bauausschuss empfiehlt dem Stadtrat, die Planung mit 59 – statt rund 150 – Wohneinheiten auf der großen Grünfläche unterhalb des Panoramawegs weiterzuverfolgen. Das ist für die Bürgerinitiative, die sich gegen Flächenfraß und für eine Bebauung mit Augenmaß einsetzt, allerdings lediglich „ein Etappenziel“, wie der Sprecher der Initiative, Peter Voit, im Gespräch mit dem Kurier sagt.
Unter 50 war das Ziel
Die Initiative, sagt Voit, sei angetreten, „um aus 150 Wohneinheiten möglichst wenig zu machen“. Und man habe sich auch an einem Treffen mit Oberbürgermeister Thomas Ebersberger (CSU) im Rathaus orientiert, in dem Ebersberger von „weniger als der Hälfte“, ausgehend von „plus minus 100“ Wohneinheiten, wie Voit sagt, gesprochen habe. Insofern habe man „durchaus etwas erreicht mit dem aktuellen Wert, wir sind aber noch nicht am Zielkompromiss angekommen“, sagt Voit in Abstimmung mit seinem Mit-Sprecher Michael Purucker – und für die inzwischen rund 300 Mitglieder der Initiative.
Verkehr bleibt ein Knackpunkt
Neben der Zahl der Wohneinheiten bleibe für die BI weiter der Verkehr ein Knackpunkt: „Das mit dem Verkehr wird echt lustig“, sagt Voit. Nicht nur wegen der zusätzlichen Häuser, sondern gerade wegen der Kita, die „mitten in das Wohngebiet gesetzt werden soll. Unbestritten: Wir brauchen Kita-Plätze mehr als dringend.“ Aber: Die Anbindung, die Anfahrt und die Wendehammer-Lösung seien nicht überzeugend.
Danach muss Schluss sein
Außerdem fordern die Mitglieder der BI, dass mit der Ausweisung der geplanten 59 Wohneinheiten auch definitiv Schluss sei, „sonst wird der gesamte Prozess ad absurdum geführt“, sagt Voit. Das sei der dringend gebotene Blick auf die Klima-Diskussion und die wichtige Kaltluft-Quellfunktion des Eichelbergs.
Leichte Entwarnung vom Forscher
Und hier gibt Prof. Christoph Thomas, Leiter der Mikrometeorologie-Gruppe an der Bayreuther Uni, leicht Entwarnung. Thomas, der gerade weit oben im Norden der Erdkugel forscht, sagt auf Anfrage unserer Zeitung: „Die neue Planung mit einer deutlich reduzierten Anzahl von 59 Wohneinheiten stellt aus meiner Sicht eine deutliche Verbesserung zum Erhalt der kühlenden Wirkung vom Eichelberg für das Wohngebiet selbst, aber auch für den Bayreuth Osten westlich der Autobahn in der Lohe, am Pfaffenfleck sowie der Neuen Heimat und damit dem größeren Bayreuther Stadtgebiet dar.“
Schneise bleibt in der Breite erhalten
Die nach Westen hin begrünte Schneise für den Kaltluftabfluss bleibe gegenüber dem Istzustand „in ihrer Breite erhalten. Unsere fahrradgetragenen Messungen haben gezeigt, dass die momentane Breite der Schneise der momentan bereits bestehenden Bebauung ausreichend ist, um die Kaltluft zu bündeln und über die Straße am Eichelberg in Richtung der A 9 zuzuführen“. Und: „Durch die geplante neue Bebauung erwarte ich keine deutliche Veränderung gegenüber dem Istzustand, da die Kaltluftquellflächen am oberen Hang unbebaut bleiben.“
Luft strömt weiter über die Autobahn
Nach seinem „Verständnis der Kaltluftbildung und -strömung am Eichelberg kann es weiterhin zur Überströmung“ der A 9 vom Eichelberg aus kommen, wenn die Großwetterlage es zulasse, wie die Messungen gezeigt hätten. „Anzumerken ist, dass auch die momentane Bebauung bereits eine stauende und leitende Wirkung für die Kaltluft hat, die meiner Einschätzung nach durch die neuen Wohneinheiten nicht deutlich verändert wird.“
Reifliche Überlegung wichtig
Grundsätzlich jedoch, sagt Thomas, sei die „städtische Kaltluft ist in der sich immer schneller erwärmenden Welt ein hohes Schutzgut, das deutlich zu der nachhaltigen Bewohnbarkeit unserer Städte beiträgt. Daher sollten diese Bebauungsentscheidungen nur nach reiflicher Überlegung und Abwägen aller Vor- und Nachteile getroffen werden“. Die Frage, ob die „Notwendigkeit einer neuen Bebauung am Eichelberg besteht, werde und kann ich nicht einschätzen. Aber wenn gebaut werden soll, ist die momentane Planung eine stadtklimatisch schonende und ausgereifte Variante.“