Dämmung macht Löschen schwer

Von und Sina Rees
Das Wohnhaus in der Georg-Masel-Straße in Bindlach ist zerstört, das Nachbarhaus hat die Feuerwehr durch intensiven Einsatz retten können. Zeitungsausträger Thomas Leuschner hat den Brand entdeckt und die Feuerwehr alarmiert. Es soll ein extrem schwieriger Einsatz gewesen sein, der rund 200 Wehrmänner über Stunden forderte. Foto: Eric Waha Foto: red

Großeinsatz für die Feuerwehren aus dem Landkreis und der Stadt Bayreuth: Rund 200 Feuerwehrmänner kämpften ab Donnerstagmorgen gegen 3.30 Uhr stundenlang gegen ein Feuer in einem Einfamilienhaus in der Georg-Masel-Straße in Bindlach, das offenbar in einem Carport ausgebrochen war. Kurier-Austräger Thomas Leuschner hatte den Brand entdeckt und die Feuerwehr alarmiert.

 
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Einen Brand dieser Dimension hat es im Landkreis Bayreuth noch nicht gegeben. Das sagt Gerhard Eichmüller, Pressesprecher der Feuerwehren des Landkreises, am Donnerstagmorgen vor Ort im Gespräch mit unserer Zeitung. Der Brand, der offensichtlich im Carport des Hausbesitzers ausgebrochen war, hat auf die Fassade des Wohnhauses übergegriffen und sich dort über die Dämmung massiv ausgebreitet. "Einen derartigen Fassadenbrand haben wir im gesamten Landkreis noch nicht gehabt", sagt Eichmüller. Die Kehrseite der Energieeinsparverordnung, die eine Dämmung der Hausfassaden vorschreibt.

Flammen fressen sich durch die Fassade

Ganz ähnlich wie in London, wo sich das Feuer unaufhaltsam an der Fassade eines Hochhauses vorwärts gearbeitet hatte, hätten sich auch in Bindlach die Flammen vorangefressen. Eichmüller sagt, die Feuerwehren, die in der Nacht in großer Zahl an den Einsatzort alarmiert worden waren, hätten es nur unter massivem Einsatz geschafft, "das Nachbarhaus retten zu können". Wie Eichmüller sagt, sei der Alarm gegen 3.30 Uhr bei der Integrierten Leitstelle Bayreuth-Kulmbach (ILS) eingegangen. "Der Kommandant der Bindlacher Feuerwehr, die zuerst hier war, hat sofort nachalarmiert: Vom Brand eines Garagenanbaus auf Wohnhaus im Vollbrand."

Rund 200 Feuerwehrkräfte vor Ort

Aus dem ganzen Landkreis und auch aus der Stadt Bayreuth werden die Wehren in Bindlach zusammengezogen, vor allem deshalb, "weil wir Atemschutzträger in großer Zahl gebraucht haben", sagt Eichmüller. Als das eigentliche Feuer gelöscht war, mussten im Inneren des Hauses Brandnester gelöscht werden. "Dazu mussten Zwischendecken aus Holz geöffnet werden. Die Atemschutzträger mussten mit Motorsägen arbeiten. Länger als 15 Minuten geht diese extrem beschwerliche Arbeit nicht, dann müssen die Leute ausgetauscht werden." Nach Eichmüllers Schätzung waren rund 200 Feuerwehrleute vor Ort. "Die Nacharbeiten werden sicher bis in den Nachmittag hinein dauern."

Bewohner wurde ins Krankenhaus gebracht

Der Bewohner des Hauses ist nach Angaben von Udo Roppelt aus der Pressestelle des Polizeipräsidiums Oberfranken ist bei dem Brand unverletzt geblieben, wurde jedoch vorsorglich vom Rettungsdienst ins Krankenhaus gebracht. Wie Roppelt sagt, hätten die Brandfahnder der Bayreuther Kriminalpolizei die Ermittlungen der Brandursache aufgenommen. Der Schaden an dem zerstörten Wohnhaus, am Carport und dem Auto, das davor parkte und ebenfalls schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde, schätzt die Polizei auf rund 150.000 Euro.

Kurier-Austräger entdeckt Brand und warnt die Nachbarn

Der Kurier-Austräger Thomas Leuschner hatte das Feuer bei seiner Runde durch das Wohngebiet entdeckt und sofort den Notruf gewählt. Um 0.30 Uhr hatte Leuschner seine Tour in Bindlach begonnen. Er ist seit über zehn Jahren Zeitungszusteller für den Nordbayerischen Kurier. Wie gewohnt fährt er seine Route, als er etwa bei der Hälfte ein flackerndes, helles Licht in der Georg-Masel-Straße sieht. Er fährt näher hin und sieht im Carport eines Hauses eine etwa zwei Meter hohe Flamme lodern. „Um 3.32 alarmierte ich den Notruf, das weiß ich genau, weil ich das der Polizei oft erzählen musste“, sagt der 48-jährige Zusteller. Bis die Feuerwehr gekommen sei, habe das Feuer bereits vom Carport auf das Wohnhaus übergegriffen. „Im Carport standen Gasflaschen, plötzlich ist eine explodiert und es gab eine große Stichflamme“, so Leuschner. "Das war wie ein Flammenwerfer." Der Hausbewohner, sagt Leuschner, sei seines Wissens nach Bienenzüchter und benötige die Gasflaschen, um Zuckerwasser als Winterfutter für die Bienen herzustellen.

Hausbewohner rettet sich über Fenster

„Dann habe ich bei allen Nachbarn geklingelt, um sie zu warnen“, sagt der Kurier-Zusteller. Am brennenden Haus jedoch hätte er nicht klingeln können, weil das Feuer schon zu nah an der Haustüre war. Der 76-jährige Hausbewohner hätte sich über ein Fenster auf der Rückseite des Hauses retten können. Laut Leuschner war der Mann allein im Haus, die Mieter der zweiten Wohnung seien in dieser Nacht nicht da gewesen.

Leuschner wurde beim Eintreffen der Polizei als Zeuge vernommen. Bis 8 Uhr früh sei er am Brandort gewesen. „Aber dafür habe ich mal die Gesichter zu den Namen kennen gelernt, denen ich den Kurier liefere“, zieht Leuschner als einziges positives Fazit der Nacht. Die dankbaren Nachbarn versorgten den Zusteller mit Kaffee.

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