CSU: "Gedanken zum neuen Jahr" kommen an

Von Udo Fürst
CSU-Ortverbandsvorsitzender und Gemeinderat Franc Dierl moderierte die lockere Runde "Gedanken zum neuen Jahr". Foto: Udo Fürst Foto: red

"Über Gott und die Welt reden" war das Motto des Neujahrsempfangs der etwas anderen Art, zu dem der CSU-Ortsverband am Sonntag in den Gasthof Weißes Ross eingeladen hat. Überschrieben war die Veranstaltung mit "Gedanken zum neuen Jahr".

 
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Unter der Moderation des CSU-Ortsvorsitzenden Franc Dierl plauderten die Pfarrer Dirk Grafe und Sven Grilmeier, Allgemeinarzt Klaus Singer, Behindertenbeauftragter Markus Vogl und die CSU-Landtagsabgeordnete  Gudrun Brendl-Fischer in lockerer Runde vor den etwa 50 Besuchern über verschiedene Themen - vom US-Präsidenten Donald Trump über das Erstarken rechter Kräfte in Europa und die GroKo-Diskussion bis hin zur Barrierefreiheit am Kirchenlaibacher Bahnhof.

Rechtsruck in Europa

Intensiv diskutiert wurde die Frage Dierls, warum viele Menschen mit ihrer Situation unzufrieden sind und trotz 73 Jahren Frieden in Europa und guter wirtschaftlicher Lage ein Rechtsruck unverkennbar sei. Grafe sieht zwar auch ein "Jammern auf hohem Niveau", verkannte aber nicht die Tatasache, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinanderklaffe. "Man muss auch klar sagen, dass ein immer weiter, immer höher und immer größer Grenzen hat. Es kann nicht nur bergauf gehen."

Polarisierung in der Gesellschaft

Singer war der erste Applaus des Tages sicher, als er eine Polarisierung in der Gesellschaft ausmachte und feststellte, dass das Ich-denken in der Gesellschaft überhand nehme. "Die Menschen nehmen sich selbst viel zu wichtig. Wir sollten wieder mehr zusammenrücken, schließlich sind wir ein Volk." Dass in den USA ein Populist wie Trump zum Präsidenten gewählt werden konnte, sei ein Ausdruck dieser Selbstsucht. Karrieristen und Populisten habe es schon immer gegeben, selbst auf kommunaler Ebene, meint Brendel-Fischer.

Für Grillmeier ist das Wiedererstarken rechtsnationaler Kräfte unverständlich.  In dem man selbst wahrhaftig lebe, widerstehe man am ehesten Fake News und gezielten Unwahrheiten. Singer sah in der Wahl des US-Präsidenten ein Spiegelbild der Gesellschaft. "Dieses Amerika-first-Denken breitet sich überall aus." Dirk Grafe sieht in der Schwarz-Weiß-Malerei eine große Gefahr für die gesellschaftliche Entwicklung. " Immer mehr Menschen sind für diese Mentalität 'Erst wir, dann die anderen' empfänglich, obwohl das eine reine Augenwischerei ist." 

Bahnhofsumbau lässt auf sich warten

Werden gehandicapte Menschen noch immer benachteilgt? fragte Dierl. Markus Vogl bejahte dies: "Es gibt immer noch Barrieren sowohl baulicher Art als auch in den Köpfen der Menschen." Das beste Beispiel sei der Bahnhof Kirchenlaibach, bei dem es die Bahn noch immer nicht geschafft habe, die Hindernisse abzubauen. Singer machte hier auch die Leistungsgesellschaft verantwortlich, in der es nur noch um Rendite gehe. "Das ist auch beim Thema Gesundheit so. Alles muss Gewinn abwerfen, der Mensch und hier vor allem auch der Behinderte wird zurückgestellt."

Weitere Themen waren die Diskussion um eine große Koalition, die SPD-Mitglied Klaus Singer zwar "mit Bauchgrummeln, aber doch als notwendig" betrachtet, der Ärztemangel auf dem Land (Singer: "Ich lebe und arbeite gern in Speichersdorf. Auch auf dem Land kann man als Arzt gutes Geld verdienen und eine hohe Lebensqualität haben") sowie die sinkende Zahl von Gottesdienstbesuchern.

Sven Grillmeier, von Dierl schmunzend als "barocker Landpfarrer" bezeichnet, meinte: "Die Kirchen mit all ihren Errungenschaften auf dem sozialen Sektor sind nicht der Feind der Gesellschaft." Auch sein Motto "Erst die Mess', dann die Mass" sei durchaus ernst gemeint und müsse im weiteren Sinn praktiziert werden.

Am Ende der kurzweiligen und durchaus gelungenen Rederunde hatte der Landarzt dann doch noch einen Wunsch für das neue Jahr: "Dass wir in Deutschland eine handlungsfähige Regierung bekommen, die das braune Gedankengut und eine Partei wir die AfD überflüssig macht." Damit war Singer auch der letzte Applaus des Tages gewiss.

Resümee des Nachmittags: Experiment gelungen, Wiederholung sehr wahrscheinlich.

 

 

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