Hohe Dunkelziffer bei Corona-Infektionen
Diese Entwicklung beobachten Virologen mit Sorge: „In der Gesamtlage ist in diesem Winter leider wieder eine relativ starke Infektionssaison zu erwarten“, sagte der Chefvirologe der Universitätsklinik Essen, Ulf Dittmer.
Laut Pandemie-Radar des Bundesgesundheitsministeriums ist die Sieben-Tage-Inzidenz (Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner) bei Corona derzeit in Hamburg (14,7) am höchsten, in Baden-Württemberg (6,7) mit am niedrigsten. Allerdings ist hier eine steigende Tendenz beobachtbar. Wahrscheinlich sind die Zahlen aber weitaus höher, da deutlich weniger getestet wird als in den vergangenen Jahren.
Problematisch wird es ohnehin, wenn mehrere Infekte zusammen auftreten – etwa Grippe und Corona sowie eine Infektion mit dem RS-Virus. Daher empfehlen Virologen wie Dittmer auch, auf einen guten Impfschutz gegen die Virusgrippe zu achten: „Wer mal eine richtige Grippe durchgemacht hat, weiß, dass das alles andere als eine harmlose Erkrankung ist.“ Bei den RS-Viren, die auch für schwere Krankheitsfälle bei älteren Patienten verantwortlich gemacht werden, gebe es vermutlich erst im nächsten Jahr eine Impfempfehlung.
Drohende Überlastung der Hausarztpraxen
Experten halten Corona- und Grippeschutzimpfungen auch deshalb für wichtig, da auf diese Weise der ohnehin stark beanspruchte Gesundheitssektor nicht noch zusätzlich belastet wird. „Wir alle kennen die Situation der überlasteten Praxen und Krankenhäuser aus dem vergangenen Winter“, sagt der Präsident der Landesärztekammer Baden-Württemberg, Wolfgang Miller. Sein Appell lautet daher: „Wer sich gegen Corona und Grippe impfen lässt, schützt sich selbst vor einer schweren Erkrankung und hilft gleichzeitig mit, unsere vorhandenen Kapazitäten für andere schwere Erkrankungen bereitzuhalten.“
Nach Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (Stiko) sollten sich vor allem Ältere ab 60 Jahren gegen Grippe und Sars-CoV-2 impfen lassen, sowie Personen mit relevanten Grundkrankheiten, Bewohner von Pflegeheimen, medizinisches und pflegerisches Personal sowie enge Kontaktpersonen von Menschen, die mit einem erhöhten Gesundheitsrisiko leben müssen.
Ebenfalls empfohlen wird die Corona-Impfung für Kinder und Jugendliche mit Vorerkrankungen. Wichtig ist, dass nach der letzten Impfung oder Infektion etwa zwölf Monate vergangen sind. In der Regel kann beim selben Arztbesuch gegen Corona und gegen Grippe geimpft werden.
Impfwillige bekommen ihren Booster in Apotheken
Doch was tun, wenn man keinen Impftermin bekommt? Die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg rät Impfwilligen, die beim Hausarzt kein Glück haben, sich an Kooperationspraxen oder an Facharztpraxen zu wenden, die schon in der Vergangenheit Influenza- oder Corona-Impfungen angeboten haben.
Zudem bieten viele Apotheken eine Impfung an: Auf der Internetseite der Landesapothekerkammer kann nach Adressen gesucht werden (www.lak-bw.de/service/patient/schutzimpfungen-in-der-apotheke). Interessierte können dabei zwischen Corona- und Grippeimpfungen filtern.