Café Flo: Ein Tisch und seine Geschichten

Von Thorsten Gütling
Ein Möbel, mit dem nicht nur die Eigentümer des Café Florian, Ingo und Brigitte Froese, viele Erinnerungen verbinden. Auch Generationen von Bayreuthern haben sich an dem 35 Jahre alten Tisch verewigt. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Der materielle Wert dieses Tisches ist gleich null. Für viele ist er aber Gold wert. Generationen von Schülern haben an ihm gesessen und sich an ihm verewigt. Der Stammtisch des Café Florian ist 35 Jahre alt und sucht jetzt ein neues Zuhause.

 
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Dass der runde Holztisch einmal lackiert war, ist nur noch in der Mitte zu erahnen. An der Stelle des Tisches also, wo sich Generationen von Schülern, allenvoran aus dem benachbarten Richard-Wagner-Gymnasium, nicht über Bücher und Kaffeetassen gebeugt haben. Café Florian-Chef Ingo Froese erinnert sich noch an viele, die sich heimlich ins Café, am Tresen vorbei und an den Tisch in der schlecht einsehbaren Nische geschlichen haben. Nicht immer hatten die Schüler Freistunden. An wohl keinem Tisch in Bayreuth wurde so oft geschwänzt wie an diesem.

Mit dem Lappen den Wein aus den Ritzen

Die Pflege des Tisches beschränkte sich auf das Wesentliche, sagt Froese. Auf das Abwischen mit einem feuchten Lappen. Nur hin und wieder wurde der Tisch an der Stelle, an der man ihn ausziehen kann, geöffnet. Um am Abend großflächig verschütteten Wein und Bier aus den Ritzen zu wischen. Dass der Tisch an manchen Stellen seit Jahren klebt, dass niemand auf die Idee kam, ihn einmal neu zu lackieren, ist ein Glücksfall. Nur deshalb sind die teils Jahrzehnte alten Gravuren, die oft nur noch zu erahnen sind und zigfach überschrieben wurden, noch zu entziffern.

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Nur deshalb sind heute noch Initialen und Herzchen von Leuten zu sehen, die einst schwer verliebt an diesem Tisch im „Flo“ saßen – manche längst verheiratet, vielleicht schon wieder geschieden. Ariane hat sich verewigt, genauso Remi, Steffi und Stephi, Andy, Jule und Julia, Benny, Jacky, Bettina, Sam, Max, Mädi, Vroni, Janosch und Denny. Auch Mahir, Ömer und Lenny. Dazu Jocker, Dragon und immer wieder auch Leute, die offenbar große Fans der „Oldschdodd“ waren.

 

Vom "Flo" ins Sinnopoli, nur wie?

Kaufinteressenten gebe es genug, sagt Froese. Auch Sarah, die Tochter des Café-Chefs, hätte ihn gerne. Ein Stammgast habe angeboten, den Tisch in Plastik zu formen – ihn zu konservieren. Am liebsten sähe es Froese aber, wenn sich am neuen Standort des Café Florian, dem früheren Bistro Sinnopoli, ein Plätzchen dafür fände.

Erst das Ensemble wirkt

Was sich schwieriger gestaltet als gedacht. Denn der mittlerweile 35 Jahre alte Tisch gehört zu einem Ensemble. Eine alte Couch, mehrfach neu bezogen, gehört genauso dazu, wie alte, schwarze Holzstühle. Im Café Florian fand dieses Ensemble in einer Nische Platz, die es am neuen Standort so nicht gibt. Und die Gefahr, dass das Möbel im Sinnopoli, umringt von moderner Einrichtung, weniger wie ein Stück Bayreuther Stadtgeschichte, sondern einfach nur schäbig wirkt, ist groß.

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