Bürgermeisterin Pichl: „Herber Verlust" Hotel Fantaisie schließt zum 15. Oktober

Von Heike Hampl
Nur noch bis zum 15. Oktober ist das Hotel Fantaisie in Eckersdorf geöffnet. Dann machen Michaela und Ulrich Herath ihr Lokal dicht. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Das Hotel Fantaisie in Eckersdorf schließt Mitte Oktober. Wie es mit dem Gebäude weitergeht, ist ungewiss. „Für Eckersdorf wäre das ein herber Verlust“, sagt Bürgermeisterin Sybille Pichl. Das Ende des Hotels Fantaisie ist auch eine Folge der Probleme, die das Hotelgewerbe umtreiben.

 
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Über eine Anzeige im „Nordbayerischen Kurier“ haben Ulrich und Michaela Herath ihre Gäste darüber informiert, dass sie das Hotel Fantaisie zum 15. Oktober aufgeben. Das war vor eineinhalb Wochen. Dann haben die beiden erst mal Urlaub gemacht. Abstand gewinnen von einer schwierigen Situation. Seit Jahrzehnten haben die Heraths das Hotel betrieben. Für Hochzeiten, Geburtstage, für sämtliche Feiern, die im gehobenen Rahmen stattfinden sollen, war das Hotel Fantaisie eine Adresse.

"Mir blutet das Herz"

Die Eckersdorfer bedauern den Abschied. „Mit blutet das Herz“, sagt Claus-Dieter Vogel, CSU-Gemeinderat. Er selbst hat hier Hochzeit gefeiert, die Hochzeitsnacht im Wagner-Zimmer verbracht. Als Lokalpolitiker hat er sich den Erhalt der Eckersdorfer Gastronomie zum Ziel gemacht. Für ihn ist die Entscheidung der Heraths ein Rückschlag. „Uns geht ein großer, schöner Saal verloren. Wenn sich kein Pächter findet, verlieren wir einen Wirtschaftsfaktor. Das ist sehr, sehr traurig“, sagt Vogel.

Bürgermeisterin bleibt optimistisch

Diese Ansicht teilt Bürgermeisterin Sybille Pichl. „Mir wird Angst und Bang, wenn ich daran denke, wo unsere Vereine in Zukunft hingehen sollen“, sagt sie. Viele Vereine hätten das Hotel Fantaisie als Vereinslokal genutzt. Aber Sybille Pichl bleibt optimistisch. „So ganz schwarz sehe ich die Suche nach einem neuen Pächter eigentlich nicht. Die Waldhütte hat ja schließlich auch wieder jemanden gefunden.“ Sie selbst halte die Augen nach neuen Pächtern offen. Zusammen mit Brauereichef Jeff Maisel wollte sie bald die Zukunft besprechen und auch über potenzielle Pächter reden. „Ich bin der Meinung, dass wir große Anstrengungen unternehmen sollten, um zumindest das Restaurant mit dem Saalbetrieb zu erhalten.“

Zukunft unklar

Ulrich und Michaela Herath wollen sich öffentlich nicht äußern. Wer wissen wolle, warum sie ihren Pachtvertrag mit der Brauerei Maisel aufgelöst haben, der solle sie einfach fragen. Die Beziehung zur Brauerei als Eigentümerin des Hotels waren jedenfalls immer gut. Eva Ploß, Sprecherin der Brauerei Maisel teilt mit: „Wir hatten über Jahrzehnte eine großartige Geschäftsbeziehung zur Familie Herath und bedauern sehr, dass diese nun bald zu Ende geht.“ Die Brauerei prüft nun alle Möglichkeiten. Ob sie das Hotel verkaufen wird oder einen neuen Pächter sucht, steht noch nicht fest.

Fachkräftemangel

Fakt ist: Die Hotelbranche in der Region hat Probleme. Eines davon ist der Fachkräftemangel. „Oberbayern und Österreich locken die guten Leute mit viel Geld aus der Region weg“, sagt Frank Eckert, der in Wirsberg das Hotel Reiterhof betreibt. „Man muss das in den Griff kriegen, indem man in seinen Nachwuchs investiert“, sagt Eckert. Er hat rund 40 Mitarbeiter. „In kleineren Betrieben ist das schwieriger“, sagt er.

Mindestlohn

Neben dem Fachkräftemangel ist der Mindestlohn Thema in der Branche. Und zwar nicht wegen des Geldes, sondern wegen der Aufzeichnungspflichten. „In der Gastronomie ist es schwer, sich an strenge Pausenzeiten zu halten“, sagt Eckert. Denn: Der Gast geht, wenn er will. Nicht dann, wenn der Kellner Pause machen muss. „In unserer Branche müssen wir extrem flexibel arbeiten.“

"Die Branche schafft sich ab"

Auch die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) kennt die Probleme. „Die Branche schafft sich selbst ab“, sagt Anke Bössow von der NGG. Die Bedingungen für Auszubildende seien hart. Wenig Verdienst, Überstunden ohne Ausgleich und ein rauer Ton bestimmen laut Bössow die Branche. So komme der Fachkräftemangel zustande: Junge Leute wollen nach der Ausbildung nicht im Hotelgewerbe bleiben.

Ein Knochenjob

In kleinen Betrieben, wie im Hotel Fantaisie, hängt die meiste Arbeit an den Chefs. „Hotelgewerbe ist ein Knochenjob, sowohl körperlich als auch psychisch“, sagt Bössow.

Ulrich und Michaela Herath vom Hotel Fantaisie haben vielleicht einfach genug davon.

Info: Im Hotel Fantaisie gibt es ein Wagner-Zimmer. Darin soll Richard Wagner gelebt haben, während er sein Festspielhaus baute.