BR: Pfarrer Schott bei Brigitte Theile

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Am Donnerstag ist der Bayreuther Pfarrer Hannes Schott Gast bei Brigitte Theile auf Bayern 3. Foto: BR/Markus Konvalin Foto: red

Ein Gast, eine Moderatorin und eine Stunde Zeit für ein gutes Gespräch – das ist das Rezept für die Sendung „Mensch, Otto!“ beziehungsweise „Mensch, Theile!“ auf Bayern 3. An diesem Donnerstag ist der Bayreuther Pfarrer Hannes Schott zu Gast im Studio des Bayerischen Rundfunks. Im Kurier-Interview spricht Brigitte Theile über Dialekt, emotionale Momente und über ihr ganz spezielles Erlebnis mit Howard Carpendale.

 
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Frau Theile, was war Ihre erste Reaktion, als sie gehört haben, dass ein Pfarrer in Ihre Sendung kommt?

Brigitte Theile: Das war mein eigener Wunsch. Wir saßen in der Redaktionskonferenz und haben gelesen, dass Herr Schott die Bibel in seinen Bayreuther Dialekt übersetzen möchte. Da das nicht in meine Tagessendung passte, habe ich gesagt: Ich möchte ihn für „Mensch, Theile!“.

Sprechen Sie Bayreutherisch?

Theile: Nein, nein. Ich bin eine bayerische Schwäbin, gebürtig aus Augsburg. Das Oberbayerisch läuft ganz gut, und a bissl Fränkisch krieg ich auch hin, aber Bayreutherisch klappt nicht.

Wenn ein Gast Dialekt spricht, passen Sie sich dann an?

Theile: Es passiert mir, dass ich mich manchmal anpassen. Aber ich finde, es gibt nichts Schlimmeres als schlecht nachgemachte Dialekte. Deswegen versuche ich dann immer wieder zu mir zurückzukehren und zu sagen: Ganz ruhig, Brigitte. Du brauchst das nicht machen.

Wie haben Sie sich auf das Gespräch mit Pfarrer Schott vorbereitet?

Theile: Ich bekomme ja immer von meinen Redakteuren ein Paket mit fünf bis sieben Seiten, auf denen das Wichtigste zusammengefasst ist. Das Schwierigste in der Vorbereitung ist für mich, den Menschen zu erkennen, der da kommt. Ich muss ein bisschen die Persönlichkeit wahrnehmen. Bei Herrn Schott ging es dann relativ schnell, weil ich mehrere Zugänge zu ihm habe. Sowohl das Lustige, als auch der Protestant. Ich bin auch Protestantin und lebe das auch. Insofern ging das relativ schnell bei ihm.

Wichtig ist ja der Einstieg in ein Gespräch. Bevorzugen Sie den Plauderton oder den Überraschungseffekt?

Theile: Auch da ist es so, dass ich in dem Moment, wo der Gast reinkommt, erst mal gucken muss: Was ist das für ein Mensch. Ich muss ein bisschen in ihn reinspüren. Ist er sehr nervös, ist er sehr entspannt? Ein Promi kommt natürlich völlig anders an, als ein Mensch von der Straße. Beim Promi überlege ich länger über die Einstiegsfrage, damit sie originell ist – für den Gast und für den Hörer.

Wie lautet denn die Einstiegsfrage für Herrn Schott? – Damit er sich schon mal vorbereiten kann ...

Theile: Die werde ich nicht preisgeben. Wobei ich dadurch, dass er ja ein sehr heller Geist ist, bei ihm auch mit einer Überraschung rechne. Vielleicht reißt er ja das Gespräch gleich an sich.

Was war denn die emotionalste Reaktion, die Sie in einem Interview erlebt haben?

Theile: Weinen. Von beiden Seiten. Ich hatte ein Interview, das mir auch heute noch sehr nachhängt, mit einer damals noch sehr jungen Mutter, die ihren Mann und beide Kinder bei einem schweren Verkehrsunfall verloren hat. Da war es für mich sehr schwierig, Abstand zu wahren, weil deren jüngere Tochter, die damals gestorben war, genau in dem Alter meiner jüngeren Tochter war. Wir haben dann zwischendurch abgebrochen, weil es sehr traurig war.

Bestand denn mal die Gefahr, dass ein Interviewpartner das Studio verlässt?

Theile: Ja. Jetzt wollen Sie wohl den Namen haben.

Na ja...

Theile: Howard Carpendale und ich haben am Anfang ein wenig Schwierigkeiten miteinander gehabt.

Möchten Sie das noch ein wenig ausführen?

Theile: Wir sind jedenfalls sehr friedvoll und fast befreundet auseinandergegangen. Es war zu dieser Zeit Oktoberfest und ich hatte ein Dirndl an und ich befürchte, Herr Carpendale fühlte sich von mir nicht ganz ernst genommen. Wir sind erst so eine halbe Stunde umeinander rumgeeiert. Es war tatsächlich nicht klar: Bleibt er oder geht er? Und nach einer halben Stunde hat er mir dann offen gesagt, was er über mich denkt und ich habe ihm gesagt, was ich über ihn denke. Ab dann lief’s ganz gut.

War das live zu hören?

Theile: Das war eine Aufzeichnung, es wurde aber gesendet. Er hat mich gefragt, ob ich schon mal auf einem Konzert von ihm war. Ich habe dann gesagt: „Herr Carpendale, das lasse ich erstmal so im Raum stehen und werde es Ihnen am Ende des Gesprächs beantworten. Ich glaube, dass Sie denken, dass ich mit Ihrer Musik nichts anfangen kann.“ Dann sagte er: „Ja, das Gefühl habe ich, aber ich guck mir das weiter an.“ Dann habe ich gesagt: „Ich finde es ein bisschen komisch, wenn jemand ins Studio reinkommt und eine Sonnenbrille anhat.“ Und dann war der so nett und sagte: „Oh mein Gott, ich habe eine Sonnenbrille auf. Das tut mir Leid.“ Da habe ich auch gemerkt: Je ehrlicher – nicht unverschämter – man ist, desto leichter ist es, bei dem anderen anzudocken.

Merken Sie denn im Gespräch schnell, ob es gut läuft oder eher zäh?

Theile: Es gibt Interviewpartner, die mir enormen Respekt einflößen und denen der Ruf voraus eilt, dass es schwierig werden kann. Da nehme ich mich sehr zurück. Denen lasse ich ganz viel Raum, um zu gucken: Was brauchen die, wo stehen die? Aber es entscheidet sich immer innerhalb der ersten zehn Minuten. Und da habe ich es bisher in 98 Prozent der Fälle geschafft, das Ruder rumzureißen. Aber es gibt auch Gesprächspartner, für die verwerfe ich mein ganzes Konzept. Die kommen rein und dann weiß ich: Ich kann mich von allem verabschieden, weil das ein Feuerwerk wird.

Info: Die Sendung „Mensch, Theile!“ läuft immer von Montag bis Donerstag von 19 bis 20 Uhr in Bayern 3. An diesem Donnerstag ist der Bayreuther Pfarrer Hannes Schott zu Gast.

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